Stuttgart. Nervenkitzel ist garantiert, wenn Neugierige sich an den Kraterrand von Hekla wagen. Der knapp 1.500 Meter hohe Berg ist einer der aktivsten Vulkane Islands. Wanderer müssen deshalb eine Warn-App aufs Handy laden – und notfalls schnell sein: Denn Hekla kann plötzlich Feuer spucken. Die letzten Male nur 30 bis 80 Minuten nach einem ersten leisen Magenknurren in ihrem Bauch.

Wissenschaftler des Isländischen Meteorologischen Büros wollen ein dauerhaftes Frühwarnsystem für Hekla entwickeln. Eine Hauptrolle spielt dabei ein Kabel von Lapp, dem Weltmarktführer für Kabel- und Verbindungstechnologie. Es verbindet sechs Seismometer auf dem Vulkan mit einer Datenzentrale.

Das Kabel leitet Messdaten in eine Richtung und Strom in die andere

Die Seismometer messen auch kleinste Bewegungen im Boden. Da die Vorwarnzeit so kurz ist, müssen die Messdaten sofort an die Zentrale übermittelt werden. Normalerweise funktioniert die Übertragung per 3G-Mobilfunk, hier ist das aber nicht möglich. Denn die Energie für die Modems liefern üblicherweise Solarzellen – im isländischen Winter ist es dafür jedoch zu dunkel. Deshalb rollten die Geophysiker ein drei Kilometer langes Ethernetkabel aus. Es schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe: Über zwei getrennte Adernpaare leitet es die Messdaten in eine Richtung und Strom von drei kleinen Windrädern für den Betrieb der Seismometer in die andere.

Vaseline im Kabel verhindert die Ausbreitung von Wasser

Das Kabel ist tough: Im harten Vulkanboden kann man es nicht vergraben, deshalb verläuft es oberirdisch. Es muss messerscharfem Gestein, Kälte und Hitze trotzen. Auch im Sommer kann auf der Hekla Schnee liegen, im isländischen Winter sind die Temperaturen eisig. Trotzdem kann der Boden heiß sein: In nur einem halben Meter Tiefe messen die Geophysiker 50 Grad.

Außerdem strömen an manchen Stellen hochkorrosive Gase aus dem Boden, denen das Kabel standhalten muss. Und falls je Wasser eindringen sollte – etwa an den Anschlüssen der Seismometer –, darf es sich im Kabel nicht verteilen. Deshalb ist es mit Vaselin gefüllt, das die Wasserausbreitung stoppt. Wie lange das Kabel noch im Dienst sein wird? So genau weiß man das nicht: bis zum nächsten Ausbruch der Hekla.

Ursula Wirtz
aktiv-Redakteurin

Als Mitglied der Stuttgarter aktiv-Redaktion berichtet Ursula Wirtz aus den Metall- und Elektrounternehmen in Baden-Württemberg sowie über Konjunktur- und Ratgeberthemen. Sie studierte Romanistik und Wirtschaftswissenschaften. Später stieg sie bei einem Fachzeitschriftenverlag für Haustechnik und Metall am Bau in den Journalismus ein. Neben dem Wirtschaftswachstum beobachtet sie am liebsten das Pflanzenwachstum in ihrem Garten.

Alle Beiträge der Autorin