Quizfrage für schlaue Zeitgenossen: Was verbindet die Begriffe Edding, Labello und Tesa? Antwort: Sie alle stammen aus Norddeutschland und sind im Laufe der Zeit zu einem Gattungsbegriff geworden; sie stehen also stellvertretend für eine ganze Produktkategorie, obwohl es anfangs reine Markennamen waren.

Dieses Phänomen gibt es aber nicht nur bei Verbraucher-, sondern auch bei Industrieprodukten. Ein Beispiel ist die Firma Pleuger Industries aus Hamburg: Wer von einer „Pleuger-Pumpe“ spricht, der meint spezielle Pumpen, die von einem wassergefüllten Unterwassermotor angetrieben werden.

Einsatz beim Bau der U-Bahn in Berlin

Einsatz finden sie unter anderem als Tiefbrunnen-, Schöpfwerk- oder Polderpumpen in der Energiewirtschaft, im Öl- und Gas-Sektor und im Bergbau. Die Idee geht auf den genialen Ingenieur und Unternehmer Friedrich Wilhelm Pleuger zurück, der ab 1929 in Berlin Unterwasserpumpen mit sogenannten „Nassläufermotoren“ entwickelte. Dieser Pumpentyp machte es zum ersten Mal möglich, Wasser aus großen Tiefen und besonders engen Brunnen zu fördern. Deshalb eigneten sich die Pumpen perfekt für die Absenkung von Grundwasser und wurden beim Bau der U-Bahn in Berlin und später auch in Moskau eingesetzt.

Wie begabt der gebürtige Rheinländer als Konstrukteur war, zeigt sich auch an den vielen Patenten, die auf Pleuger eingetragen sind. 1955 etwa entwickelte er gemeinsam mit einem Kollegen die drehbare Propellergondel für Schiffe und war damit seiner Zeit weit voraus. Dieser Antrieb revolutionierte die Schifffahrt und findet heute weltweit Einsatz.

Ende der 40er Jahre nach Hamburg gezogen

Da seine Produktionsbetriebe in Berlin und Greiz während des Zweiten Weltkriegs weitgehend zerstört wurden, übersiedelte Pleuger Ende der 40er Jahre nach Hamburg. Dort errichtete er im Stadtteil Wandsbek ein neues Werk mit zahlreichen Hallen, das bis heute Hauptsitz des Unternehmens ist.

Hier entstanden auch die Pumpen, die seit 36 Jahren die Alsterfontäne erzeugen. Die Idee dazu lieferte der Rundfunkmoderator Carlheinz Hollmann, der unermüdlich für sein Projekt warb. Mithilfe großer Sponsoren wie Blohm + Voss wurde der Plan realisiert und die Fontäne 1987 eingeweiht.

Stromsparende Pumpe für die Alsterfontäne

Die Fontänenpumpe ist gleichzeitig ein gutes Beispiel für Pleugers hohe Expertise. General Manager Stefan Patzelt: „Die Pumpe hat eine Leistung von 75 Kilowatt und schießt bis zu 200.000 Liter Wasser pro Stunde in die Luft. Trotzdem hat sie einen sehr niedrigen Stromverbrauch, da der Rotor des Motors mit einem Permanentmagnet statt der üblichen Kupferstäbe ausgestattet ist. Das erhöht die Effizienz erheblich.“

Eine smarte Idee, gerade in Zeiten hoher Energiepreise, aber wo kauft man derartige Motoren? „Nirgendwo“, sagt Patzelt. „Wir haben eine hohe Fertigungstiefe und produzieren die meisten Komponenten selbst.“ Und tatsächlich, in der Nachbarhalle kann man den Mitarbeitern dabei zusehen, wie sie die Wicklung mit viel Geschick in die Motoren einbringen.

Erneuerbare Energien bieten neue Chancen

Viele von ihnen sind schon lang an Bord, und die Fluktuation ist für einen Betrieb dieser Größe auffallend niedrig. Das war nicht immer so, denn Pleuger hat bewegte Zeiten hinter sich. Nach dem Tod des Gründers 1972 gab es einige Eignerwechsel, die teils unvorteilhaft waren.

2018 kam der Turnaround, dank einer Übernahme durch den US-Investor Michael Flacks, der die Geschäftsführung an Anton Schneerson übergab. Die Zeit der Verluste endete, und die Zahl der Beschäftigten stieg um 35 Prozent auf jetzt 210. Statt nur Pumpen herzustellen, entwickelt, baut und vermarktet Pleuger nun Komplettlösungen inklusive Zubehör, vom Sensor bis zum Schaltschrank.

Schneerson: „Pleuger hat weltweit einen exzellenten Ruf, und unsere Produkte sind zuverlässig, langlebig und höchst effizient. Gemeinsam werden wir dieses Know-how weiterentwickeln und unsere Chancen im Bereich der erneuerbaren Energien nutzen.“

Clemens von Frentz
Leiter aktiv-Redaktion Nord

Der gebürtige Westfale ist seit über 35 Jahren im Medienbereich tätig. Er studierte Geschichte und Holzwirtschaft und volontierte nach dem Diplom bei der „Hamburger Morgenpost“. Danach arbeitete er unter anderem bei n-tv und „manager magazin online“. Vor dem Wechsel zu aktiv leitete er die Redaktion des Fachmagazins „Druck & Medien“. Wenn er nicht für das Magazin „aktiv im Norden“ in den fünf norddeutschen Bundesländern unterwegs ist, trainiert er für seinen dritten New-York-Marathon.

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