Es ist ein kompletter Produktionsprozess, der in einem Nebenraum des ZF-Ausbildungszentrums im Gewerbegebiet Süd in Saarbrücken aufgebaut ist. Vom Auftrag bis zur Fertigstellung findet alles auf rund 100 Quadratmetern statt. „Wir können hier mehrere Modelle eines Kleincomputers fertigen“, sagt Florijan Sadrija, der bei ZF eine Ausbildung zum Produktionstechnologen absolviert.
Vom Rohling zum fertigen Produkt
Und wenn man Sadrija zuhört, entsteht der Eindruck, als hätte er seit Jahren nichts anderes getan, als sich diesen Produktionsprozessen zu widmen. So versiert erklärt er den Prozess, der mit der Bestellannahme startet, dann ins Materiallager weitergeleitet wird, wo die nötigen Teile konfektioniert werden. Anschließend wird das Gehäuse in einer CNC-Fräse bearbeitet, die benötigten Teile werden montiert, getestet, kommen in die Endabnahme, gehen in einen letzten Funktionstest und werden dann verpackt. Und immer sind die Produktionstechnologen dabei, die die Prozesse nicht nur planen, sondern auch überwachen und Fehlsteuerungen erkennen müssen.
Ausschlag gab Industrie 4.0
Seit einem Jahr bildet ZF Produktionstechnologen aus, sagt Ausbildungsleiter Frank Siegel, der für diesen Bereich im ZF-Ausbildungszentrum zuständig ist. Das Berufsbild ist noch recht neu – erst vor rund zehn Jahren ist es als Ausbildungsberuf zugelassen worden. „Für uns ist es vor allem im Rahmen der zunehmenden Digitalisierung interessant geworden, Produktionstechnologen auszubilden“, sagt Siegel. „Denn sie sind Generalisten, die angesichts der Anforderungen von Industrie 4.0 zunehmend gefordert sind.“
Tatsächlich wirkt auch Sadrija wie ein Tausendsassa. Sei es die Bedienung der Fräse, sei es die Montage, sei es die Produktionsplanung. Er kennt sich in allen Bereichen aus. „Wir behalten zwar den Überblick, aber dafür sind wir nicht so tief im Thema wie die Fachkollegen“, sagt er. Wenn es zu Problemen kommt, gilt es dann auch, mit den Fachbereichen eine Lösung zu erarbeiten.
Der komplette Prozess zählt
Produktionstechnologen haben die Aufgabe, Produktionsprozesse zu planen, zu simulieren und natürlich letztlich auch umzusetzen. Deshalb ist es wichtig, dass sie einschätzen können, wie viel Aufwand zur Herstellung eines Produktes nötig ist und welche Schritte dafür sinnvollerweise in Betracht kommen. Auch der Aufbau der Anlagen und die Transportwege von A nach B spielen dann eine Rolle. Gerade in der digitalen Zukunft ist dieses Wissen wichtig, denn in den zunehmend flexibleren Fertigungen wird es immer häufiger Veränderungen in den Produktionsprozessen geben. Nach Aussage von ZF-Sprecherin Mareike Erhorn hat der Ausbildungsberuf im Saarland bisher noch kaum Fuß gefasst. Dabei wäre er ihrer Ansicht nach sicherlich auch für andere Betriebe interessant. „Im Zuge der Digitalisierung benötigt man eben nicht nur die Hochschulabsolventen und Informatiker, sondern auch Experten, die die Prozesse in die Produktion tragen.“
Pionier im neuen Berufsfeld
Drei Jahre dauert die duale Ausbildung in dem neuen Berufsfeld. Sadrija gehört zu den Pionieren, die bei ZF als erste in diesem Zweig gestartet sind. „Eigentlich wollte ich Industrie-Mechaniker werden“, erzählt er. „Und dann haben sie im Vorstellungsgespräch gefragt, ob ich mir auch diese Ausbildung vorstellen könne“, erinnert sich der 18-jährige. „Ich musste dann im Internet erst einmal nachschauen, was man da macht“, sagt er. „Aber dann war ich schnell überzeugt, dass es der richtige Beruf für mich ist.“
Im ZF-Ausbildungszentrum sind die Produktionstechnologen, die sich mit ihren schwarzen T-Shirts und Pullovern auch farblich ein wenig von den bunteren Kollegen aus den anderen Bereichen abheben, ein wenig die Exoten. Etwas Besseres seien sie aber nicht, sagt Sadrija. „Wir wissen, dass wir bei einem Problem auf die Hilfe der Fachleute angewiesen sind. Ohne die läuft es nicht“, sagt er. Und damit bringt er auf den Punkt, was seinen künftigen Beruf ausmacht: Nur bei erfolgreicher, gemeinsamer Zusammenarbeit gibt es am Ende auch ein qualitativ hochwertiges Produkt.
Unterstützt von ME Saar