Königsberg. Vom Tellerwäscher zum Millionär: So lautet das Aufstiegsversprechen des amerikanischen Traums, die Erzählung, dass es jeder mit harter Arbeit, Fleiß und Zielstrebigkeit nach oben schaffen kann.

Nun ja, zum Millionär hat es Kevin Frazier in den vergangenen knapp zehn Jahren bei seinem Arbeitgeber, den Fränkischen Rohrwerken im unterfränkischen Königsberg, noch nicht gebracht. Sein bisheriger Berufsweg, der ihn vom Staplerfahrer zum Logistik-Chef geführt hat, ist trotzdem bemerkenswert.

Frazier (36), eigentlich gelernter Holzbearbeitungsmechaniker, musste mit Mitte 20 aus gesundheitlichen Gründen beruflich ganz neu anfangen – und wurde auf Jobs als Staplerfahrer bei den Fränkischen Rohrwerken aufmerksam. Ein Bekannter, selbst Mitarbeiter der Firma, hatte ihm das in der Region verwurzelte Familienunternehmen als Arbeitgeber empfohlen.

Sein Erfolgsrezept: Einbringen, lernen, Verantwortung übernehmen

„Klar, der Job war zunächst schon ein Rückschritt für mich“, erzählt Frazier. Aber das sei ihm damals egal gewesen. „Ich wollte die Möglichkeiten nutzen, in einem attraktiven Familienunternehmen anzufangen.“ Langfristig würde sich dann schon was ergeben.

Und so kam es auch: Nach sechs Monaten hatte der Neueinsteiger einen unbefristeten Arbeitsvertrag, kam als Springer viel in der Firma rum, wurde Teamleiter, ging später dann sogar für einige Zeit ins Ausland und plante in den USA und Mexiko etwa den Aufbau neuer Logistikhallen. „Meine US-Staatsbürgerschaft und meine Englisch-Kenntnisse haben mir in dieser Zeit sicherlich auch geholfen“, sagt der Sohn einer Deutschen und eines US-Soldaten.

Doch was war wirklich der Grund für diesen beeindruckenden beruflichen Aufstieg? „Sich immer einbringen, neue Aufgaben und Verantwortung übernehmen, ständig dazulernen“, sagt Frazier. Von seinen Chefs sei er dabei immer sehr gefördert und ermutigt worden. „Ich bin von Natur aus jemand, der viel hinterfragt und verbessern möchte“, erzählt er. „Das ist für manche Vorgesetzte bestimmt auch oft nervig, wurde bei mir aber wohl grundsätzlich geschätzt.“

Dabei gab es für den Logistiker auch herbe Rückschläge. So investierte er zweieinhalb Jahre lang nach Feierabend und am Wochenende sehr viel Zeit in seine Weiterbildung zum technischen Fachwirt – nur um den Abschluss dann am Ende, wegen einer verpatzten Prüfung, nicht zu schaffen. „Die Zeit war hart, aber gelernt habe ich trotzdem sehr viel, nicht nur fachlich“, sagt er heute im Rückblick.

Die Erfahrung aus der Anfangszeit hilft heute im Alltag weiter

Scheitern hin oder her, beruflich ging es dann trotzdem voran: Seit 2021 ist Frazier Leiter der operativen Logistik bei der Firmentochter „Fränkische Industrial Pipes“. Dort führt er ein 30-köpfiges Team, das sowohl den Materialfluss für die Produktion sicherstellt als auch den Warenein- und -ausgang zu organisieren hat.

Frazier musste sich erst daran gewöhnen, dass er nun nicht nur in fachlicher Hinsicht stärker gefragt ist, sondern auch deutlich mehr Personalverantwortung bei ihm liegt – und er nun viel häufiger und intensiver mit Menschen umgehen muss. „Als überzeugter Teamplayer habe ich da aber vermutlich instinktiv vieles richtig gemacht“, erzählt der langjährige Fußballer. Trotzdem habe es ihm sehr geholfen, auch in diesen Fragen Weiterbildungen und Seminare besuchen zu können. „Menschenführung wird oft unterschätzt, ist aber extrem wichtig“, findet er.

Nicht nur deshalb hilft es Frazier heute enorm weiter, dass er in der Logistik verschiedene Aufgaben und Prozesse von Grund auf kennengelernt und mit vielen Kollegen schon eng zusammengearbeitet hat. „Teilweise habe ich heute Menschen in meinem Team, die mich vor ein paar Jahren noch angelernt haben.“

Frazier hat einen engen Draht zu seinen Mitarbeitern und will diesen auch weiter pflegen. „Ich versuche, ihre Erfahrungen möglichst stark in Entscheidungen einzubeziehen.“ Er wisse aus eigener Erfahrung, dass sie oft viel näher am operativen Geschäft dran seien – und so wertvolle Tipps geben können. „Ich versuche einfach, als Chef so zu agieren, wie ich es mir früher von meinen Vorgesetzten immer gewünscht habe.“

Nachgefragt

Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?
Ich musste mich damals beruflich umorientieren und habe eine neue Chance gesucht. Die Attraktivität der Firma hat mich überzeugt.

Was reizt Sie am meisten?
Ein Logistiker ist mit vielen anderen Abteilungen in Kontakt, weil man von allen gebraucht wird. So trifft man viele Menschen, das macht die Arbeit abwechslungsreich.

Worauf kommt es an?
Man sollte flexibel sowie ausgleichend sein. Und man darf auch unter Stress nie die Ruhe verlieren.

Michael Stark
aktiv-Redakteur

Michael Stark schreibt aus der Münchner aktiv-Redaktion vor allem über Betriebe und Themen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Darüber hinaus beschäftigt sich der Volkswirt immer wieder mit wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen. Das journalistische Handwerk lernte der gebürtige Hesse als Volontär bei der Mediengruppe Münchner Merkur/tz. An Wochenenden trifft man den Wahl-Landshuter regelmäßig im Eisstadion.

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