München. Für Chip-Entwickler gibt es in der Bundesrepublik einen wichtigen Ort: Und das ist München. Die bayerische Landeshauptstadt zieht mit ihrem attraktiven Umfeld seit Jahren große Namen aus der Halbleiterbranche im In- und Ausland an.

Während man Mikroelektronik in Deutschland vor allem am Standort Dresden (Sachsen) fertigt, wo auch der Hersteller Bosch zum Jahresende in seiner neuen Chipfabrik (Investitionen: 1 Milliarde Euro) die Serienfertigung startet, finden Entwicklung und auch das Marketing für die schlauen Bauteile überwiegend beim Nachbarn in Bayern statt.

Das Konzept von „Laptop und Lederhose“ des ehemaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber ging auf. Die „Wiesn“-Metropole zwischen Isar und Alpen zieht Fachkräfte und Hightech-Firmen an wie ein Magnet. Auch globale Größen aus der digitalen Welt wie Amazon, Microsoft und der Suchmaschinenkonzern Google haben sich längst hier angesiedelt. Man schätzt die deutschen Ingenieure.

Gut ausgebildeter Nachwuchs von Münchens Hochschulen

Rund um München konzentriert sich Wissen um die hochkomplexen Schaltkreise. Der Standort hat viele Vorteile: Forschungseinrichtungen wie Fraunhofer-Gesellschaft und Max-Planck-Institut bilden Netzwerke und Kooperationen. Gut ausgebildeter Nachwuchs kommt von den Hochschulen Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) und der Technischen Universität München (TUM).

Jüngster Homerun für den Standort ist die Entscheidung vom iPhone-Hersteller Apple. Er investiert mehr als 1 Milliarde Euro in „Minga“, baut seine Chipentwicklung in der Landeshauptstadt aus. Der Standort soll zum Europäischen Zentrum für Chipdesign werden, Schwerpunkt: Konnektivität und drahtlose Technologien.

Dazu will der kalifornische Konzern vor Ort Hunderte neuer Mitarbeiter einstellen. Rund 1.500 Entwickler sind hier bei dem Tech-Riesen schon beschäftigt. Vor zwei Jahren schluckte er zudem Teile seines deutsch-britischen Zulieferers Dialog Semiconductor in Germering – inklusive Patenten und 300 Ingenieuren.

Chips von Infineon stecken an vielen Stellen im Automobil

Auch andere großen Namen sind rund um München vertreten. Vom Weltmarktführer Intel im Osten in Feldkirchen bis zu Texas Instruments, das in Freising unweit des Flughafens sogar ein eigenes Werk betreibt. Auch alle anderen führenden Anbieter sind da. Qualcomm, der weltgrößte Anbieter von Handychips, Intel-Rivale Nvidia sowie NXP und ST Microelectronics, beides Wettbewerber von Infineon.

Der Münchner Chiphersteller ist vor allem bei Chips für die Automotive-Branche stark aufgestellt. Sie sind derzeit gefragt wie nie. Die Bauteile stecken an vielen Stellen im Fahrzeug. Von der Bordnetzsteuerung über die Fahrzeugelektronik, Beleuchtung bis hin zur Federung und dem Fahrerassistenzsystem. Auch im Antriebsstrang für Hybrid- und E-Mobile sind immer mehr Halbleiter verbaut.

Infineon produziert sie ebenfalls in Dresden wie auch Bosch und viele Auftragsfertiger (etwa Globalfoundries) – aber auch in Regensburg in der Oberpfalz. Das Campeon, größter Entwicklungsstandort von Infineon mit mehr als 5.000 Mitarbeitern, sitzt aber bei München, gleich hinter der Stadtgrenze in Neuperlach.

Friederike Storz
aktiv-Redakteurin

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.

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