Landshut. Druck gehört dazu, wenn man an entscheidender Stelle in einer Firma arbeitet. Und dass die IT-Infrastruktur eine solche Stelle ist, daran zweifelt spätestens seit Corona niemand mehr.

Dabei war schon vorher klar: Wenn es in der IT klemmt und deshalb in der Industrie einzelne Produktionslinien oder gar das ganze Werk stillstehen, können schon kleinste Fehler riesige Auswirkungen haben. „Da wird dann innerhalb weniger Minuten sehr viel Geld verbrannt“, erklärt Ralf Steggemann (50), Teamleiter beim Ventilatorenhersteller ebm-papst Landshut.

Steggemann ist mit seinen Leuten für die IT-Infrastruktur an den beiden Landshuter Standorten mit rund 1.000 Mitarbeitern verantwortlich. Er wählt Technik aus, beschafft Hardware und nimmt Systeme in Betrieb.

In Rekordzeit mussten Laptops beschafft werden

Die Mitarbeiter aus anderen Teams der IT betreuen hingegen Kollegen, die Probleme mit ihrem Rechner haben. „Bedienungsfehler, Softwareprobleme, vergessene Passwörter – da sind die üblichen kleinen und großen Probleme dabei“, erklärt Steggemann aus Erfahrung. Wenn da mal Not am Mann ist, hilft er auch dort mit.

So war es etwa im vergangenen Frühjahr beim Ausbruch der Corona-Pandemie. „Unsere Rechenzentren und Netzwerke waren zum Glück gut vorbereitet“, berichtet Steggemann. Man habe um die zunehmende Bedeutung des mobilen Arbeitens gewusst – und sich entsprechend positioniert.

Allerdings: In Rekordzeit mussten nun Laptops beschafft und installiert werden. Mitarbeiter waren zu schulen und zu betreuen. „Gerade zu Beginn im Frühjahr 2020 waren es sehr herausfordernde Tage“, sagt Steggemann. Alles habe gleichzeitig fertig werden müssen, am besten sofort.

Inzwischen hat sich alles eingespielt. Viele Kollegen arbeiten teilweise oder komplett von daheim – auch Steggemann. Ein paar IT-Kollegen müssen allerdings immer im Landshuter Werk sein, etwa für Notfälle. Oft muss aber auch einfach nur ein Kabel umgesteckt werden. Und das geht nicht vom heimischen Schreibtisch.

Zu Hause Arbeiten hat für Steggemann durchaus Vorteile: „Ich bin konzentrierter, werde weniger gestört, und es geht nicht so hektisch zu wie im Großraumbüro.“ Die Kollegen fehlten jedoch. „Es gibt welche, die habe ich seit einem Jahr nicht mehr gesehen.“ Dabei ist dem IT-Mann der persönliche Kontakt zu Kollegen sehr wichtig. „Bei uns im Unternehmen geht es zum Glück noch sehr familiär zu“, sagt er. Bevor er vor vier Jahren zu ebm-papst kam, arbeitete er 19 Jahre als Berater im IT-Consulting, oft für große Firmen. „Die ticken da schon anders“, sagt er.

Auch seine Arbeit hat sich seit dem Jobwechsel verändert. Früher war sie sehr spezialisiert. Heute ist er als Allrounder gefragt und muss vom Server bis zu einzelnen Systemen alles beherrschen. Funktioniere etwas nicht, sei es oft schwierig, den Fehler einzugrenzen.

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Der Praxis-Schock durch Corona hat vieles bewegt

Die Aufgaben der IT sind zudem vielfältig, komplex und unsichtbar. „Wir betreuen rund 250 virtuelle Server“, sagt Steggemann, „wenn die hier alle stehen würden, würden viele staunen.“

IT-Abteilungen sind heute so etwas wie der Maschinenraum auf einem Dampfer. Zwar fehlen Lärm, Dreck und Rauch. Aber ohne ihn geht einfach nichts. „Bei jedem Thema ist die IT beteiligt“, sagt Steggemann, „aber wenn es läuft, dann merkt es keiner.“ Erst mit Corona, Homeoffice und Homeschooling sei vielen Kollegen bewusst geworden, wie wichtig eine reibungslos funktionierende IT-Infrastruktur ist.

„Ich hoffe, dass das letzte Jahr auch langfristig zu einem Wechsel im Denken geführt hat“, sagt er. Früher hatten viele Angst vor der Digitalisierung, heute klappt es. „Möglicherweise hat es den Praxis-Schock durch Corona gebraucht, um vernünftigen Dingen zum Durchbruch zu verhelfen.“

Nachgefragt

Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?

In meiner Jugend waren Computer eine neue spannende Technik. Da wollte ich dabei sein! Die Softwareentwicklung war mir allerdings zu monoton.

Was reizt Sie am meisten?

Ich muss ein gesamtes System im Blick haben. Die Aufgaben sind technisch meist komplex, oft neu, und ich muss immer wieder dazulernen.

Worauf kommt es an?

Abstraktes Denken und analytische Fähigkeiten sind wichtig. Man sollte Fehler eingrenzen können – und auch im Stress kühlen Kopf bewahren.

Michael Stark
aktiv-Redakteur

Michael Stark schreibt aus der Münchner aktiv-Redaktion vor allem über Betriebe und Themen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Darüber hinaus beschäftigt sich der Volkswirt immer wieder mit wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen. Das journalistische Handwerk lernte der gebürtige Hesse als Volontär bei der Mediengruppe Münchner Merkur/tz. An Wochenenden trifft man den Wahl-Landshuter regelmäßig im Eisstadion.

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