Gelnhausen. Sie sind die drei besten Absolventen des Jahrgangs 2020: Deborah Tischner, Marcel Hein und Maximilian Primus haben ihren Abschluss an der Technikerschule für Kunststoff- und Kautschuktechnik in Gelnhausen mit Top-Noten gemacht. Die 26-jährige Deborah Tischner zum Beispiel überzeugte mit der Abschlussnote 1,3.

Mit Begeisterung erzählt die junge Frau von den letzten zwei Jahren. „Vom frühen Morgen bis zum Nachmittag war der Tag bestens ausgefüllt. Uns wurde nicht eine Minute langweilig“, berichtet sie. Mit ihrem Job zuvor bei Opel in Rüsselsheim war die technische Modellbauerin nicht mehr so zufrieden gewesen. Er füllte sie nicht aus. „Ich wollte irgendwie mehr, suchte was anderes.“

Dann wurde sie im Internet fündig, auf der Homepage der Technikerschule der Beruflichen Schulen in Gelnhausen. „Was die bietet, hörte sich super an. Die Grundlagenkenntnisse hatte ich. Und ich wollte auf jeden Fall wieder etwas in der Werkstatt machen. Das gefällt mir sehr.“ Ihr Eindruck sollte sie nicht täuschen. Sie lernte jede Menge Neues: mit CAD-Software konstruieren, speicherprogrammierbare Steuerungen einsetzen und im Labor chemische Prozesse untersuchen.

Namhafte Maschinenbauer stellen der Technikerschule Apparate zur Verfügung

Dass neun der zwölf Mitschüler Männer waren, war kein Problem. „Schließlich waren wir immerhin drei Frauen. Und die Zusammenarbeit mit Männern kenne ich von Opel. Es hat riesig Spaß gemacht, ich kann die Ausbildung jedem empfehlen.“

Die guten Abschlussnoten von ihr und ihren Kollegen überzeugten die Juroren vom Arbeitgeberverband der Deutschen Kautschukindustrie. Sie haben die drei Klassenbesten jetzt ausgezeichnet – mit einer Urkunde sowie je 1.000 Euro Preisgeld.

Auch Maximilian Primus schloss mit 1,3 ab. Ihm hat besonders die Projektarbeit an der automatisierten Spritzgussmaschine viel Spaß gemacht. „Der Maschinenpark der Schule ist super“, erzählt der 30-Jährige. Die Hightech-Automaten hätten ihn total überrascht. Nahezu jeder namhafte Maschinenbauer habe der Technikerschule eine Anlage zur Verfügung gestellt. Und vom Arbeitgeberverband habe sie einen kollaborierenden Roboter erhalten. „Der ist der Hammer. Der Robi lässt sich leicht programmieren und kann einfache Tätigkeiten sofort übernehmen.“

Fachkräfte mit noch mehr Wissen als Facharbeiter plus Praxis-Know-how

Ursprünglich hatte Primus an der Uni Osnabrück Kunststofftechnik studieren wollen. Doch das war ihm zu theoretisch, er suchte mehr praktische Anwendungen. Deshalb zog er von Osnabrück in Niedersachsen ins hessische Gelnhausen und bewarb sich bei den Beruflichen Schulen. Dort fand er eine Wohnung bei einer pensionierten Lehrerin.

Einen ausgezeichneten Abschluss legte auch Marcel Hein hin. Beim Besuch des aktiv-Redakteurs in Gelnhausen war er jedoch erkrankt. Hein hatte nach einer Ausbildung beim Unternehmen Veritas in Gelnhausen kurz in der Fertigung gearbeitet und sich dann bei der Technikerschule beworben. Auch er schloss die Weiterbildung mit Bravour ab, mit der Note 1,4. Neben der guten Kombination aus Theorie und Praxis gefiel ihm der familiäre Charakter. „Wir haben uns alle super verstanden, waren abends auch öfter mal gemeinsam auf Tour.“

Gegründet wurde die Technikerschule 1990. „Unternehmen aus dem Kinzigtal suchten damals dringend nach qualifiziertem Nachwuchs“, berichtet Arnold Flach, Abteilungsleiter an den Beruflichen Schulen in Gelnhausen. „Die Betriebe wünschten sich Fachkräfte mit mehr Wissen als Facharbeiter und mehr Praxis-Know-how, als Universitäts-Absolventen es mitbringen.“

Bisher wurden in Gelnhausen über 530 Techniker ausgebildet

Aktuell sind 24 Schüler in zwei Jahrgängen eingetragen. Bisher hat die Technikerschule über 530 Fachkräfte ausgebildet. Flach: „So gut wie alle haben später auch einen Job gefunden.“

Auch für die drei Preisträger hat sich das Büffeln gelohnt. Deborah Tischner hat nun einen abwechslungsreichen Job in der Qualitätssicherung bei Opel. Marcel Hein fand bei einem Autozulieferer im Kinzigtal eine Stelle. Und Maximilian Primus war zuletzt in aussichtsreichen Gesprächen mit einem Industriebetrieb. 

Lernen an der Technikerschule

  • Die Ausbildung: Sie erfolgt als zweijährige Vollzeitausbildung. Zur Ausstattung der Schule gehören ein Technikum, modernste Prüf- und Messtechnik, Automatisierungs- und Konstruktionstechnik.
  • Der Abschluss: Die jungen Leute legen einen Abschluss als staatlich geprüfter Techniker oder geprüfte Technikerin ab.
  • Die Zusatzqualifikationen: Man kann sich zum Qualitätsassistenten weiterbilden, die Fachhochschulreife erwerben oder die Ausbildereignungsprüfung ablegen.

Weiterbildung

Die Unternehmen legen Wert auf Qualifizierung.

  • Viel Geld: 33,5 Milliarden Euro investiert die Wirtschaft pro Jahr in Weiterbildung.
  • Engagierte Unternehmen: 85 Prozent der Unternehmen machten da 2017 mit.
  • Fleißige Mitarbeiter: 17,3 Stunden absolvierte im Durchschnitt jeder Mitarbeiter.
Werner Fricke
Autor

Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.

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