München. Ein heftiger Krisen-Cocktail macht Bayerns Wirtschaft aktuell zu schaffen. Und er verursacht Zukunftssorgen. „Die bayerische Wirtschaft ist auf dem Weg in die Rezession“, sagt Wolfram Hatz, Präsident der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw). Der „Weißbierindex“ der vbw, ein Indikator für die Situation in der bayerischen Wirtschaft, ist im vergangenen Halbjahr von 126 auf 103 Punkte gefallen.

„Unser Weißbier-Glas ist noch zur Hälfte gefüllt, aber es wird sich in den kommenden Wochen und Monaten weiter leeren“, prognostiziert Hatz. Momentan befänden sich die Firmen zwar noch in einer ordentlichen Lage. „Aber die Perspektiven der Unternehmen sind pessimistisch. Die Unsicherheit ist so hoch wie nie.“

Die aktuelle Situation könnte sich zur Standortkrise ausweiten

Alle vier Teil-Indizes bewegen sich nach unten. Der Lage-Index Wachstum verschlechterte sich von 124 auf 109 Punkte. Bei der Beschäftigung geht es runter von 142 auf 122 Punkte. Noch schlechter sieht es bei den Prognose-Indizes aus. Bei Wachstum sinkt der Wert von 97 auf 70 Punkte, bei der Beschäftigung von 142 auf 110 Punkte.

„Der aktuelle Krisen-Cocktail gefährdet alle Wirtschaftssektoren, und wir laufen Gefahr, dass sich das zu einer Standortkrise ausweitet“, fürchtet Hatz. Vor allem hohe Energiekosten und die Frage der Versorgungssicherheit seien ein großes Problem. Zudem drücke die Inflation auf den privaten Konsum. Die Industrie leidet weiterhin unter einem Mangel an Rohstoffen und Vorprodukten. Parallel schmilzt die Auftragslage – auch durch eine global schwächere Konjunktur und sinkende Exporte.

Eine weitere Herausforderung für die Unternehmen ist der demografisch bedingte Mangel an Fachkräften, der selbst bei schwächerer Konjunktur bestehen bleiben dürfte. „Es kann dazu kommen, dass wir eine erhöhte Arbeitslosigkeit und gleichzeitig fehlende Fachkräfte sehen, weil bestimmte Qualifikationen nicht genügend vorhanden sind“, erläutert Hatz.

Dringenden Handlungsbedarf sieht die vbw vor allem beim Thema Energie. „Die Energiekosten haben sich in Europa stärker verteuert als anderswo, und Versorgungssicherheit ist nicht mehr gegeben“, sagt der vbw-Präsident. „Das schwächt unsere Wettbewerbsfähigkeit.“

Die vbw fordert einen Masterplan Energie 2030

Die finanzielle Entlastung von Verbrauchern und Betrieben sowie das Gewährleisten der Versorgungssicherheit müssten jetzt schnell kommen, so Hatz. Zudem benötige man nun rasch eine Idee, wie es in Deutschland energiepolitisch weitergehen soll. „Wir brauchen jetzt einen Masterplan Energie 2030 mit einem klaren Konzept für eine Wasserstoffwirtschaft.“

Michael Stark
aktiv-Redakteur

Michael Stark schreibt aus der Münchner aktiv-Redaktion vor allem über Betriebe und Themen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Darüber hinaus beschäftigt sich der Volkswirt immer wieder mit wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen. Das journalistische Handwerk lernte der gebürtige Hesse als Volontär bei der Mediengruppe Münchner Merkur/tz. An Wochenenden trifft man den Wahl-Landshuter regelmäßig im Eisstadion.

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