Hamm. Die Sauerlandlinie A 45 mit ihren 60 maroden Talbrücken ist ihr großes Sorgenkind: Elfriede Sauerwein-Braksiek ist Leiterin der Niederlassung Westfalen der Autobahn GmbH und damit zum Beispiel auch für die Rahmedetalbrücke verantwortlich. Warum das Problem kaputter Brücken sich jetzt zuspitzt, erklärt sie im aktiv-Interview.

Wie kommt es, dass Ihre Niederlassung besonders betroffen ist?

Im Bereich der Niederlassung gibt es im Vergleich zu anderen Regionen eine sehr große Zahl an Brücken. Zum anderen haben wir das östliche Ruhrgebiet mit einer enorm hohen Infrastrukturdichte. Da queren sich unzählige Straßen, Autobahnen, Schienen und Wasserstraßen. Die Niederlassung Westfalen hat zudem viele Transitstrecken. Da ist der Lkw-Anteil am Verkehr, und damit der Verschleiß der Brücken, also besonders hoch.

Sie haben kürzlich gesagt, dass die aktuelle Strategie für Sanierungen und Neubau bereits sichtbare Fortschritte bringe. Wo konkret zeigen sich diese Fortschritte?

Schaut man auf die A 45, sind von den 60 Großbrücken, die neu errichtet werden müssen, schon 15 im Bau, oder es geht noch in diesem Jahr los. Wir können nicht an allen Stellen gleichzeitig bauen, das würde den Verkehr zusammenbrechen lassen.

Es ist möglich, Bauzeiten von Brücken durch innovative Techniken zu reduzieren – wie groß ist das Potenzial?

Bauzeiten können vor allem bei kleineren Brücken durch den Einsatz von Fertigteilen erheblich reduziert werden. Ein Beispiel ist die Brücke Afferder Weg im Zuge der Autobahn A 1 in Unna, die in 80 Tagen fertiggestellt wurde. Bei den Großbrücken geht es vor allem darum, den Verkehr so wenig wie möglich zu beeinträchtigen. Dazu werden zum Beispiel Brücken neben den Bestandsbauwerken gebaut und dann verschoben, wie die 1.000 Meter lange Lennetalbrücke.

Welche Möglichkeiten entstehen durch die vom Bundesverkehrsminister angekündigten zusätzlichen Mittel?

Was die Menge der Maßnahmen angeht, können wir nicht unendlich zulegen. Doch mit zusätzlichen finanziellen Mitteln lassen sich Baumaßnahmen unter anderem beschleunigen. Hauptproblem ist allerdings, dass auch wir mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen haben. Wir haben viele spannende Projekte. Ingenieure können sich also gerne bewerben.

Wie hoch schätzen Sie das Risiko ein, dass in den nächsten Jahren noch einmal eine Sperrung von heute auf morgen notwendig sein wird?

Die Sperrung der Talbrücke Rahmede ist ein Extremfall, bei dem die hohen Belastungen durch den Verkehr auf ein sehr besonderes Bauwerk getroffen sind. Diese Brücke besteht nur aus einem einteiligen Überbau.

Werner Grosch
Autor

Werner Grosch war lange Jahre leitender Redakteur einer Tageszeitung mit den Schwerpunkten Politik und Wirtschaft. Für aktiv schreibt er Reportagen aus Unternehmen der Metall- und Elektrobranche und porträtiert Mitarbeiter aus diesen Branchen mit ihren ungewöhnlichen Fähigkeiten oder Hobbys. Privat und beruflich ist er am liebsten mit dem Rad unterwegs.

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