Live dabei sein, wenn Bootsbauer und Zimmerleute aus Eichenstämmen und Krummhölzern ein Schiff aus dem 11. Jahrhundert nachbauen – das können Besucher jetzt im Oldenburger Wallmuseum. Seit Anfang April entsteht dort mit traditionellen Handwerkstechniken ein Fischerboot, wie es die Slawen vor 1.000 Jahren auch selbst gebaut hätten.

Stück für Stück entsteht ein altes Fischerboot

Zwei Bootsbauer werden noch bis Oktober inmitten der historischen Handwerkersiedlung des Museums den Kiel und die Steven mit Äxten formen, Planken hauen, Spanten zurichten, Bootsteile teeren und dann Stück für Stück zusammensetzen. Am Ende wird ein rund zehn Meter langes Boot entstehen, das künftig auch die Küstengewässer der Ostsee befahren soll.

Das Wallmuseum liegt in der Innenstadt von Oldenburg in Holstein unweit des slawischen Walls, einem der bedeutendsten Bodendenkmäler Schleswig-Holsteins. Der Wall zählt zu den ältesten seiner Art in Deutschland, er wurde mitsamt der zugehörigen Siedlung gegen Ende des 7. Jahrhunderts angelegt. Für die Slawen, die den Wall im 11. Jahrhundert besetzten, war die Anlage schon damals so alt, dass sie sie „Starigard“ (alte Burg) nannten.

Heute zeigt das Wallmuseum in zwei Ausstellungen zahlreiche archäologische Funde aus dem Mittelalter, und auf dem Freilichtgelände sind 20 rekonstruierte Gebäude zu sehen. So können die Besucher unter anderem die Halle der Fürsten von Starigard erkunden und slawische Heiligtümer bestaunen.

Vor der Pandemie gab es zudem die jährlichen Slawentage – ein großer Mittelaltermarkt mit Handwerkern, Kriegern und Händlern und aus ganz Europa. In diesem Jahr ist das wegen Corona nicht möglich, die nächsten Slawentage sind erst wieder für 2022 terminiert.

Das Museum ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Da sich die Besuchsregelungen coronabedingt ändern können, empfiehlt sich vor der Anreise ein Blick auf die Website: oldenburger-wallmuseum.de. Derzeit gilt unter anderem: Maskenpflicht in den Innenräumen, die Einhaltung von Abstands- und Hygieneregeln sowie eine Kontaktdatenerhebung von allen Besuchern.

Lothar Steckel
Autor

Als Geschäftsführer einer Bremer Kommunikationsagentur weiß Lothar Steckel, was Nordlichter bewegt. So berichtet er für aktiv seit mehr als drei Jahrzehnten vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie, Logistik- und Hafenwirtschaft, aber auch über Kultur- und Freizeitthemen in den fünf norddeutschen Bundesländern.

Alle Beiträge des Autors