Der Blick zu den Preistafeln der Tankstellen lässt manchen derzeit laut aufstöhnen. Zuletzt haben die Benzinpreise aus mehreren Gründen deutlich angezogen. Zum Glück können Autofahrer bei den Fahrtkosten noch immer auf die Bremse treten, sofern sie ein paar Regeln beachten. Roman Suthold, Mobilitätsexperte vom ADAC Nordrhein, und Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamts, erläutern, mit welchen Tricks die Ausgaben für Sprit sinken.
Warum sind die Spritpreise seit Jahresbeginn so stark angestiegen?
Das liegt zum einen an der CO2-Steuer, die zum 1. Januar 2021 von der Bundesregierung eingeführt wurde, um die Treibhausgase zu reduzieren. Laut ADAC stieg der Preis für einen Liter Benzin allein aus diesem Grund um etwa 7 Cent, für einen Liter Diesel um 8 Cent.
Weitere 3 Cent pro Liter Kraftstoff kommen hinzu, weil zum Jahresbeginn der alte Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent wieder gilt. Er war im Zuge der Corona-Pandemie im Jahr 2020 auf 16 Prozent abgesenkt worden. „Der Hauptgrund für die aktuell weitere Verteuerung ist aber der Anstieg des Rohölpreises“, sagt Roman Suthold, beim ADAC Nordrhein Fachbereichsleiter für Verkehr und Umwelt. Im Vergleich zu Mitte Dezember 2020 sei der Liter Super E10 bis Anfang Mai 2021 um 25 Cent teurer geworden, Dieselfahrer mussten im Mai 21 Cent mehr zahlen als noch im Dezember.
Wann tankt es sich am günstigsten?
Von Tankstelle zu Tankstelle können sich die Benzinpreise enorm unterscheiden, innerhalb einer Stadt kann die Differenz nach Angaben des Bundeskartellamts bei bis zu 22 Cent pro Liter an nur einem Tag liegen. Aber auch jeder einzelne Anbieter wechselt täglich mehrfach seine Preise.
Das Bundeskartellamt hat zuletzt bei mehreren großen Marken sechs Preisspitzen am Tag festgestellt. Die Wettbewerbsbehörde kommt zu dem Schluss, dass die Kraftstoffpreise im Schnitt morgens zwischen 5 und 8 Uhr am höchsten sind und abends zwischen 18 und 22 Uhr am niedrigsten. Der ADAC hat die günstigste Zeit zwischen 20 und 22 Uhr ermittelt. „Am späten Abend werden die Preise dann bei einem Großteil der Tankstellen, die noch geöffnet haben, wieder deutlich angehoben und bleiben nachts auch auf einem vergleichsweise hohen Niveau“, sagt Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamts: „Verbraucherinnen und Verbraucher können also an der Tankstelle mit wenig Aufwand viel Geld sparen.“
Wie viel Geld kann man im Jahr sparen?
Der ADAC hat einen Preisunterschied je nach Uhrzeit und Tankstelle von 11 Cent und mehr ermittelt. Wer 15.000 Kilometer pro Jahr fahre und ein Auto mit einem Verbrauch von acht Litern pro 100 Kilometer besitze, liege bei einem 11 Cent günstigeren Spritpreis demnach bei einem Sparpotenzial von 132 Euro pro Jahr. „So viel Geld muss man weniger ausgeben, wenn man preisbewusst zur richtigen Uhrzeit tankt“, so Experte Suthold.
Der Wochentag spiele tendenziell nicht mehr eine so große Rolle bei der Preisstrategie der Konzerne wie früher. Diverse Apps helfen, die aktuell niedrigsten Preise herauszufinden. Eine Liste dieser Verbraucherdienste, die offiziell zugelassen sind, gibt es online auf der Seite des Bundeskartellamts unter der Rubrik Markttransparenzstelle für Kraftstoffe.
Welche Tankstellen sollten Autofahrer generell meiden?
Dem Bundeskartellamt zufolge macht es preislich nur einen geringen Unterschied, ob Autofahrer auf dem Land oder in der Stadt tanken. Sehr stark merken sie es jedoch im Portemonnaie, ob sie eine Autobahntankstelle nutzen oder nicht. Hier kostet der Liter Sprit im Schnitt satte 25 Cent mehr als an einer normalen Straßentankstelle, so die Behörde in ihrem Jahresbericht für 2020.
Eine Alternative dazu sind die sogenannten Autohöfe, die nicht direkt an der Autobahn liegen, aber meistens in der Nähe der Anschlussstellen. Auch hier werde Kraftstoff zwar etwa 2 bis 5 Cent pro Liter teurer abgegeben als sonst, so die Behörde. Aber das istimmer noch günstiger als an den Raststätten.
Welche Tankstellen sind am günstigsten?
Generell am günstigsten sind laut ADAC die „freien Tankstellen“, die nicht zu einem Konzern gehören. Das liege unter anderem an den geringeren Verwaltungs- und Personalkosten, so Mobilitätsexperte Suthold. „Und sie verzichten in der Regel darauf, dem Sprit Zusatzstoffe beizumischen.“ Das Ergebnis: „Freie“ können ihr Benzin um einige Cent billiger abgeben als Premiumanbieter. Die Kraftstoffqualität sei dabei keineswegs schlechter als bei Markentankstellen.
Lohnt es sich, Super E10 zu tanken?
Wer ein Auto mit Benzinmotor fährt, kann zusätzlich durch den Umstieg auf den günstigeren und umweltfreundlicheren Kraftstoff Super E10 sparen. Es sei denn, der Motor verträgt diesen Kraftstoff mit 10-prozentigem Bio-Ethanol-Anteil nicht. Nach Berechnungen des Bundeskartellamts erhöhte sich der preisliche Abstand vom herkömmlichen E5-Benzin zu E10 im Laufe des Jahres 2020 auf rund 5 Cent pro Liter, im Frühjahr 2021 war E10 bereits bis zu 6 Cent pro Liter günstiger. Hintergrund ist auch hier die neue CO2-Abgabe. Aber nicht nur wegen des günstigen Preises empfiehlt auch der ADAC den Umstieg: „Wenn alle Pkws, die E10 technisch vertragen, auch damit betankt würden, könnten in Deutschland bis zu drei Millionen Tonnen CO2 eingespart werden“, sagt Experte Suthold.
Vorsicht bei Bonusprogrammen
Bei den vielen Bonusprogrammen der Anbieter lohnt es sich laut ADAC, sich genau zu informieren, ob man als Kunde wirklich einen Vorteil davon hat. „Der Rabatt sollte sofort auf der Rechnung zum Tragen kommen beziehungsweise es sollte hinterher Geld zurückgeben“, sagt Suthold. Punkte zu sammeln, mit denen man sich später Produkte aussuchen kann, seien ein reines Instrument zur Kundenbindung und daher kein echter Gewinn für Autofahrer. Die Tankstelle nach dem Bonusprogramm auszuwählen, macht unterm Strich also keinen Sinn. „Aber wenn man an der günstigsten Tankstelle auch noch zusätzlich einen Rabatt bekommt, ist das ein netter Zusatz“, so der Experte.
Weitere Tipps zum Spritsparen
Wer also möglichst abends tankt, an freien Tankstellen und dann auch noch auf E10-Sprit umsteigt, kann Geld sparen. Noch ein bisschengünstiger kann es natürlich werden, wenn Autofahrer weniger Kraftstoff verbrauchen. „Das bedeutet: Flott beschleunigen, möglichst rasch die Gänge hochschalten und dann mit niedrigen Drehzahlen die gewählte Geschwindigkeit beibehalten“, erklärt Suthold. Auch sollte der Reifendruck regelmäßig kontrolliert werden: „Wenn er zu niedrig ist, erhöht sich der Verbrauch.“ Nicht benötigte Geräte wie Klimaanlage oder Sitzheizung sollten ausgeschaltet werden, denn auch sie sind Energiefresser. Letztlich beeinflusst auch das Gewicht des Fahrzeugs, wie schnell sich die Tankuhr nach unten bewegt. Alles, was unterwegs nicht benötigt wird, sollte also zu Hause bleiben. Die gute Nachricht:„Wer seine Fahrweise optimiert, kann bis zu 20 Prozent Sprit sparen“, sagt der Mobilitätsexperte.
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Nach seinem Germanistik-Studium in Siegen und Köln arbeitete Tobias Christ als Redakteur und Pauschalist bei Tageszeitungen wie der „Siegener Zeitung“ oder dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Derzeit schreibt er als freier Journalist Beiträge für Print- oder Onlinemedien. Für aktiv recherchiert er vor allem Ratgeberartikel, etwa rund um die Themen Mobilität und Arbeitsrecht. Privat wandert der Kölner gern oder treibt sich auf Oldtimermessen herum.
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