Nach der Preisverleihung stehen die jungen Leute bei John Koch Schlange: Sie interessieren sich sehr für seine Lampe, mit der er gerade den Publikumspreis gewonnen hat – bei der Projektmesse mit Abschlussarbeiten des aktuellen Packmitteltechnologen-Jahrgangs.

Wie die anderen Abschlussschüler hat Koch hier, in der Aula der Staatlichen Berufsschule Lindau, seine Projektarbeit vorgestellt: einen Lampenschirm besonderer Art. Koch hat ihn aus Materialien gebaut, mit denen er in seinem Ausbildungsbetrieb, Abel Wellpappe in Westheim, zu tun hat. Herausgekommen ist eine LED-Lichtsäule, die mächtig Eindruck macht.

Die Plätze zwei und drei sichern sich Jonas Kiosses aus der Firma Mössmer in Tettnang mit einem Aufbewahrungskoffer für ein Elektrotechnik-Experimentier-Set und Robert Lider von Paul & Co in Wildflecken, der ein Teamspiel aus Papphülsen gebaut hat. Weitere Preise gehen an Linus Hey (Kunert Wellpappe, Bad Neustadt), der ein modular aufgebautes Regal für bis zu 180 Weinflaschen zeigt, und an Michelle Briechle (Kolb Wellpappe, Memmingen) für ein Werbeartikel-Display.

Junge Packmitteltechnologen müssen sich mit Werkstoffen bestens auskennen

Diese und die anderen Abschlussarbeiten führen schnell vor Augen, wie vielfältig und abwechslungsreich der Beruf des Packmitteltechnologen ist. Die Auszubildenden durchlaufen in ihren Betrieben verschiedene Abteilungen, sie müssen kreativ sein und sich mit den verschiedenen Werkstoffen bestens auskennen. Es gilt unter anderem, Verpackungen am Computer zu konstruieren, Werkzeuge für die Produktion herzustellen, Maschinen zu bedienen – und nicht zuletzt auch Kundengespräche zu führen.

Was man sich dabei klarmachen muss: „Unsere Branche, also die Papier, Pappe und Kunststoffe verarbeitende Industrie, hält den gesamten Wirtschaftskreislauf am Leben! Ohne Verpackung kriegt man nicht einmal einen Bleistift zum Kunden“, sagt Dr. Thorsten Arl. Er ist Hauptgeschäftsführer des bayerischen Branchenverbands VBPV, der jeweils die fünf Erstplatzierten der Lindauer Projektmesse auszeichnet.

„Unsere Branche hält den gesamten Wirtschaftskreislauf am Leben!“

Dr. Thorsten Arl, Hauptgeschäftsführer VBPV

Dass vielen Betrieben der Nachwuchs fehlt, spiegelt sich auch an der Berufsschule wider: Wo früher über die drei Ausbildungsjahre hinweg rund 300 junge Menschen lernten, sind es derzeit nur noch 200. „Wir müssen den Beruf noch stärker bewerben“, folgert Arl, „nur wenige kennen ihn und wissen, was da alles drinsteckt.“

Der Beruf bietet gute Chancen für Einsteiger aus anderen Branchen

Im Gespräch mit den jungen Leuten in Lindau hört man daher immer wieder Aussagen wie: „Ich wusste anfangs nicht, dass es diesen Beruf gibt“ – oder: „Wenn ich meinen Freunden erzähle, was ich mache, dann haben sie keine Ahnung, was das ist.“ Die Branche bietet entsprechend gute Chancen für Quereinsteiger. Wie Arnold Rotenberger von Kolb Wellpappe in Memmingen, der im zweiten Ausbildungsjahr ist und sich auf der Messe umguckt. Während Corona flüchtete er aus seinem Job in der Gastronomie. „Das war das Beste, was mir passieren konnte“, sagt er zu aktiv. „Ich habe jetzt eine tolle, vielseitige Arbeit.“

Zurück zu John Koch: Er wirbt munter für seine Lampe. Erzählt, dass er vielleicht die Chance hat, einige Exemplare zu produzieren. „Potenzial für ein Geschäftsmodell haben sicher einige der Ausstellungsstücke hier“, urteilt Berufsschullehrer Johannes Wörtz. Die 56 Prototypen verbleiben nun noch für zwei Jahre als Ausstellungsstücke an der Berufsschule.

Weitere Infos über die spannenden Ausbildungsberufe der Branche: karriere-papier-verpackung.de

Christian Schreiber
Autor

Unser freier Autor Christian Schreiber ist als Journalist in Baden-Württemberg, Bayern und der Welt unterwegs. Wirtschaftsthemen fesseln ihn seit seiner Jugend. Der Allgäuer, der in Augsburg Medien und Kommunikation studierte, hat die Berge in sein Herz geschlossen und auch sie zum Gegenstand der Berichterstattung gemacht.

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