München. Manchmal merkt man erst, was man hatte, wenn man es verloren hat. Zum Beispiel Freizeitvergnügen rund um die Kultur. Konzerte, Kino, Theater, all das gibt es wegen der Kontaktbeschränkungen gerade nicht, höchstens digital. Auch Clubs und Museen sind seit Monaten dicht. Das fehlt nicht nur denen, die sonst im Publikum sind. Es trifft vor allem jene, die davon leben, dass sie auf der Bühne stehen.

Die Corona-Pandemie hat die bayerische Kultur- und Kreativwirtschaft schwer getroffen. Viele Selbstständige und Kleinstbetriebe sind in existenzieller Not. Das zeigt eine Analyse der wirtschaftlichen Schäden im Auftrag des Bayerischen Zentrums für Kultur- und Kreativwirtschaft. Um 5,7 Milliarden Euro (14 Prozent) auf 34 Milliarden Euro sank demnach der Umsatz der Branche im vergangenen Jahr.

Die Musikbranche büßte 45 Prozent an Umsatz ein

Ein jäher Absturz. Denn an sich bilden die Kreativen und Kulturschaffenden im Freistaat eine starke, prosperierende Branche. Sie bot zuletzt fast 390.000 Menschen (4,3 Prozent der Erwerbstätigen) Arbeit und Sinn, umfasst rund 48.000 Unternehmen und Selbstständige (Software- und Games-Industrie sowie der Werbemarkt zählen hierbei mit). Mit einem Wertschöpfungsbeitrag von 3,6 Prozent an der bayerischen Gesamtwirtschaft lag der Zweig auf Platz drei - hinter der Automobil-Industrie und der Gesundheitswirtschaft und noch vor dem Maschinenbau.

Das war vor Corona. Seither sind die darstellende Kunst, der Kunstmarkt sowie die Filmwirtschaft in ihrer Umsatzentwicklung um mehr als zehn Jahre zurückgefallen, auf ein Niveau von vor 2009. Die Musikwirtschaft büßte ebenfalls 45 Prozent ihrer Umsätze ein.

Bayern hat im Ländervergleich erhebliche finanzielle Ressourcen mobilisiert, um die Wirtschaft und damit auch die Kulturschaffenden und Kreativen zu unterstützen. Denn Kultur ist wichtig für Bayern.

Die Hilfen zur Überbrückung unverschuldeter wirtschaftlicher Schieflagen sollte man jedoch nicht als Subventionen einer bedürftigen Branche sehen, so der Bericht, sondern als Investitionen in die Zukunft des Standorts.

6,8 Millionen Euro aus Bayerns Kulturfonds fließen in die Regionen

Mit 6,8 Millionen Euro aus dem Kulturfonds – rund 1,5 Millionen Euro mehr Fördergelder als im Vorjahr – fördert der Freistaat bayernweit insgesamt 104 Kunst- und Kulturprojekte. Darunter sind große wie kleine Vorhaben, etwa Ausstellungen, Theateraufführungen, Installationen, Festivals und Konzerte. 70 Musik-Events erhalten zudem im Rahmen der Festival- und Veranstaltungsreihenförderung in diesem Jahr insgesamt rund 2 Millionen Euro. Damit die Kultur wieder auf die Beine kommt.

Friederike Storz
aktiv-Redakteurin

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.

Alle Beiträge der Autorin