Osterode. Sie oder du? Wie ist das mit dem Smartphone am Arbeitsplatz? Und wie mit der Berufsschule? Bald starten in den Metall- und Elektrobetrieben die neuen Auszubildenden. Worauf kommt es an, damit das gut klappt? Das hat aktiv zwei Beschäftigte der Piller Group gefragt: den Ausbildungsleiter Jens Beushausen und den stellvertretenden Sprecher der Jugend- und Auszubildendenvertretung Moritz Coesfeld.

Wie ist das im Betrieb? Siezt oder duzt man sich?

Beushausen: Sie oder du, das ist bei uns immer wieder ein Thema. Im Team duzt man sich. Aber auch wenn wir uns alle gut verstehen und der Umgangston locker ist – Auszubildende und Ausbilder siezen sich. Die Distanz kann wichtig sein, sollte es mal zu disziplinarischen Maßnahmen kommen.

Coesfeld: Mit der Regel haben wir Auszubildenden kein Problem. Neue Azubis sollten in ihrem Betrieb einfach nachfragen, wie das gehandhabt wird.

Was ist mit dem Smartphone am Arbeitsplatz?

Beushausen: In der Fertigung ist das grundsätzlich untersagt. Da ist eine klare rote Linie. In der Ausbildungswerkstatt dagegen ist es oft sehr praktisch, Fotos von einer Schaltung zu machen oder Datenblätter runterzuladen. Daher machen wir es von der Situation abhängig.

Coesfeld: Dass die Auszubildenden einfach nur daddeln und auf dem Smartphone spielen, kommt hier so gut wie nie vor. Generell denke ich: Ein guter Eindruck ist wichtig. Am Anfang sollte das Telefon daher in der Tasche bleiben.

Wie findet man Anschluss in der Belegschaft?

Beushausen: In der ersten Woche bekommt jeder Neue einen älteren Auszubildenden als Ansprechpartner an die Seite. Beide gehen dann gemeinsam durch den Betrieb bis hin zum Geschäftsführer. So spricht sich schnell herum, dass die Neuen da sind. Alle haben ein offenes Ohr und helfen gern. Meistens sind die neuen Azubis überrascht, wie nett alle sind, in der Produktion wie im Büro.

Coesfeld: Von uns, der Jugendvertretung, bekommen die Auszubildenden Präsentationsmappen mit Antworten auf alle wichtigen Fragen. Und einmal im Jahr gibt es eine Azubi- Feier, übrigens kostenlos für die vom ersten Lehrjahr.

Wie wichtig ist das Berichtsheft? Wie oft findet Werkunterricht statt?

Beushausen: Das Berichtsheft dokumentiert die gesamte Ausbildungszeit. Es beschreibt die Lerninhalte der einzelnen Produktions- und Ausbildungsstationen und belegt so, dass die Lehrpläne umgesetzt wurden. Es sollte also nur aufführen, was die Azubis tatsächlich gemacht haben. Werkuntericht ist einmal wöchentlich, jeweils anderthalb Stunden.

Und wie ist das mit der Berufsschule?

Coesfeld: Für Abiturienten und Realschüler ist das erste Lehrjahr in der Berufsschule ziemlich locker. Für Hauptschüler ist der neue Stoff allerdings oft anspruchsvoll. Besonders groß ist der Unterschied in den Fächern Deutsch, Englisch oder Politik. Wir treffen uns deshalb nachmittags immer mit den Auszubildenden aller Jahrgänge, wir nennen das „Azubis helfen Azubis“, kurz AhA. Und wir stehen den Neuen da vom Start weg als Ansprechpartner zur Verfügung.

Was ist, wenn es in der Lehre nicht klappt?

Beushausen: Das gibt es immer mal wieder, dass es bei einem Auszubildenden nicht so läuft wie gewünscht. Gemeinsam suchen wir dann den Kontakt und sprechen Probleme offen an, damit man rechtzeitig reagieren kann. Und sollte es tatsächlich keine andere Lösung geben: Ein Ausbildungswechsel ist kein Beinbruch.

Coesfeld: Wer kündigen möchte, beendet das Ausbildungsverhältnis am besten mit einem Aufhebungsvertrag. Wichtig dabei ist: Erst eine neue Ausbildungsstelle finden, dann kündigen! 

Die Piller Group sorgt für sicheren Strom

Das Maschinenbau-Unternehmen Piller Group fertigt Technik für unterbrechungsfreie Stromversorgung und Frequenzumformung. Es gehört zur britischen Ingenieurgruppe Langley Holdings PLC. Am Stammsitz Osterode hat Piller 650 Mitarbeiter, weltweit sind es 1.000.

Werner Fricke
Autor

Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.

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