München/Altenthann. Tante Emma wird modern: In Altenthann bei Regensburg eröffnet in diesem Jahr der erste digitale Supermarkt in Bayern. Er hat rund um die Uhr, sieben Tage die Woche geöffnet. Kunden bezahlen ihre Einkäufe per Scan, der Zutritt erfolgt per Pin. Künstliche Intelligenz passt das Sortiment im Laden an, ordert Obst, Fleisch, Käse und Gemüse nach, sobald sich die Regale leeren.

Da einkaufen, wo man wohnt, auch in kleinen Gemeinden auf dem Land, wo sich ein großer Supermarkt oft nicht lohnt. „Die Digitalisierung macht es möglich“, lobte Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger. Das Projekt wird mit EU-Mitteln gefördert, es soll bayernweit Schule machen.

Ein großer Supermarkt lohnt sich in kleinen Gemeinden oft nicht

Denn rund 80 Prozent der Landesfläche im Freistaat zählen zum ländlichen Raum, dort leben fast 60 Prozent der Bevölkerung. Dorfläden, mit und ohne digitale Technik, stellen vielerorts die Nahversorgung abseits der Städte sicher. Neben guten Erwerbsmöglichkeiten, günstigem Wohnraum sowie Bildungs- und Freizeitangeboten sind sie entscheidend dafür, dass die Menschen bleiben. „Wer keine Einkaufsmöglichkeiten bieten kann, kann seine Bewohner nicht halten und schon gar keine neuen hinzugewinnen“, so das Ministerium.

Kommunen wie Altenthann stemmen sich dagegen. „Emma’s Tag und Nacht Markt“ soll die Grundversorgung in der 1.600-Einwohner-Gemeinde sichern. Vor mehr als zehn Jahren schloss dort der letzte Kramerladen, lang hatte sich die Kommune in der Oberpfalz vergebens um neue Einkaufsmöglichkeiten für den Ort bemüht.

Hinter den Dorfläden steckt hohes Engagement der Menschen vor Ort. Insgesamt gibt es etwa 300 Dorfladen-Bürgergesellschaften im Bundesgebiet, die Hälfte steht laut der Vereinigung der Bürger- und Dorfläden in Deutschland auf bayerischem Boden. Darunter sind kleinere und große Geschäfte mit bis zu 30 Mitarbeitern, die jährlich sechs- bis siebenstellige Umsätze machen. Mehr als die Hälfte davon entfällt auf regionale Produkte, was wiederum lokalen Erzeugern zugutekommt.

Der Staat unterstützt Dorfläden mit Zuschüssen und Tipps

Der Staat trägt die Dorfläden mit und unterstützt Gründungen, etwa über die Förderprogramme zu Städtebau und Dorferneuerung. Dazu kommt staatliche Beratung. Das bayerische Wirtschaftsministerium hat eigens einen Leitfaden veröffentlicht, er enthält praktische Tipps zu Planung, Errichten und Betreiben eines solchen Ladens auf dem Land. Nach Angaben des Ministeriums wurden in Bayern seit 2003 rund 150 Dorfläden erfolgreich gegründet.

Auch vom Bund kommt Unterstützung. Das Modell „LandVersorgt“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft sowie des Deutschem Städtebunds etwa unterstützt neue Ideen zur Nahversorgung in den Kommunen.

Neuer Lieferdienst für Landbewohner im Kreis Eichstätt

In diesem Jahr werden unter anderem zwei Projekte aus Bayern mit einer 50.000-Euro-Förderspritze bedacht. Markt Kinding im Kreis Eichstätt (Oberbayern) stellt eine regionale Online-Bestellplattform auf die Beine, die Produkte von Dorfläden, Wochenmärkten sowie Direktvermarktern an die Landbewohner liefern soll. Das oberfränkische Rehau plant, seinen bestehenden „Landbus“ zum digitalen Lieferdienst mit Ruf-Funktion auszuweiten. Auch er soll Personen und Waren in entlegene Orte bringen.

Friederike Storz
aktiv-Redakteurin

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.

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