Der CO2-Ausstoß in Deutschland ist 2023 nicht nur um 10 Prozent gegenüber 2022 gesunken, sondern auch auf den niedrigsten Wert seit 70 Jahren. Wer diesen starken Rückgang lediglich mit der schwachen Konjunktur begründet, was immer mal wieder zu lesen ist, greift allerdings zu kurz.
Seit Einführung des Klimaschutzgesetzes 2019 hat die Industrie ihre dort festgelegten Ziele fast immer erfüllt. Besonders deutlich widerlegt die energieintensive Chemie-Industrie den ausschließlichen Zusammenhang zwischen Konjunktur und Treibhausemissionen. Die Chemie hat ihren CO2-Ausstoß von 1990 bis 2020 um 55 Prozent reduziert, bei einem Anstieg der Produktion um 61 Prozent.
Alles prima mit dem Klima also? Schön wäre es. Die Industrie kann ihr Ziel der Klimaneutralität bis 2045 nur erreichen, wenn auf Dauer Kohlendioxid aus der Luft entnommen und gespeichert werden kann. Das Verfahren – Carbon Capture and Storage, kurz CCS – gibt es längst. Doch derzeit ist es bei uns noch immer nicht erlaubt. Dieses Problem soll eine „Carbon Management Strategie“ lösen, an der EU-Kommission und Bundesregierung schon seit Längerem arbeiten.
Fachleute wie Ottmar Edenhofer, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, drängen zur Eile. Denn der Aufbau entsprechender Anlagen und das Erschließen von Lagerstätten, etwa unter der Nordsee, braucht Zeit – und Planungssicherheit.
Thomas Goldau schreibt bei aktiv vor allem über Wirtschafts- und Politikthemen. Nach dem Politikstudium an der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg und einem Zeitungsvolontariat beim „Offenburger Tageblatt“ hat er bei Tageszeitungen und einem Wirtschaftsmagazin über den Politikbetrieb in Bonn, Berlin und Brüssel berichtet. Privat zieht es den Familienvater regelmäßig mit dem Wohnmobil in die Ferne.
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