Schondorf. Wenn man nach Ausbildung oder Studium zum ersten Mal voll verdient, sammelt sich oft schon nach kurzer Zeit ein nettes Sümmchen auf dem Girokonto an. Doch dafür gibt es normalerweise keine Zinsen – also sollte man sich langsam mal ums Thema Geldanlage kümmern.
Eine solide, aber nur langfristig sinnvolle Möglichkeit ist das Aktiensparen mit breit streuenden ETF. Wer in kürzeren Zeiträumen denkt, kann grundsätzlich zwischen Tagesgeld und Festgeld wählen. Wo liegt da eigentlich der Unterschied?
Beim Festgeld gilt: Je länger die Laufzeit, desto höher der Zinssatz
Beim Tagesgeld kommt man, wie der Name sagt, täglich an sein Geld heran. Die Bank darf die Zinsen je nach Marktlage erhöhen oder senken. „Manche Kreditinstitute haben für Neukunden auch Angebote mit einer festen Verzinsung in den Anfangsmonaten“, sagt Finanzexperte Sebastian Schick vom Verbraucherportal Biallo.
„Es gibt inzwischen auch Festgeld-Angebote mit Kündigungsmöglichkeit.“
Sebastian Schick, Biallo-Finanzexperte
Beim Festgeld dagegen legt man sein Geld für eine ganz bestimmte Zeit fest an, zu einem festen Zinssatz an: beispielsweise also 3.000 Euro für zwei Jahre zu 2 Prozent Zinsen pro Jahr (was rund 120 Euro Zinsen bringt). Grundsätzlich gilt: Je länger die Laufzeit, desto höher der Zinssatz. „Beim Festgeld sind die Zinsen derzeit etwa doppelt so hoch wie beim Tagesgeld“, so der Experte.
Vor Fristablauf kommt man meistens nicht ans Guthaben auf dem Festgeld-Konto heran
Vor Fristablauf kommt man üblicherweise nicht an ein Festgeld-Guthaben heran. „Inzwischen gibt es manchmal aber auch Angebote mit Kündigungsmöglichkeit.“ Bei so einem flexiblen Festgeld darf der Kunde vorzeitig kündigen, wenn auch nur mit einer bestimmten Kündigungsfrist.
Die aktuellen Tages- und Festgeld-Angebote der Banken findet man über Vergleichsportale wie Biallo oder Check24. „Wer bei ausländischen Kreditinstituten auf Nummer sicher gehen will, sollte darauf achten, dass der entsprechende Staat mindestens ein Rating von AA- hat“, empfiehlt Schick. Dieser Tipp gilt übrigens unabhängig von der Frage, welche Einlagensicherung im Fall einer Bankenpleite greifen sollte.
Beim Festgeld-Sparen flexibel bleiben – das geht mit unterschiedlichen Laufzeiten
Beim klassischen Festgeld ohne vorzeitige Kündigungsmöglichkeit sollte man sich nach Einschätzung des Experten derzeit höchstens für drei Jahre festlegen. Um flexibel zu bleiben, empfiehlt Schick die sogenannte Treppenstrategie: Dabei legt man Teilbeträge mit unterschiedlichen Laufzeiten an. Wer beispielsweise 3.000 Euro sparen möchte, legt also jeweils 1.000 Euro für ein Jahr, für zwei Jahre und für drei Jahre an. „So wird regelmäßig wieder ein Teil des Geldes frei.“ Und diesen Teil kann man dann immer wieder dort neu anlegen, wo es gerade die besten Zinsen gibt.
Was freilich wichtig ist: „Wie sich die Zinsen tatsächlich entwickeln, hängt von der wirtschaftlichen Entwicklung, der Inflation und vor allem von den Zinsentscheidungen der Europäischen Zentralbank ab“, erläutert Schick. Es ist also durchaus möglich, dass die Zinsen in einigen Monaten deutlich höher liegen als heute – aber auch, dass sie in etwa gleich bleiben oder sogar wieder sinken. Ob sich ein Abwarten wirklich lohnt, kann man also wie so oft erst im Nachhinein feststellen.
Silke Becker studierte Soziologie, BWL, Pädagogik und Philosophie. Seit ihrem Abschluss arbeitet sie als Redakteurin und freie Journalistin. Außerdem hat sie mehrere Bücher veröffentlicht. Am liebsten beschäftigt sie sich mit den Themen Geld, Recht, Immobilien, Rente und Pflege.
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