Altena/Iserlohn. Die weiß-blauen T-Shirts sind schmutzig braun, der Dreck sitzt bis hinter den Ohren: Neun Kilometer Hindernislauf durch Schlamm, Matsch und Wasser hinterlassen Spuren – und machen einen Riesenspaß. „Das war cool“, sagt Robin Lengenfeldt und strahlt: „Der Tough Mudder Half in Arnsberg hat uns zusammengeschweißt. Die Hindernisse kann man nur gemeinsam überwinden.“

Der 21-Jährige hat sich ordentlich in die Organisation des Team-Events im Stahldrahtwerk Lüling reingehängt, unter anderem die 130 Kollegen in Altena und Iserlohn angesprochen, die T-Shirts besorgt. Eigentlich nicht sein Job, aber Robin Lengenfeldt hat vieles im Blick.

Lüling produziert hochwertigen Draht für sicherheitsrelevante Teile

Der junge Mann macht seit zweieinhalb Jahren bei Lüling eine Ausbildung zum Werkstoffprüfer. Der hochwertige Draht wird oft zu sicherheitsrelevanten Teilen für die Auto- und die Bau-Industrie oder den Maschinenbau weiterverarbeitet. Da muss alles stimmen.

Die Werkstoffprüfer untersuchen das Material im Wareneingang, kontrollieren die Bäder in der Oberflächenveredelung, prüfen, ob sich die Werkstoffe in der Glühe und beim Kaltziehen wie gewünscht verändern. Sie arbeiten aber auch an der Entwicklung neuer Produkte mit – die Aufgaben sind breit gefächert. Lengenfeldt:„Es ist genau das, was ich machen wollte.“

Dass er beim Draht gelandet ist, kommt nicht von ungefähr. „Mein Großvater und Urgroßvater haben schon in der Draht-Industrie gearbeitet. Ich wollte auch immer was mit den Händen machen, für die Region, für die Stadt, für mich selbst“, sagt der Altenaer traditionsbewusst. Sein erstes Praktikum machte er folgerichtig in einem Drahtwerk – allerdings im Büro: „Nach einer Woche war mir klar, dass das nichts ist.“ Lüling lernte der Gymnasiast durch Ferienjobs und die Management AG der Schule kennen. Nach einem letzten Praktikum dort war dann alles geritzt.

„Die Ausbildung hat sich als der beste Weg herausgestellt“

„Es hat sich als der beste Weg herausgestellt“, ist sich Lengenfeldt sicher. „Freunde, die gefragt haben, warum ich nicht studiere, haben mittlerweile das Fach gewechselt oder das Studium abgebrochen.“ Er hat in der Zeit schon Geld verdient und genießt es, viel ausprobieren und zunehmend neue Aufgaben und Verantwortung übernehmen zu können. Seine Ausbildung sieht er als Basis, auf der er sich weiterqualifizieren kann.

Für den Weg möchte er andere Jugendliche interessieren, erzählt davon in Sport- und Schützenverein oder in der Management AG. Da führt er jetzt selbst durch den Betrieb und gibt Bewerbungstipps.

Er steht auf Ausbildungsmessen am Stand und engagiert sich im Azubi-Marketing. Und hat natürlich den nächsten Tough-Mudder-Lauf im Blick. Dass sich da wieder ein Lüling-Team durch den Schlamm kämpft, ist so gut wie sicher.

Persönliches

Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?

Ich wollte immer was mit den Händen machen. Und mit meinem Interesse an Naturwissenschaften bin ich hier genau richtig.

Was reizt Sie am meisten?

Probleme zu lösen. Sich in etwas reinzufuchsen und herauszufinden, was mit dem Werkstoff ist.

Worauf kommt es an?

Eigenständiges und qualitäts- bewusstes Arbeiten ist sehr wichtig.

Hildegard Goor-Schotten
Autorin

Die studierte Politikwissenschaftlerin und Journalistin ist für aktiv vor allem im Märkischen Kreis, Hagen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis unterwegs und berichtet von da aus den Betrieben und über deren Mitarbeiter. Nach Studium und Volontariat hat sie außerdem bei verschiedenen Tageszeitungen gearbeitet und ist seit vielen Jahren als freie Journalistin in der Region bestens vernetzt. Privat ackert und entspannt sie am liebsten in ihrem großen Garten

Alle Beiträge der Autorin