Hückeswagen. Die Werkhalle überfüllt, zu wenig Parkraum, kaum Platz für Liefer-Lkws: Diese Zeiten sind für die Firma Neuenkamp vorbei – dank eines großzügigen Neubaus. Anfang 2019 ist die Messerfabrik umgezogen von Remscheid (Bergisches Land) ins 15 Kilometer entfernte Hückeswagen. Hier, im topmodernen Firmengebäude, passt alles. Kosten: rund 5 Millionen Euro. Geschäftsführer Rüdiger Uhlitz freut sich: „Der Neubau war für uns ein Stück weit auch ein Neuanfang.“

Die Produktion ist nun viel flexibler, es konnte von drei auf zwei Schichten pro Tag gewechselt werden. Für fast 1 Million Euro kamen neue Fertigungsmaschinen hinzu, die Lagermöglichkeiten sind besser.

Das Unternehmen ist in seiner Branche einer der führenden Spezialisten

Neuenkamp gehört zu den weltweit führenden Spezialisten seiner Branche. Die Präzisionsschneidwaren – sogenannte Rollenscherenmesser – können pro Minute über einen Kilometer Metallband auf den tausendstel Millimeter genau zertrennen. Wenn nötig, sogar noch präziser.

Seit Mitte der 70er Jahre gehört das 1925 gegründete Familienunternehmen zur Dienes-Gruppe in Overath. In Hückeswagen sind 50 Mitarbeiter beschäftigt, in der Vorfertigung bei Budapest (Ungarn) weitere 70.

Neuenkamp-Kunden sind Autozulieferer, Möbelfirmen und Elektrounternehmen

Beliefert werden etwa Autozulieferer, Möbelhersteller und die Elektro-Industrie. Rund um den Globus: Die Exportquote erreichte zuletzt über 70 Prozent. Wichtige Märkte sind neben Europa die USA und China – und aktuell auch Mexiko. Das Russlandgeschäft sei dagegen massiv eingebrochen, sagt der Geschäftsführer.

Dass sich die Aufbruchstimmung zwischenzeitlich erst mal verflüchtigte, dafür sorgte die Corona-Krise. Sie ließ den Umsatz 2020 zeitweise um 45 Prozent einbrechen. „Wir dachten, wir könnten richtig Gas geben – und dann das“, sagt Uhlitz. Am Ende standen lediglich 11 Millionen Euro Umsatz in der Bilanz – „in normalen Zeiten sind es 18 Millionen“.

Wie die meisten anderen Unternehmen der Metall- und Elektro-Branche musste auch dieser Betrieb Kurzarbeit fahren – und konnte so die Belegschaft an Bord halten.

„Unsere Kunden merken, dass sie wieder investieren müssen“

Inzwischen hat Uhlitz seinen Optimismus wiedergewonnen. Die Aufträge haben seit zwei Monaten „unglaublich stark angezogen“. „Unsere Kunden merken: Sie müssen jetzt wieder investieren und in die Zukunft blicken.“ 2021 dürfte das Unternehmen beim Umsatz „fast auf Normallevel zurückkehren“. Und es sucht inzwischen wieder zusätzliche Mitarbeiter. Uhlitz: „Konkret geht es um zwei Zerspanungsmechaniker Richtung Schleiftechnik.“

Stephan Hochrebe
aktiv-Redakteur

Nach seiner Redakteursausbildung absolvierte Stephan Hochrebe das BWL-Studium an der Universität zu Köln. Zu aktiv kam er nach Stationen bei der Funke-Mediengruppe im Ruhrgebiet und Rundfunkstationen im Rheinland. Seine Themenschwerpunkte sind Industrie und Standort – und gern auch alles andere, was unser Land am Laufen hält. Davon, wie es aussieht, überzeugt er sich gern vor Ort – nicht zuletzt bei seiner Leidenschaft: dem Wandern.

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