Gießen. Riesige Kräne in den Häfen der Welt, große Schaufelradbagger im Tagebau, imposante Walzwerke in der Stahlerzeugung: Wenn es um gewaltige Maschinen geht, dürfen die Drehgeber und Sensoren der Firma Johannes Hübner in Gießen nicht fehlen. aktiv sprach mit dem kaufmännischen Geschäftsführer Oliver Rüspeler über eine beeindruckende Industrie, in der Software und robuste Sensoren immer mehr an Bedeutung gewinnen.

Herr Rüspeler, wie verändert die Digitalisierung Johannes Hübner?

Die Veränderungen sind für uns enorm. Wir kommen von der Elektromechanik, in unseren Produkten ist jedoch immer mehr Software integriert, um den aktuellen Anforderungen gerecht zu werden. Wir entwickeln intelligente Drehgebersysteme zur Erfassung und Überwachung von Drehzahlen und Positionen. Wir liefern damit die Grundlagen für eine sichere Antriebssteuerung und sorgen zum Beispiel dafür, dass ein Containerkran zur richtigen Zeit beim Beladen abbremst oder dass das Stahlblech die richtige Dicke erhält. Neben dem Funktionsumfang nimmt auch der Zertifizierungsaufwand stetig zu. Die Zahl der Softwareentwickler in unserem Haus steigt damit von Jahr zu Jahr.

Warum benötigt man dafür zertifizierte Sensorik?

Der Europäische Gesetzgeber verlangt sicherheitszertifizierte Geräte zum Schutz von Mensch, Umwelt und Gütern. Je größer eine Gefahr für Schäden eingestuft wird, umso höher sind die Anforderungen an die Sicherheitstechnik. Bei den großen Maschinen muss gewährleistet sein, dass bei einer Gefahr das komplette System sofort abschaltet und die Anlage sicher steht. Hierfür bedarf es robuster und zuverlässiger Sensorik, die Drehzahlen und Positionen erfasst und überwacht. Beim Überschreiten vorgegebener Grenzwerte wird die Anlage sicher abgeschaltet. Für solche Geräte mit zertifiziertem Sicherheits-Integritätslevel (SIL) sind wir der weltweite Marktführer.

Welche Auswirkungen hat das auf Johannes Hübner?

Unsere Produkte sind gefragt. In den letzten zehn Jahren haben wir die Zahl der Beschäftigten von knapp 60 auf über 100 fast verdoppelt. Wir mussten hier lange unter sehr beengten Bedingungen arbeiten. 2010 konnten wir das Nachbargrundstück kaufen und neu bauen. Rund 5 Millionen Euro haben wir investiert. Jetzt genießen wir mehr Raum und Bewegungsfreiheit.

Welche Vorteile hat das für Sie?

Wir treiben die Entwicklung unserer Technologien weiter voran. Haben aber völlig unabhängig davon ein großes Innovationsprogramm „Ab Idee ok!“ aufgelegt, um neue Wege auch außerhalb unseres bisherigen Betätigungsfelds zu gehen. Möglicherweise erschließt uns das völlig neue Produkte und Märkte. Olga Riedl-Hübner, die Inhaberin unseres Unternehmens, ist eine erklärte Förderin von Wissenschaft und Forschung. Ihrem Wunsch entsprechend haben wir nun ein Innovationsteam, das Start-ups und relativ jungen Unternehmen unter die Arme greift. Und das nicht nur mit einer Beteiligung und Geld, sondern auch mit Rat und Tat, kreativen Räumlichkeiten und mehr. Es gibt schon erste, tolle Erfolgsgeschichten.

Also alles richtig gemacht?

Das wird die Zukunft zeigen. Staatliche Förderprogramme oder Banken wollen heutzutage 1.000-fache Absicherung. Also muss sich die Wirtschaft selbst helfen und investieren. Wir sind immer auf der Suche nach Menschen, die gut zu uns passen - als Mitarbeiter und auch als Partner, auch ohne Netz und doppelten Boden.

Zur Person

Oliver Rüspeler von der Firma Johannes Hübner: „Die Zahl der Software-Entwickler in unserem Haus steigt von Jahr zu Jahr.“
Oliver Rüspeler​​​​​​​ Bild: Werk
  • 1970 geboren in Gießen, verheiratet, zwei Kinder
  • Ausbildung zum Großhandelskaufmann und Weiterbildung zum staatlich geprüften Betriebswirt
  • Studium Betriebswirtschaftslehre an der FH Gießen, heute TH Mittelhessen
  • Neun Jahre verschiedene Tätigkeiten in der Entsorgungsindustrie
  • Seit 2009 kaufmännischer Geschäftsführer von Johannes Hübner in Gießen
Maja Becker-Mohr
Autorin

Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.

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