Quakenbrück. Stefan Toepfl isst gern Pommes Frites. Lang müssen sie sein und möglichst dünn geschnitten. Besonders gut schmecken ihm die Exemplare in Fast-Food-Ketten. „Weil die 10 Prozent weniger Fettgehalt haben als viele andere“, sagt er. Und weil bei ihrer Herstellung bis zu 90 Prozent weniger Energie und Wasser gebraucht würden als bei herkömmlichen Pommes Frites.

Der Mann muss es wissen: Toepfl und sein 27-köpfiges Team von der Elea Technology in Quakenbrück haben einem Verfahren zum Durchbruch verholfen, das zur Vorbehandlung von Lebensmitteln dient – und unter anderem bei Kartoffeln eingesetzt wird. Elea stand kürzlich auf dem Treppchen bei der Verleihung des Außenwirtschaftspreises des Landes Niedersachsen. Eine Erfolgsstory made in Niedersachsen.

Gepulste elektrische Felder (englisch: Pulsed Electric Fields, kurz PEF) heißt das Verfahren, mit dem die Anlagen des Unternehmens arbeiten. Die Idee ist einfach: Gemüse wird vor der Verarbeitung kurzzeitig elektrischem Strom ausgesetzt. Toepfl kam das erste Mal in seinem Studium an der TU Berlin ab 1999 mit dem Verfahren in Kontakt. „Die Technologie hat mich vom ersten Tag an fasziniert, weil sie so viele Vorteile bietet“, sagt der 47-Jährige beim aktiv-Besuch bei Elea.

Die Zellen der Kartoffel werden löchrig, Wasser entweicht

Er habe immer daran geglaubt, sie im Lebensmittelbereich zur Marktreife zu bringen, sagt Toepfl. Mit seiner Begeisterung steckte er andere an. Claudia Siemer etwa, die Toepfl während ihres Studiums an der Hochschule Osnabrück kennenlernte. Heute ist Siemer Entwicklungsleiterin bei Elea. Und versteht es, die Methode mit einfachen Worten zu erklären: „Stellen Sie sich vor, Sie würden mit ganz feinen Nadeln in einen aufgeblasenen Luftballon stechen. Dann entweicht die Luft langsam nach und nach.“ Ähnliches passiere bei Gemüse, das mit gepulsten elektrischen Feldern behandelt wird: „Die Membran der Zelle bekommt Löcher, so kann das Wasser langsam entweichen.“

Und was sind die Vorteile der Technologie? „Zum einen behalten so behandelte Gemüsesorten oder Früchte ihren Geschmack und ihre Nährstoffe“, sagt Siemer. Andererseits seien sie einfacher zu verarbeiten: Messer etwa nutzen sich nicht so schnell ab. Zudem spart das Verfahren viel Energie – bei Hitzebehandlungen von Kartoffeln bis zu 90 Prozent!

Auch bei Tomaten und Erdbeeren funktioniert das Verfahren

Pommes-Produzenten weltweit haben die Vorteile der Elea-Technologie erkannt. „Wir exportieren zu 90 Prozent“, sagt Toepfl. Die Erfolgsstory möglich gemacht hat das Deutsche Institut für Lebensmitteltechnologie (DIL) in Quakenbrück. Hier setzte der Gründer nach Abschluss des Studiums seine Forschungsarbeiten fort. Und ließ die fertig entwickelten Anlagen auch gleich im DIL-eigenen Technikum produzieren. 150 Maschinen haben die Niedersachsen inzwischen gebaut.

„Unser Verfahren wollen viele kopieren“, sagt Toepfl. Patentschutz helfe nur zum Teil. „Wichtig ist, dass wir weiterhin hochinnovativ sind.“ Elea beschäftigt sich deshalb auch mit Tomaten: Die lassen sich leichter häuten, nachdem sie mit dem Verfahren behandelt wurden. Gefriergetrocknete Erdbeeren behalten so ihre Form. Viel Potenzial also für Technologie made in Quakenbrück.

Werner Fricke
Autor

Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.

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