Nach einer langen Phase der Konstruktion und Entwicklung soll die europäische Trägerrakete „Ariane 6“ im vierten Quartal 2023 nun endlich abheben. Sie ist das Nachfolgemodell der „Ariane 5“, die seit 1996 im Einsatz ist. Die Rakete soll deutlich günstiger sein als ihre Vorgänger und mit einer wiederverwendbaren Oberstufe bestückt werden, um die Entstehung von Weltraumschrott weiter zu reduzieren.

Aber auch beim Transport der Rakete von Bremen zum Startplatz Kourou in Französisch-Guayana (Südamerika) sollen ökologische Aspekte künftig eine größere Rolle spielen. Daher wurde ein spezielles Schiff gebaut, das in dieser Form weltweit einzigartig ist.

Gesamtsegelfläche von fast 1.500 Quadratmetern

Die 121 Meter lange „Canopée“ ist ein maßgefertigter Segelfrachter, der für seine Fahrt über den Atlantik mit vier leistungsstarken Diesel/LNG-Motoren und einem innovativen „Soft Wingsail“-System ausgestattet ist. Es handelt sich dabei um vier rund 30 Meter hohe Tragflächensegel, die bei Bedarf ausgefahren werden und eine Gesamtsegelfläche von annähernd 1.500 Quadratmetern haben.

Aufgrund seiner Konstruktion kann das Hybridschiff alle Teile der Rakete mit einer einzigen Fahrt befördern, was die Umwelt schont und die Transportkosten halbiert. Daneben sollen Solarmodule und Verstellpropeller den Energieverbrauch reduzieren. Zudem ist die „Canopée“ wegen ihres geringen Tiefgangs in der Lage, den Kourou-Fluss bis zum Hafen Pariacabo unweit des Weltraumbahnhofs Kourou zu befahren. Es muss also nichts umgeladen werden.

Ein Joint Venture übernahm den Bau

„Ariane 6“ ist ein Programm der Europäischen Weltraumorganisation ESA, die für die gesamte Startarchitektur verantwortlich ist. Hauptauftragnehmer ist die Ariane Group, ein Joint Venture der zwei Konzerne Airbus und Safran, das gemeinsam mit mehreren Industriepartnern zuständig ist für die Entwicklung und den Bau der Rakete. Vermarktung und Betrieb des Trägersystems übernimmt die Tochter Arianespace.

Auch der Auftrag für den Bau der „Canopée“ ging an ein Joint Venture. Es entstand durch eine Zusammenarbeit des Schifffahrtsunternehmens Zéphyr & Borée mit dem Offshore-Spezialisten Jifmar und agiert unter dem Namen „Alizés“.

Clemens von Frentz
Leiter aktiv-Redaktion Nord

Der gebürtige Westfale ist seit über 35 Jahren im Medienbereich tätig. Er studierte Geschichte und Holzwirtschaft und volontierte nach dem Diplom bei der „Hamburger Morgenpost“. Danach arbeitete er unter anderem bei n-tv und „manager magazin online“. Vor dem Wechsel zu aktiv leitete er die Redaktion des Fachmagazins „Druck & Medien“. Wenn er nicht für das Magazin „aktiv im Norden“ in den fünf norddeutschen Bundesländern unterwegs ist, trainiert er für seinen dritten New-York-Marathon.

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