Langenhagen. Kreatives Chaos bei der MTU Maintenance in Langenhagen: Bastelpappe, Schere, Klebestift und unzählige Notizen. Daneben ein Stehtisch voller Laptops. 22 Auszubildende haben den Auftrag, über die Ausbildung in ihrem Unternehmen ganz neu zu denken. Nicht ihre Ausbilder, sondern drei Coaches begleiten sie. Die Methode nennt sich Design Thinking und ist ein kreativer Prozess, der helfen soll, neue Ideen zu entwickeln. „Spaß am kreativen Denken soll entstehen. Grenzen gibt es nicht und auch keine konkreten Ziele und Vorgaben“, sagt Michael Siefkens, Leiter der Aus- und Weiterbildung.

Ein Lego-Modell diente den Azubis als Vorlage

Den Redakteur von aktiv begrüßt er zusammen mit Ausbildungsleiter Roland Meyer und Ausbilder Christian Weinsheimer. Sie sagen: „Zusammen bringen wir es auf über 60 Jahre MTU-Erfahrung. Unser Blickwinkel ist deshalb stark geprägt.“

Doch die Arbeitswelt wird sich rasant verändern. An diesen Wandel müssen sich auch die Ausbildung bei der MTU Maintenance und die Lehrpläne der Berufsschulen anpassen. „Das ist für uns eine klare Sache“, sagt Roland Meyer. „Wir wollen zeigen, dass auch eine gewerblich-technische Ausbildung mehr ist als grüne Maschinen und das Arbeiten nach Plan und Vorgabe“, ergänzt Weinsheimer.

Die MTU Maintenance Hannover ist einer der Top-Ausbildungsbetriebe in Niedersachsen. Die Ausbilder fragen sich: Was brauchen wir, um das auch morgen zu sein? Welche Qualifikationen müssen wir den Azubis vermitteln? Welchen Einfluss hat die Digitalisierung?

Mehr Selbststeuerung, Vertrauen und Arbeite auf Augenhöhe

Projektwochen gehören seit vielen Jahren zum zweiten Ausbildungsjahr: Mal wurden Triebwerke im Schnittmodell für Messen gefertigt oder ein virtueller Betriebsrundgang entworfen. Doch in diesem Jahr verliefen sie so unkonventionell wie noch nie. „Das ging so weit, dass zwei Azubis bei mir im Büro standen, um die Raummaße zu ermitteln“, erzählt Siefkens. Sie haben sich damit beschäftigt, ein neues Layout für eine moderne Lernumgebung innerhalb der Ausbildungswerkstatt zu entwickeln. Ein Lego-Modell dient als räumliche Vorlage.

Siefkens: „Wir müssen auf neue Ideen eingehen, mutig sein und auch Fehler zulassen“, sagt er. „Manchmal ist es nötig, den Weg und die Methoden zu ändern. Daraus lernen wir.“ Während die Arbeitswelt heute noch durch klare Regeln und straffe Organisationen geprägt ist, wird es künftig um mehr Selbststeuerung, Vertrauen und Arbeiten auf Augenhöhe gehen. Diesen Wandel will die MTU Maintenance aktiv mitgestalten. Nachwuchsarbeit hat für die Langenhagener einen besonderen Stellenwert. Die Anforderungen an die Auszubildenden bei der MTU sind hoch, ihre anschließende Arbeit als Facharbeiter ist ebenso anspruchsvoll.

Ohne Feilen und Bohren wird es auch in Zukunft nicht gehen

Sie dürfen während der dreieinhalbjährigen Ausbildung noch nicht allein an den Triebwerken arbeiten. Dafür brauchen sie weitere Qualifikationen und Erfahrung. Deshalb hat das Unternehmen ein „Lehrdock“ eingerichtet – einen Werkstattbereich mit ausgemusterten Triebwerkskomponenten. „Es ist unsere Fahrschule“, sagt Ausbilder Weinsheimer. Das Unternehmen bietet besondere Bedingungen: Das Gebäude beeindruckt mit viel Glas, strahlt Transparenz aus. Auch kreative Areale gibt es dort.

Die Digitalisierung, so die Bildungsexperten von der MTU Maintenance, wirke sehr stark ins Unternehmen und verändere Verhaltensweisen. Laptops sind für jeden Azubi wichtig. Doch ohne Basisfertigkeiten wie Feilen, Bohren oder Schleifen wird es auch in der Arbeitswelt von morgen nicht gehen.

Werner Fricke
Autor

Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.

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