Weilheim. Im Vorbeigehen mal eben eine „Emily“ von Rolls-Royce mitgehen lassen? Das geht garantiert schief. Denn die filigrane Kühlerfigur mit dem wehenden Silbergewand ist gut gesichert. Streckt ein Dieb die Hand danach aus, verschwindet sie – klapp – unter der Motorhaube des Automobils. Die Metallteile für die ausgeklügelte Mechanik fertigt das Unternehmen Bechtold in Oberbayern. Die familiengeführte Firma mit rund 100 Mitarbeitenden (Jahresumsatz: 15 Millionen Euro) ist spezialisiert auf die Bearbeitung von Blech. Im Werk Weilheim stellt sie aus Stahl und Aluminium spannende Produkte her, vom einfachen lasergeschnittenen Metallteil bis zu einbaufertigen Systemen.

Auch Anzeigetafeln am Bahnhof stammen aus dem Werk

Das Hauptgeschäft macht sie freilich nicht mit Zubehör von Luxusmobilen, dazu wären die Stückzahlen zu klein. Vielmehr ist Bechtold Zulieferer für Zughersteller. „40 Prozent Umsatz stammen von Kunden aus dem Bahnbereich“, sagt Juniorchef Matthias Bechtold. Das größte Produkt sind hier Verkleidungen für Druckluftbehälter von Bremsanlagen, die oben auf den Zügen sitzen. Dazu kommt noch mehr Eisenbahnausstattung: Metallteile für Zugtüren, Rahmen für Anzeigetafeln am Bahnhof sowie Verkleidungen für Fahrkartenautomaten.

Die Fertigung startet jeweils mit flachen Blechplatten. Sie werden mit Stanzmaschinen geschnitten, dann gebogen (Fachleute sagen „abkanten“) und anschließend geschweißt, geschliffen sowie lackiert, bevor es in die Endmontage geht. Die größten Teile sind für große Diesel- und Gasmotoren beispielsweise in Zügen oder Schiffen bestimmt. Auch Steuerpulte für Untersee-Boote entstehen in der Metallbearbeitungsfirma.

Fluchtwegorientierungsleuchten sind ein weiteres Produkt. Die grünen Wegweiser finden sich zum Beispiel im Pfänder- oder im Gotthardtunnel, aber auch im Münchner Stadtgebiet, etwa im viel befahrenen Luise-Kiesselbach-Tunnel Richtung Garmischer Autobahn. Fingerspitzengefühl ist bei einem weiteren klassischen Bechtold-Produkt gefragt: einer filigranen Leuchte für Glitzerschmuck-Hersteller Swarovski. „Das ist eines der kompliziertesten Blechteile, das wir je hergestellt haben“, so Bechtold.

Acht Module mit je 192 strassbesetzten Sechseck-Elementen zählt die große Leuchte. Eine Herausforderung ist die Logistik, es wurden Leuchten bis in die Südsee geliefert. „Da mussten wir schauen, dass wir nicht zu viel Luft durch die Gegend schicken.“ Übrigens: Die glänzende Außenfassade der Swarovski-Shops entsteht ebenfalls bei Bechtold in Oberbayern. Die Oberfläche ist besonders glatt poliert, damit sich darauf kein Schmutz absetzt.

Event-Catering mit dem neuen Eigenprodukt „Heißer Tisch“

Seit Neuestem hat Bechtold auch ein Eigenprodukt parat: den „Heißen Tisch“ für Erlebnis-Catering. Vor den Augen der Gäste wird damit Gemüse, Fisch oder Fleisch auf einer im Tisch eingelassenen, flachen Metallplatte zubereitet. Der Trick: Wird die Platte erhitzt, bildet sich eine Mulde in der Mitte, sie dient zum Kochen. Klappt auch mit flambiertem Kaiserschmarrn, dem Lieblingsgericht, das Seniorchef Kurt Bechtold gern zubereitet.

Friederike Storz
aktiv-Redakteurin

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.

Alle Beiträge der Autorin