Wann ist die duale Ausbildung am Ende? So lautete die provokante Leitfrage bei der Ausbildungsleiterkonferenz und dem Bildungsforum der Arbeitgeberverbände Nordmetall und AGV Nord Ende 2018. Die Antwort der anwesenden Arbeitsmarktexperten, Unternehmensvertreter und Bildungsforscher fiel eindeutig aus: Die duale Ausbildung ist keineswegs am Ende, sie wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen.

Die Angst vor dem Verlust von Arbeitsplätzen ist unbegründet

Quintessenz der beiden intensiven Tage: Natürlich werden sich bei der Digitalisierung Berufsprofile verändern, neue Berufe entstehen und alte verschwinden. Dennoch bleibt die Umsetzung Aufgabe beruflich qualifizierter Fachkräfte. Allerdings müssen sich die Unternehmen intensiv damit auseinandersetzen, welche digitalen Kompetenzen sie benötigen und ihre Ausbilder entsprechend dazu befähigen.

Auch der Ruf nach komplett neuen Ausbildungsberufen sei verfrüht, so Joyce Müller-Harms, Abteilungsleiterin für Berufsbildung und Arbeitsmarkt bei Nordmetall und AGV Nord: „Unser Ausbildungssystem hat ja gerade den Vorteil, dass nicht eine bestimmte Technik gelehrt wird, sondern die Azubis befähigt werden, mit der jeweils aktuellen Technik einen Beruf auszuüben.“

Aufschlussreiche Einblicke in die betriebliche Praxis

Interessante Einblicke in die Praxis gab es durch die Vorträge der Unternehmensvertreter, die zu der Veranstaltung angereist waren. Einer von ihnen: Christoph Kunz, Leiter des Portfolio-Managements bei Siemens. Er plädierte im Umgang mit der Digitalisierung eindringlich für eine ganzheitliche Betrachtung. Kunz: „Wir müssen uns vom Silo-Denken lösen und interdisziplinär agieren, wenn wir die Herausforderungen der Zukunft meistern wollen.“

Ähnlich die Einschätzung von Lutz Oelsner, der aus seiner langjährigen Tätigkeit als Vorstandschef des Bremer Armaturenherstellers Gestra und als Vizepräsident von Nordmetall mit dem Thema Ausbildung bestens vertraut ist. Sein Credo: „Wir brauchen eine kluge Bildungspolitik. Ganztagsschulen, Bildungsstandards und intensive frühkindliche Förderung müssen Alltag werden.“

Für einen aufschlussreichen und zugleich amüsanten Perspektivwechsel sorgte Eric Breetzke, der aktuell eine Ausbildung im Mercedes-Werk Hamburg macht. Seine Diskussionsbeiträge wurden vom Publikum mehr als einmal mit Applaus bedacht.

Clemens von Frentz
Leiter aktiv-Redaktion Nord

Der gebürtige Westfale ist seit über 35 Jahren im Medienbereich tätig. Er studierte Geschichte und Holzwirtschaft und volontierte nach dem Diplom bei der „Hamburger Morgenpost“. Danach arbeitete er unter anderem bei n-tv und „manager magazin online“. Vor dem Wechsel zu aktiv leitete er die Redaktion des Fachmagazins „Druck & Medien“. Wenn er nicht für das Magazin „aktiv im Norden“ in den fünf norddeutschen Bundesländern unterwegs ist, trainiert er für seinen dritten New-York-Marathon.

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