Karlsruhe. Toyota hat bereits 10.000 Stück verkauft, Hyundai liefert ebenfalls ein Modell mit der speziellen Antriebstechnik. Auch von Daimler gibt es so ein Auto, allerdings nur zum Leasen: Die Rede ist vom Wasserstoffauto. Es gilt als umweltfreundliche Alternative zum Elektroauto, da es ohne große Batterie auskommt.
Ein Wasserstoffauto fährt wie ein E-Mobil abgasfrei. Dabei hat auch ein Wasserstoffauto einen Elektromotor. Nur erhält dieser seinen Strom von einer Brennstoffzelle. Die Antriebsenergie wird in der Zelle durch die chemische Reaktion von Wasserstoff mit Sauerstoff erzeugt. Aus dem Auspuff kommt lediglich Wasserdampf statt Abgasen.
Ein geniales Konzept also, falls für die Produktion des Wasserstoffs ausschließlich Ökostrom verwendet wird. „Doch so einfach ist die Sache nicht“, sagt Professor Martin Wietschel, Leiter des Geschäftsfelds Energiewirtschaft am Fraunhofer-Institut ISI in Karlsruhe. „Es gibt beim Wasserstoffauto noch einige Probleme zu lösen.“
Brennstoffzellenautos von Toyota und Hyundai doppelt so teuer wie konventioneller Wagen
Noch ist die aufwendige Herstellung ein großes Problem – was sich im Kaufpreis niederschlägt: So bietet Toyota seinen Brennstoffzellen-Pkw Mirai für 80.000 Euro an; der Hyundai Nexo kostet 70.000 Euro. Die beiden Autos sind etwa doppelt so teuer wie ein vergleichbarer Diesel oder Benziner. „Dabei subventionieren die Hersteller den Verkauf wahrscheinlich noch“, so Wietschel.
Deshalb sind solche Fahrzeuge bei uns noch kaum zu sehen. Laut Kraftfahrt-Bundesamt waren Anfang 2019 gerade einmal 386 Wasserstoff-Fahrzeuge zugelassen – bei einem Bestand von 57,3 Millionen.
In Deutschland sind Mercedes, Opel, Audi und BMW am Thema dran
Die Brennstoffzelle geht ins Geld. Allerdings sieht Wietschel ein großes „Potenzial, die Herstellungskosten zu drücken“. Wenn die Produktionszahlen steigen – und es gelingt, die Menge des teuren Platins in der Zelle zu verringern.
Vor allem in Asien und Deutschland arbeiten Autobauer und Zulieferer an der Wasserstofftechnik. Hierzulande sind es neben Mercedes auch die Hersteller Opel, Audi und BMW. Mercedes präsentierte übrigens 1994 den ersten Prototyp weltweit.
Die Reichweite ist ein großer Pluspunkt
Für die Ingenieure lohnt es sich, dranzubleiben. Schließlich hat das Wasserstoffauto einen großen Vorteil gegenüber dem Batterie-Fahrzeug: die Reichweite. 500 Kilometer am Stück sind kein Problem, auch bei laufender Klimaanlage oder extremer Kälte. Und das Tanken dauert nur so lange wie beim klassischen Verbrenner.
Noch ist das Tankstellennetz für Wasserstoffautos (über 70 bundesweit) dünn. Aber das ändert sich. Ende des Jahres werden es 100 sein. Bis 2023 soll das Netz auf 400 Stationen ausgebaut werden. Da ist also noch einiges für eine optimale Versorgung zu tun.
Der Durchbruch kommt – aber zunächst bei Lkws
Wann kommt nun der Durchbruch? „Vielleicht schon in fünf bis sieben Jahren“, schätzt Wietschel. Allerdings weniger beim Pkw, sondern vor allem bei Nutzfahrzeugen – weil man Fernbusse und schwere Lkws für den Ferntransport derzeit kaum mit Batterien betreiben kann. Und weil die Brennstoffzelle umso länger hält, je mehr ein Fahrzeug bewegt wird.
Bei Nutzfahrzeugen spielen zudem die Anschaffungskosten nicht die wichtigste Rolle. Wohl aber die Energiekosten. „Wenn es gelingt, Wasserstoff aus erneuerbaren Energien kostengünstig herzustellen, ist der Wasserstoffantrieb eine gute Option.“