Die Hamburger Elbphilharmonie ist ein einzigartiges Bauwerk, das seit der Eröffnung Anfang 2017 als neues Wahrzeichen der Hansestadt gilt. Der Bau war eine gewaltige Herausforderung für alle Beteiligten, und das gilt auch für die zuständigen Brandschutz-Experten, denn in dem Gebäude befinden sich neben den zwei Konzertsälen noch 45 Wohnungen und ein großes Hotel. Die Sicherheitsanforderungen waren also erheblich.
Gelöst wurde das Problem vom Branchenspezialisten Minimax, der insgesamt 13.000 Sprinkler in dem Bauwerk installierte. Damit diese ausreichend Wasser erhalten, wurden zahlreiche Strang-, Haupt- und Verteilerleitungen verlegt, alles in allem fast 60.000 Meter.
9.000 Mitarbeiter weltweit
Komplettiert wurde die Installation durch zwei Vorratsbehälter, drei Überwachungszentralen, vier Sprinklerpumpen, 23 Alarmventilstationen, sechs Hydrantenpumpen und 195 Hydrantenschränke. Dafür gab es im Herbst 2017 vom Bundesverband Technischer Brandschutz (bvfa) den „Sprinkler Protected“-Award, mit dem seit 1993 vorbildliche Brandschutzlösungen von Gebäuden ausgezeichnet werden.
Die Minimax Viking Gruppe hat rund 9.000 Mitarbeiter in aller Welt und erwirtschaftet einen Umsatz von 1,7 Milliarden Euro pro Jahr
Minimax, gegründet 1902 von Wilhelm Graaff, zählt zu den führenden Marken im Brandschutz und ist Teil der Minimax Viking Gruppe. Diese erwirtschaftet jährlich einen Umsatz von 1,7 Milliarden Euro und beschäftigt rund 9.000 Mitarbeiter weltweit. Die Unternehmensgruppe zählt in ihrer Branche zu den größten Anbietern weltweit und unterhält mehrere Entwicklungs- und Fertigungsstätten sowie Forschungseinrichtungen.
Bis zu 150 Brandversuche pro Jahr
Eine davon befindet sich am Minimax-Hauptsitz in Bad Oldesloe und gilt als größtes privates Brandforschungszentrum Europas. Geschäftsführer Mike Terlinden: „Die Anlage steht seit 1968. Wir waren das erste Unternehmen Deutschlands mit einem derartigen Zentrum. Damit sind wir in der Lage, pro Jahr bis zu 150 Brandversuche im Maßstab 1:1 durchzuführen.“
Was das konkret bedeutet, wird bei einem gemeinsamen Besuch der Anlage deutlich. Der Versuch, der heute stattfindet, hat mit Autos zu tun. Näheres darf Terlinden nicht verraten, aber die Szenerie ist auch so sehr eindrucksvoll: Auf der Testfläche stehen vier Pkw, die etwas ramponiert aussehen, ansonsten aber noch vollständig ausgestattet sind. Nur der Sprit und das Motoröl wurden abgelassen.
Brandbeschleuniger lässt Auto brennen
Dann wird es ernst. Ein Mitarbeiter schiebt eine Wanne mit Brandbeschleuniger unter das Fahrzeug in der Mitte und zündet die Flüssigkeit an. Nach kurzer Zeit steht der Pkw in Flammen und brennt lichterloh. Alles ist voller Rauch. Aufmerksam beobachten die Experten, die in dem Zuschauerraum hinter einer großen Scheibe sitzen, wie sich die Sprinkleranlage an der Hallendecke über den Fahrzeugen verhält. Und tatsächlich: Als die Temperatur in dem Raum einen bestimmten Schwellenwert erreicht, öffnen sich die Düsen und versprühen einen dichten Wassernebel. Die Techniker sind zufrieden, die Fläche kann für den nächsten Versuch vorbereitet werden.
Maßgeschneiderte Lösungen
„Das Thema Forschung und Entwicklung hat bei uns einen hohen Stellenwert“, sagt Geschäftsführer Terlinden. „Wir bieten maßgeschneiderte Lösungen für ganz unterschiedliche Bereiche, zum Beispiel für Logistikzentren, Autowerke, Büro- und Verwaltungsgebäude und Kraftwerke, aber auch für Schiffe. Das ist ein breites Feld, auf dem man nur erfolgreich bleiben kann, wenn man die eigenen Produkte stetig weiterentwickelt.“
Daher wird auch regelmäßig investiert, zuletzt unter anderem in Wittenberge an der Elbe. Hier baute Minimax für rund 40 Millionen Euro eine zusätzliche Fertigungsstätte, die 2017 eingeweiht wurde. Terlinden: „Wir produzieren dort mit etwa 120 Mitarbeitern speziell beschichtete Rohre für Industrielöschanlagen. Es handelt es sich um Stahlrohre, die innen und außen mit einem besonderen Polymer versehen und so optimal vor Korrosion geschützt sind.“
Hochmoderne Brandmeldesysteme
Rohre spielen generell eine große Rolle bei Minimax, weil Sprinkler naturgemäß nur funktionieren, wenn sie an ein Wassernetz angeschlossen sind. Insgesamt produziert das Unternehmen etliche Tausend Kilometer Rohr pro Jahr – eine Länge, die ausreichen würde, um die Erde mehrfach zu umrunden.
Am besten ist es aber natürlich, wenn die Sprinkler-Anlage gar nicht erst aktiviert werden muss – wenn ein entstehendes Feuer also entdeckt wird, ehe es richtig zu brennen beginnt. Dafür gibt es Brandmeldesysteme, die Minimax in verschiedenen Varianten für gewerbliche Immobilien anbietet.
Löschturbine mit hoher Fernwirkung
Geschäftsführer Terlinden: „Das Geschäft läuft stabil, und selbst Corona hat uns kaum beeinträchtigt.“ Das dürfte auch an dem hohen Innovationsgrad liegen, mit dem Minimax unterwegs ist. Jüngstes Beispiel ist die Löschturbine „MXOne“, die kürzlich auf den Markt kam. Das System hat einen Operationsbereich von 360 Grad und ermöglicht das „Verschießen“ von Wassernebel aus großer Entfernung. Die maximale Wurfleistung des Geräts liegt bei 4.000 Litern pro Minute - das entspricht dem Inhalt von mehr als 20 Badewannen.
Forschungszentrum Brandschutz
Die Anlage auf dem Minimax-Gelände in Bad Oldesloe wurde 1968 eingeweiht. Sie ist die größte private Einrichtung dieser Art in Europa. Das „Brandhaus“ wurde im Laufe der Jahre erweitert und umgebaut. Seit 1987 gibt es einen Prüfstand für Wasserverteilung, 1992 wurde eine Rauchgasreinigung installiert, 1997 kam der Zuschauerraum, das „Kino“, dazu. 2009 erfolgte der Neubau der großen Brandversuchshalle. Pro Jahr lassen sich hier im Maßstab 1:1 bis zu 150 Brandversuche durchführen. Das schnellste Feuer entstand bei einem Versuch mit Polystyrol-Schaum auf Rollen. 18 Sekunden dauerte es von der Zündung bis zur Auslösung des ersten Sprinklers.
Der gebürtige Westfale ist seit über 35 Jahren im Medienbereich tätig. Er studierte Geschichte und Holzwirtschaft und volontierte nach dem Diplom bei der „Hamburger Morgenpost“. Danach arbeitete er unter anderem bei n-tv und „manager magazin online“. Vor dem Wechsel zu aktiv leitete er die Redaktion des Fachmagazins „Druck & Medien“. Wenn er nicht für das Magazin „aktiv im Norden“ in den fünf norddeutschen Bundesländern unterwegs ist, trainiert er für seinen dritten New-York-Marathon.
Alle Beiträge des Autors