Mittagszeit in Altenburg, Lukas Klimpel atmet auf. Vor wenigen Minuten hat der 24-Jährige erfolgreich seine Projektarbeit verteidigt, die ein Teil der Papiertechnikerprüfung ist. Sein Thema: Wie lassen sich Styropor-Polster in Verpackungen durch Polster aus Wellpappe ersetzen? Michelle Käppler, ebenfalls 24 Jahre, hatte dieses tolle Gefühl, es geschafft zu haben, schon am Vortag: Sie setzte sich mit der Frage auseinander, welche Additive die Bedruckbarkeit veredelter Papiere beeinflussen.

Eine Herausforderung, die ungemein prägend sein kann 

„Die Techniker-Ausbildung ist eine anstrengende Zeit“

 Michelle Käppler

Klimpel und Käppler gehören zu den zehn jungen Menschen, die sich nun „staatlich geprüfte Techniker Papierverarbeitung“ nennen dürfen – nach einer vierjährigen berufsbegleitenden Fortbildung. Die gibt es bundesweit nur an der Johann-Friedrich-Pierer-Schule. Dort hat aktiv mit den beiden gesprochen. „Die Techniker-Ausbildung ist eine anstrengende Zeit“, sagt Michelle Käppler offen. 

Einerseits sei man im Durchschnitt eine Woche im Monat an der Schule, andererseits habe man immer auch die aktuellen Anforderungen im Unternehmen im Kopf. Käppler findet aber auch, dass diese Zeit sie ungemein geprägt hat: „Natürlich ist es herausfordernd, täglich Neues lernen, begreifen und in der Praxis anwenden zu können. Das macht aber auch stressfest – und fit für eine gute Zukunft.“ Lukas Klimpel sieht das ähnlich. 

Er arbeitet im Wellpappenwerk Berka, das zur Model Group Deutschland gehört. Bis zu 250 Millionen Quadratmeter Wellpappe werden hier jährlich gefertigt, aber auch Verpackungen aller Art, zum Unternehmen gehört eine Logistiktochter mit eigener Lkw-Flotte. Michelle Käppler wiederum ist in Spremberg beschäftigt, am größten Standort der Hamburger Containerboard Division mit jährlich circa 840.000 Tonnen produziertem Papier: etwa für Verpackungen und Kartonagen, Wellpappen- und Gipsplattenrohpapiere. Sie bearbeitet dort Reklamationen aus dem In- und Ausland.

Ein Beruf, der in der Familientradition liegt

Was die beiden neben dem Techniker-Abschluss gemeinsam haben: Wie so oft in der Branche sind sie familiär vorgeprägt. Käpplers Vater ist Meister in der Papier-Industrie, hat Anfang der 2000er die erste Papiermaschine in Spremberg mit aufgesetzt. Klimpels Vater arbeitet ebenfalls in der Branche. Den Sohn musste er daher von der Zukunftsträchtigkeit des Jobs nicht überzeugen: „Papier, Recycling und Umweltschutz gehören für mich zusammen.“ Deshalb habe er sich für die Fortbildung entschieden. In der Entwicklungsabteilung seiner Firma könne er dazu beitragen, so Klimpel, „dass mehr und mehr Recyclingpapier frisch produziertes ersetzt“. Sein Arbeitgeber sieht das ähnlich: Gerade erst hat die Model Group die ehemalige Zeitungspapierfabrik Eilenburg gekauft, um dort Recyclingpapier herzustellen. Und auch in Spremberg arbeitet man laut Käppler mittlerweile mit 100 Prozent Recyclingpapier.

Um solche Anforderungen der Zukunft meistern zu können, braucht es engagierte Lehrkräfte, die genau wissen, wie die Branche funktioniert. Und wie man die jungen Leute zu Erfolgen führt. 

Ein Fachlehrer, der genau weiß, wie die Branche tickt

Einer dieser Pädagogen ist Christopher Wegner, Fachlehrer für Papiererzeugung und -verarbeitung. Der Ingenieur kommt aus der Praxis: aus der Verpackungsindustrie, aus der Produktionsleitung eines Unternehmens. „Meine Arbeit, das erworbene Know-how und die spezielle Technik rund ums Papier haben mich immer begeistert“, sagt Wegner. Als dann das Angebot der Schule kam, habe er nicht gezögert – um sein gesammeltes Wissen an Nachwuchskräfte weiterzugeben.

Übrigens: Die nächste Techniker-Klasse in Altenburg mit Schwerpunkt Papierverarbeitung startet im August 2024. Infos erhält man per E-Mail an schulleitung@pierer-schule.de, unter 03447 - 86 51 0 oder im Web unter fachschule-papiertechnik.de.

Schule mit langer Tradition

Die Johann-Friedrich-Pierer-Schule ist das staatliche berufliche Schulzentrum für Gewerbe und Technik im thüringischen Altenburg. Hier gibt es auch einen Fachbereich Papiertechnik, an dem alle papierrelevanten Berufe unterrichtet werden.

Im November 2024 wird ein Jubiläum gefeiert: 90 Jahre. Wobei die Ausbildung in Sachen Papier hier eine sogar noch viel längere Tradition hat: Die Papiermacherfachschule in Altenburg wurde nämlich schon 1905 eröffnet.

Zwischenzeitlich wechselte diese Schule den Standort, 1931 ging es ins etwa 100 Kilometer entfernte Weimar. Aber schon drei Jahre später, also 1934, erfolgte mit der Gründung der „Fachschule für Kartonagentechnik“ die Rückkehr nach Altenburg.