Biberach (Baden). Wie die leuchtenden Verpackungen der Firma Karl Knauer produziert werden, das dürfen wir uns beim aktiv-Besuch zwar ansehen – aber nicht darüber schreiben oder gar in der Fertigung fotografieren. „Betriebsgeheimnis“, sagt Martin Glatz, als Mitglied der Geschäftsleitung unter anderem verantwortlich für den Bereich Forschung und Entwicklung.

Und um den geht es an diesem Tag im badischen Biberach, genauer: um die innovativen Verpackungen des Unternehmens. Was sie alle eint: Sie sind echte Hingucker – dank Lichteffekten. Etwa eine Glasflasche, bei der per Fingerdruck der Schriftzug „Coca-Cola“ aufflammt. Oder das Werbeset mit winzigen Lichtern für die Marketing-Kampagne der Comic-Verfilmung „Black Panther“.

In Biberach arbeitet die Hälfte der rund 800 Beschäftigten

Das Familienunternehmen produziert ganz verschiedene Verpackungen und Werbemittel aus Karton, Wellpappe und Papier und erzielt einen Jahresumsatz von rund 90 Millionen Euro. Die Hälfte der 800 Beschäftigten arbeitet in Biberach, die andere Hälfte in einem Werk in Polen. „Die Vielfalt ist unsere Nische“, betont Glatz – und erzählt von pfiffigen Faltschachteln, Blister-Verpackungen oder Sixpacks. Stark ist man im Bereich Notizwerbemittel – hier wurde die Drucktechnik für den auf allen Seiten bedruckten Zettelklotz erfunden. Auch im Bereich Präsentverpackungen gilt Karl Knauer als Trendsetter.

Schon 2008 präsentierte die Firma auf einer Fachmesse die erste leuchtende Verpackung. Sie funktionierte dank gedruckter Elektronik auf Basis von Elektrolumineszenz. „Wir verblüfften damit die Kunden wie vor allem auch die Wettbewerber“, erinnert sich Glatz. 2012 kam dann eine Verpackung mit fünfstufiger Leuchtfolge auf den Markt, für „Bombay Sapphire“, einen Gin des Getränkeherstellers Bacardi. Prompt gewann man alle wichtigen Verpackungspreise weltweit! „Eigentlich gehören wir damit ins ‚Guinness-Buch der Rekorde‘“, sagt Glatz, „aber leider gibt es dafür noch keine passende Kategorie.“

Bald gibt es den „World Star 2020“

Waren damals noch versteckte Mikrobatterien die Energieträger, setzt man inzwischen auf gedruckte OLEDs des Partners Inuru: extrem dünne Lichtquellen aus organischen Halbleitern mit integrierten Batterien. „So kann Licht ästhetisch, funktional und zukünftig kostengünstig in jedes Papier-, Karton- oder Wellpapp-Produkt integriert werden“, sagt Glatz, „die Lichtelemente funktionieren über Wochen und Monate – und können problemlos entsorgt werden.“

Über 60 Auszeichnungen heimste Karl Knauer für die leuchtenden Ideen schon ein. In Kürze kommt die nächste dazu: Für die Verpackung einer neuen Kosmetikserie gibt es den „World Star Award 2020“. Der Clou: Durchs Aufschieben der Verpackung aktiviert man Lichter hinter Schrift und Flakon.

Maja Becker-Mohr
Autorin

Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.

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