München. Bayerns Betriebe setzen immer mehr auf digitale Technologien. Cloud-Lösungen und Big Data werden wichtiger. Neun von zehn Unternehmen nutzen Homeoffice und Videokonferenzen. Dafür braucht es Bandbreite und leistungsfähige Netze zur Datenübertragung, im Festnetz wie mobil.

Wo steht Bayern beim Netzausbau? Und welchen Bedarf haben die Unternehmen? Zwei Studien der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) beschäftigen sich mit diesen Fragen.

„Der Netzausbau hat dank der Förderpolitik im Freistaat in den vergangenen Jahren deutliche Fortschritte gemacht“, so Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der vbw bei der Vorstellung der Studien. Jetzt gilt es den Kurs zu halten – und bedarfsgemäß einen Gang hochzuschalten.

Im Bundesvergleich schneidet Bayern gut ab

Nach der Studie zum Bedarf der Unternehmen sind 60 Prozent der Betriebe in Bayern mit der Bandbreite im Festnetz zufrieden. Ein Höchstwert in der mehrjährigen Reihe. Auch der zusätzlichen Belastung und dem Digitalisierungsschub durch die Pandemie haben die Netze demnach standgehalten. Dennoch mahnen die Firmen weiter Handlungsbedarf an: 54 Prozent sehen sich nach wie vor durch ein unzureichendes Festnetz im Geschäft beeinträchtigt, 72 Prozent sind es beim Mobilfunknetz.

Im Bundesvergleich schneidet Bayern allerdings überdurchschnittlich gut ab, wie die Studie zum Versorgungsgrad ergab. So sind im Freistaat bereits rund 90 Prozent aller Haushalte und Gewerbestandorte mit Geschwindigkeiten von mindestens 100 Megabit pro Sekunde ans Netz angeschlossen. In ländlichen Regionen verfügen mehr als Dreiviertel der Haushalte über Anschlüsse in dieser Übertragungsgeschwindigkeit, deutschlandweit sind es nur knapp 69 Prozent.

Noch schneller ist Glasfaser. „Kein Bundesland unterstützt seine Kommunen beim Ausbau stärker als der Freistaat“, sagte Albert Füracker, Bayerischer Staatsminister für Finanzen und Heimat. Gigabit bis in jedes Haus bleibe das Ziel. Abdeckung in der Fläche bis 2025 ist aus Sicht der vbw erforderlich. Da ist noch viel zu tun: 2021 verfügten 18 Prozent der Haushalte in Bayern über Glasfaser, im Bund 15,8 Prozent.

Mehr Masten und straffere Genehmigungsverfahren

Bei Glasfaser ist noch nicht Schluss. Der neue Mobilfunkstandard 5G ist ein weiterer Schritt im Ausbau der digitalen Infrastruktur. Straffere Genehmigungsverfahren und Erleichterungen bei der Standortsuche für Mobilfunkmasten braucht es aus Sicht der Wirtschaft, um dem privatwirtschaftlichen Ausbau den nötigen Schub zu verleihen.

Schließlich müssten auch Widerstände aus der Bevölkerung adressiert werden. Hier gelte es Sorgen vor gesundheitlichen Schäden auszuräumen. „Wir müssen den Nutzen einer leistungsfähigen digitalen Infrastruktur noch stärker herausstellen“, so Brossardt.

Fazit: Bayern kommt voran, aber andere Länder wie Südkorea und Schweden sind weiter. „Hier müssen wir Boden gut machen.“

Friederike Storz
aktiv-Redakteurin

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.

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