Egenstedt. Nur Eingeweihte bemerken das kleine Firmenschild am Stadtweg 15, dessen Pfeil in einen Hinterhof zeigt. Dass hier eine Erfolgsgeschichte zu Hause ist, wissen die wenigsten der 670 Dorfbewohner: Sadingo heißt die Firma von Sebastian Winkelmann und Sandra Quenzel.
Das junge Unternehmerpaar steht beispielhaft dafür, wie man mit dem richtigen Geschäftsmodell im Internet Erfolg haben kann. Seit 2014 verkaufen die beiden Schmuck- und Bastelbedarf im Web, neun Arbeitsplätze haben sie seitdem geschaffen. Während ihre Firma im Landkreis Hildesheim nahezu unbekannt ist, taucht der Name Sadingo auf allen wichtigen Verkaufsplattformen des weltweiten Netzes auf – bei Ebay, Amazon, Dawanda, Etsy, und auch im eigenen Onlineshop gibt es die bunten Produkte aus Egenstedt zu kaufen.
Erste Geschäfte schon im Studium
„Aktuell haben wir 8.000 Artikel im Sortiment“, erzählt Sebastian Winkelmann routiniert. Der 31-Jährige ist geschäftlich bereits erfahren. Schon in seinem Betriebswirtschaftsstudium betrieb er nebenbei erste Geschäfte.
Eine Stelle als kaufmännischer Leiter verschlug ihn von Walsrode nach Hildesheim, im kleinen Egenstedt fanden er und seine Verlobte ein Zuhause. Hier schmiedeten sie zusammen Pläne für ein neues berufliches Wagnis und gründeten ihre Firma.
Verkaufsschlager mattschwarze Acrylperlen
Nicht etwa das Hobby, sondern der rationale Geschäftssinn brachte die beiden zum Bastelbedarf. „Wir haben in dem Bereich eine Nische gesehen“, erzählt Winkelmann. Die Idee passte: Sadingo vertreibt vor allem hochwertiges Zubehör wie Perlen und Anhänger aus europäischer Herstellung, die Farben der Produkte sind haltbar und abriebfest.
Der Verkaufsschlager sind mattschwarze Acrylperlen, die es nur selten auf dem Markt gibt. „Wir wollen uns von der breiten Masse abheben“, sagt Sandra Quenzel.
Anfangs haben sie zu Hause die Pakete gepackt
Die gelernte Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte hat sich selbst das Einmaleins des Online-Handels beigebracht. Nach der Ausbildung orientierte sie sich um und lernte die Lagerhaltung bei einem Online-Handel kennen. Ihr Wissen nutzt sie jetzt für die eigene Firma.
Während die Eltern eines zweijährigen Sohnes anfangs zu Hause Pakete packten, mieten sie seit einem Jahr Geschäftsräume für Sadingo in Egenstedt. „Wir fühlen uns wohl hier“, sagt Quenzel. Der ländliche Standort ist kein Nachteil, solange eine Voraussetzung passt: „Das Wichtigste ist, dass die Post jeden Tag abgeholt wird“, betont die 32-Jährige.
Künftig will der Chef selbst den Nachwuchs ausbilden
Inzwischen verlassen „pro Tag weit über 100 Pakete“ das Haus. Die bunten Perlen, Anhänger und Armbänder von Sadingo werden in die ganze Welt verschickt. Der Umsatz hat sich seit Firmengründung jedes Jahr verdreifacht, erzählt Winkelmann. „Unser Ziel ist es, die nächsten zehn Jahre so weiterzumachen“, sagt der Unternehmer selbstbewusst.
Für die Zukunft kann er sich die Anmietung von Lagerräumen in der Nähe von Hannover vorstellen, dort wäre auch der Weg zur Post nicht weit. Erst einmal braucht die Firma aber dringend personelle Unterstützung. „Derzeit suchen wir einen Mitarbeiter fürs Lager“, sagt Winkelmann.
Als Nächstes will der Chef den Nachwuchs selbst ausbilden. „Die Industrie- und Handelskammer hat ganz neu den Beruf Kaufmann/Kauffrau im E-Commerce ins Leben gerufen. Damit wollen wir im August starten“, sagt er. Die Firma Sadingo aus dem kleinen Egenstedt ist auf Expansionskurs.