München. „Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität.“ Der Spruch ist rund 2.500 Jahre alt und wird dem griechischen Philosophen Sokrates zugeschrieben. Dieser beklagte sich darüber hinaus noch, dass die jungen Leute ihren Eltern widersprechen, die Beine übereinanderlegen und ihre Lehrer tyrannisieren.

Das Beispiel verdeutlicht: Es hat zu allen Zeiten, auch in der Antike, schon Menschen gegeben, die sich am Verhalten anderer störten. Menschliches Zusammenleben wird halt einfach leichter, wenn sich Frauen, Männer und Kinder auf gemeinsame Regeln des Miteinanders verständigen. aktiv hat einige Tipps dazu zusammengestellt.

Freiherr Knigge gilt als der Vater der Benimmregeln

Was gutes Benehmen ist, brachte den Deutschen ein gewisser Adolph Franz Friedrich Ludwig Freiherr Knigge bei. Er erblickte am 16. Oktober 1752 in Bredenbeck bei Hannover das Licht der Welt. Knigge ist bis heute das Synonym für Benimmregeln. Dabei führte der gute Freiherr ganz anderes im Schilde.

Er veröffentlichte im Jahr 1788 das Buch „Über den Umgang mit Menschen“, das allerdings keine Stilfibel war, sondern sich in den einzelnen Kapiteln etwa „Über den Umgang mit Kindern“ oder „mit Jähzornigen“ befasste. Es fand sich kein Wort darin, wie man Messer und Gabel halten und mit welcher Hand man das Weinglas erheben sollte – Dinge, die wir heute oft mit dem „Knigge“ verbinden. Das Buch wurde zum Verkaufsschlager, aber die viel zitierten Knigge-Regeln wurden erst mit den folgenden Auflagen eingeführt.

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Heutzutage gibt es Knigge-Regeln für jede Lebenslage: für Fußball-Fans, für Influencer, ja sogar für „Kanu-Fans auf Naturgewässern“, die auf einer Schweizer Homepage nachzulesen sind.

Und es ist wichtiger denn je, die Anstandsregeln im Alltag und im Job umzusetzen, denn der Ton in unserer Gesellschaft wird immer rauer. Was sollte man also grundsätzlich beachten? Autorin Silke Schneider-Flaig hat sich in ihrem Ratgeber „Der neue große Knigge – Richtige Umgangsformen privat und im Beruf“ damit beschäftigt und die „alten“ Regeln in die moderne Zeit übersetzt.

In Produktionshallen sind kurze, knappe Anweisungen okay

Sie rät vor allem zu gegenseitigem Respekt. „Dazu zählt richtig grüßen und begrüßen, gute Tischmanieren, gegenseitige Achtung, anlassbezogener Dresscode und natürlich ‚danke‘ und ‚bitte‘ sagen.“ Das gelte selbstverständlich auch für den Arbeitsplatz. „Wer in einem Großraumbüro arbeitet, der sollte bedenken, dass nicht alle begeistert sind, wenn man Döner am Schreibtisch isst, zu laut telefoniert, Musik hört oder zu stark parfümiert ist.“

Die Bürostelle sei natürlich nicht mit dem Arbeitsplatz in der Werkhalle vergleichbar. Dort seien auch aufgrund des Lärmpegels zum Beispiel Kurzbefehle (Vollgas, stopp, weiter) akzeptiert. Wer dort keine ganzen Sätze bildet, fällt nicht negativ auf.

Sonderfall Videokonferenz – was da gilt

  • Saubere, dem Anlass angemessene Kleidung tragen.
  • Für geordneten, ruhigen Bildhintergrund sorgen.
  • Eigenes Mikrofon nur bei eigenen Wortbeiträgen aktivieren, um Störgeräusche zu unterdrücken.
  • Zwischen- oder Verständnisfragen gegebenenfalls erst im virtuellen Chat ankündigen, damit der Moderator einem das Wort erteilen kann.
  • In Sitzungspausen Bild und Ton ausschalten, damit niemand Privates hört oder sieht – zum Beispiel jemandem beim Essen zuschaut.
Christian Schreiber
Autor

Unser freier Autor Christian Schreiber ist als Journalist in Baden-Württemberg, Bayern und der Welt unterwegs. Wirtschaftsthemen fesseln ihn seit seiner Jugend. Der Allgäuer, der in Augsburg Medien und Kommunikation studierte, hat die Berge in sein Herz geschlossen und auch sie zum Gegenstand der Berichterstattung gemacht.

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