München. Was verstehen wir unter Kreativität? Vielleicht haben wir sofort Bilder von offenen Farbtuben, Staffelei und benutzten Pinseln vor Augen. Doch kreativ geht auch anders! Architektur ist kreativ, Radio machen ist kreativ, Gaming ist kreativ. Vor allem bei Letzterem fragt man sich, ach echt? Ja!

Denn auch die Software- und Games-Industrie zählt zur sogenannten Kultur- und Kreativ-(KuK)-Wirtschaft im Freistaat. Sie ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und trägt mit 20 Milliarden Euro Wertschöpfung jährlich einen großen Teil zur Gesamtwirtschaft in Bayern bei. Der Branche werden elf Teilbereiche zugeordnet, darunter etwa Buch und Film, der Kunstmarkt, Presse sowie viele weitere.

76 von 200 Punkten: Der Kreativ-Branche geht es schlecht

Um einen Einblick in die Entwicklung des Wirtschaftszweigs zu bekommen, hat das Beratungsunternehmen IW Consult für die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) erstmals den vbw KreativIndex erstellt, der Auskunft über den aktuellen Zustand der Branche gibt. Der Gesamtindex setzt sich aus den Teilindizes Beschäftigung, Expertenmeinung und Medienecho zusammen.

Das Ergebnis: Aktuell befindet sich die KuK-Wirtschaft in einer ökonomisch schlechten Lage. Der Teilindex Expertenmeinung liegt lediglich bei 54 Punkten. Denn nur 6 Prozent der Expertinnen und Experten beurteilen die aktuelle Lage positiv. Mit einer baldigen Verbesserung rechnen sie nicht. Der Teilindex Medienecho weist derzeit mit 63 Punkten ebenfalls ein schlechtes Niveau auf, soll heißen: Die öffentliche Wahrnehmung von KuK liegt deutlich unter ihrer wirtschaftlichen Bedeutung.

Einen Lichtblick gibt es aber: Der Teilindex Beschäftigung liegt bei leicht überdurchschnittlichen 110 Punkten. Dies ist insbesondere auf das Wachstum in der Software- und Games-Industrie zurückzuführen, das zu einem kräftigen Beschäftigungsanstieg führte. Insgesamt aber sind fast 50 Prozent der Branche von einem hohen Mangel an Fachkräften betroffen. Experten rechnen damit, dass dadurch sowohl die Arbeitsbelastung als auch die Personalkosten steigen werden.

    Zukunftsfähigkeit der Branche muss gesichert werden

    Das schlechte Abschneiden erklärt Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der vbw, mit den zahlreichen Herausforderungen, mit der die KuK-Wirtschaft konfrontiert ist: „Dazu gehören die sich zunehmend verschärfende Fachkräftesituation, gestiegene Produktionskosten und eine verringerte Konsumbereitschaft von Privatpersonen.“ Der KreativIndex diene als transparente Basis, um geeignete Maßnahmen zu definieren, damit die Kulturschaffenden auch in Zukunft ihre wirtschaftliche Stärke ausspielen können und weiterhin Treiber für Innovationen, Ideen und Wertvorstellungen bleiben.

    Das zeigen die drei Teilindizes

    1. Beschäftigung: Untersucht die Entwicklung der Branche anhand der Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der KuK-Wirtschaft. Dies wurde in den Kontext der gesamten bayerischen Beschäftigungsentwicklung gesetzt.
    2. Expertenmeinung: Umfasst die Beurteilung der gegenwärtigen und zukünftigen Geschäftslage der Firmen der KuK-Wirtschaft aus Sicht von Branchenexperten.
    3. Medienecho: Ermittelt die Intensität der öffentlichen Wahrnehmung der KuK-Wirtschaft aus ökonomischer Perspektive – beispielsweise, wie oft im Wirtschaftsteil der „Süddeutschen Zeitung“ mit Bezug zur KuK-Wirtschaft berichtet wird.