Hann. Münden. Wenn Benjamin Gück am Wochenende mit seinen Freunden beim Bier zusammensitzt, kennt er genau das Etikett auf seiner Flasche. In den meisten Fällen hat er es nämlich selbst gedruckt: Der 21-Jährige ist Auszubildender zum Medientechnologen Druck bei der Multi-Color Corporation, kurz MCC, am Standort Hann. Münden.
MCC ist Spezialist für Premium- Etiketten und Zulieferer für große Getränkehersteller. Hier arbeitet Gück direkt an der Maschine, bereitet den Druck vor und reagiert immer wieder neu auf Farben, Materialien und Mischungsverhältnisse. Wenn es nach ihm geht, lassen sich die Eigenschaften eines guten Auszubildenden schnell zusammenfassen: „Seinen Pflichten nachkommen, aufmerksam sein und viel von Kollegen mitnehmen, die schon lange im Beruf sind.“
„Jede Einstellung an der Maschine hat Auswirkungen auf den Druck“
Nach seinem Fachabitur reiste er zunächst ein Jahr durch Asien und Europa: „Um Menschen und Länder kennenzulernen.“ Auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz stolperte er über die Anzeige der Etikettendruckerei. „Aber ich konnte mir unter dem Begriff Medientechnologe Druck nichts vorstellen.“ Aus Neugierde rief er Personalleiter Günter Lohmann an, informierte sich und entschied sich nach einem Werkbesuch für die Ausbildung.
Mittlerweile ist Benjamin Gück im dritten Ausbildungsjahr und kennt sich mit Farbmustern, Lösemitteln und Druckmaschinen gut aus. Vor gut zwei Jahren verunsicherten ihn noch die Maschinen, die Lautstärke und der Geruch von Lösemittel und Farbe.
Hinzu kommt, dass er aufgrund der lösungsmittelbasierten Farben im explosionsgeschützten Bereich arbeitet: „Da musste ich mich erst rantasten“, so Gück. „Jede Einstellung an der Maschine hat Auswirkungen auf das Druckergebnis. Da ist jedes Einzelteil wichtig für den gesamten Zusammenhang.“ Nun steht er mit Farbsprenkeln auf der Mütze vor der Maschine und erklärt ohne viel zu überlegen, wie sich welche Farbe auf Kunststoff, Aluminium und Papier verhält. Er weiß, wie er Farben anmischen muss und wie er mit blauer oder schwarzer Farbe das Rot in eine dunklere Richtung lenken kann.
Bei den älteren Kollegen kann man sich viel abgucken
Probleme im Arbeitsprozess löst er auf seine eigene Art: „Ich habe mir so ein kleines Büchlein geschrieben – ich nenne es meine Druckerbibel.“ Darin schreibt er alle Probleme und mögliche Ursachen auf, um sie schnellstmöglich zu lösen: „Wenn man nicht schnell handelt, entsteht an der Maschine eine Menge Müll – schließlich wickeln die Walzen bis zu 400 Meter lange Etikettenbahnen in der Minute auf.“ Wenn sein Buch nicht weiterhilft, helfen Maschinenführer oder Meister.
Dieser Zusammenhalt unter den Kollegen ist es, was Gück im Arbeitsalltag motiviert: „Gerade die Arbeit mit den älteren Kollegen macht Spaß“, sagt Gück. „Nur diejenigen, die seit Jahren an den Maschinen stehen, kennen die kleinen Tricks: hier eine halbe Drehung am Zahnrad, dort ein bisschen mehr Druck. Es ist schon wichtig, sich das von den Älteren abzugucken.“
Nach der Ausbildung stehen einem viele Wege offen
Im Gegenzug bringt Benjamin Gück frischen Wind in die Fabrik und hinterfragt so manchen Prozess: „Wenn ich frage: ‚Warum machen wir das so?‛, dann müssen die Kollegen oft selbst überlegen und sich Gedanken machen.“
Wie es nach seiner Ausbildung weitergeht, weiß er noch nicht genau. Er möchte sich definitiv weiterbilden, vielleicht beginnt er sogar ein Ingenieursstudium im Bereich Druck: „Aber das hat noch Zeit. Erst möchte ich die Ausbildung abschließen und Berufserfahrungen sammeln.“
Auch seine Freunde wussten erst nicht, wie abwechslungsreich eine Ausbildung in einer Druckerei sein kann: „Meine Freunde meinten, stell dir doch einen normalen Drucker in die Ecke, dann kannst du auch drucken. Aber in den Dimensionen ist es natürlich etwas anderes“, lacht er. Seine Ausbildung empfiehlt er jedem weiter, der ein Auge für Kleinigkeiten hat: „Es ist ein guter Einstieg. Man kann sich in der Ausbildung in viele Richtungen orientieren, danach stehen einem viele Wege offen.“
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