Tuttlingen. Wohl jedem Chirurgen, selbst im entlegensten Winkel der Erde, ist Tuttlingen ein Begriff. Denn die Stadt im oberen Donautal, Baden-Württemberg, gilt als „Weltzentrum der Medizintechnik“. Zu dem Cluster (das ist eine Ballung ähnlicher Unternehmen) zählen mehr als 400 Betriebe! Dabei hat das Städtchen nur rund 38.000 Einwohner.
Viele dieser Unternehmen sind sehr klein, andere groß, wie Aesculap, Karl Storz, KLS Martin oder Henke Sass Wolf. Und alle liefern Technik für die Operationssäle dieser Welt. Zum Beispiel Endoskope, Instrumente, Kamera- und Lasersysteme, Leuchten und Implantate, sogar ganze OP-Roboter-Systeme.
Alles fing mit Messerschmieden an
Doch wie ist dieses wachstumsstarke Cluster eigentlich entstanden? Das weiß Kevin Rodgers, Pressesprecher bei Henke Sass Wolf: „Im 18. Jahrhundert gab es hier viele Messerschmiede, und etliche von ihnen haben sich im 19. Jahrhundert zu Lieferanten etwa von Skalpellen für Operationen weiterentwickelt.“ Mit dem typischen schwäbischen Fleiß eben!
So ist aus der einstigen Arme-Leute-Region nach und nach ein hoch spezialisiertes, boomendes Wirtschaftszentrum geworden.
Seit dem Jahr 2009 gibt es hier auch einen eigenen Hochschulcampus, der zur Hochschule Furtwangen gehört und von vielen Unternehmen mitfinanziert wird, ein bundesweit einzigartiges Modell. Hier kann man zum Beispiel „Industrial Medtec“ studieren. Und so den medizinischen Fortschritt mitgestalten.
Barbara Auer berichtet aus der aktiv-Redaktion Stuttgart vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie Baden-Württembergs – auch gerne mal mit der Videokamera. Nach dem Studium der Sozialwissenschaft mit Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre volontierte sie beim „Münchner Merkur“. Wenn Barbara nicht für aktiv im Einsatz ist, streift sie am liebsten durch Wiesen und Wälder – und fotografiert und filmt dabei, von der Blume bis zur Landschaft.
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