Die meisten Kids lieben Online-Spiele wie etwa Fortnite. Michael Knothe vom Fachverband Medienabhängigkeit wundert das nicht: „Solche Spiele überschütten die Kinder mit künstlicher Anerkennung und nutzen alle Möglichkeiten, um sie möglichst lange bei der Stange zu halten.“

Wenn Junior also einfach nicht aufhören will, liegt das nicht nur am Kind. Die Spieleentwickler nutzen ein ausgeklügeltes System von Belohnungen und immer neuen „Kicks“, das es schwer macht, ein Ende zu finden. 

Eltern müssen also Ausdauer beweisen und sich durchsetzen. Hier haben wir Tipps zur Nutzung von Online-Spielen durch Kinder.  Wie viel Spielzeit okay ist, hängt vom Alter und der persönlichen Reife des Kindes ab. Und grundsätzlich gilt: „Eltern müssen individuell sehen, wie ihr Kind reagiert und was zu viel ist“, so der Experte.

Computer- und Videospiele: Nichts für Kleinkinder bis vier Jahre

„Computerspiele für Kleinkinder bis etwa drei oder vier Jahre sind grundsätzlich nicht sinnvoll“, sagt Michael Knothe. In diesem Alter brauchen Kinder weder Handy noch Tablet oder Computer. Zentral ist vielmehr der direkte Kontakt mit echten Menschen und das Spiel mit realen Gegenständen, also das Erleben der wirklichen, alltäglichen Welt. Für die virtuellen Welten der Online-Spiele ist später noch genug Zeit.

Games gemeinsam mit den Eltern spielen: Kinder von vier bis etwa sechs Jahren

Mit zunehmendem Alter bekommen natürlich auch Handy oder Tablet ihren Platz im Alltag der Kinder. Experten empfehlen, anfangs nicht mehr als 30 Minuten pro Tag für digitale Spiele. „Wichtig ist, dass die Kinder in diesem Alter nicht alleine spielen, sondern nur gemeinsam mit den Eltern“, erklärt Michael Knothe. Die Großen sollten natürlich gezielt kindgerechte Spiele aussuchen, dabei helfen die entsprechenden Altersangaben der Games. Ist die Spielzeit vorbei, kommt das Gerät weg und andere Aktivitäten stehen auf dem Plan.

Auf altersgerechte Spiele achten: Schulkinder von sechs bis zehn Jahren

Schulkinder werden zunehmend selbstständig und können auch etwas länger daddeln. Hier empfehlen Experten nicht mehr als etwa 45 Minuten pro Tag. „In diesem Alter können die Kinder bereits alleine spielen“, sagt Michael Knothe. Klar, dass die Eltern trotzdem ein Auge darauf haben sollten, was der Nachwuchs macht und natürlich auf altersgerechte Games achten sollten. Knothe empfiehlt, die Jugendschutzeinstellungen an den Geräten zu nutzen, damit die Kinder nicht ungefiltert im Internet unterwegs sind.

Neue Videospiele im Blick haben: Jugendliche von 10 bis 13 Jahren

In diesem Alter empfehlen Experten etwa eine Gaming-Stunde pro Tag. Dennoch sollten Eltern weiterhin im Blick behalten, was ihre Kinder so spielen. Michael Knothe rät, Interesse zu zeigen und sich neue Spiele von den Kids einfach mal erklären zu lassen. Ansonsten verlieren die Erwachsenen nämlich leicht den Überblick über die gerade angesagten Spiele und verstehen auch immer weniger, was ihre Kinder daran so fasziniert.

Bei Spielekonsum gelassen bleiben: Jugendliche ab etwa 13 Jahren

Je älter der Nachwuchs wird, desto schwieriger wird es natürlich, dem Spielen noch klare Grenzen zu setzen. „Gaming kann auch ein Hobby sein, das dann natürlich mehr Zeit beansprucht“, sagt der Experte. Oft spielen die Jugendlichen gemeinsam mit ihren Freunden, und kleben schon allein deshalb oft stundenlang vor dem Monitor. Das ist grundsätzlich nichts anderes, als ob der musikbegeisterte Sohn jeden Tag ewig Gitarre übt oder die sportliche Tochter den ganzen Tag an der Kletterwand hängt. Michael Knothe rät in solchen Fällen zur Gelassenheit. „Solange das Gesamtbild stimmt, müssen Eltern nicht unbedingt einschreiten, auch wenn sie die viele Spielerei nicht so toll finden“, sagt der Experte. Ein gutes Gesamtbild bedeutet: Der Jugendliche hat nicht nur virtuelle Kontakte, sondern auch Freunde in der realen Welt, die Schule leidet nicht, er hat noch andere Interessen oder Hobbys, und er vernachlässigt auch seine sonstigen Pflichten nicht, kümmert sich beispielsweise weiter um sein Haustier, räumt sein Zimmer auf oder hilft im Haushalt.

Spielsucht von Jugendlichen: So erkennt man die die ersten Warnzeichen

Dennoch ist ein wenig Vorsicht angezeigt: „Eltern sollten in solchen Fällen nah dranbleiben und die Situation im Auge behalten“, rät Knothe. Die Alarmglocken sollten klingeln, wenn der Nachwuchs zunehmend in die virtuelle Welt abdriftet, immer mehr und immer exzessiver spielt und dafür Freunde, Geschwister und die Schule vernachlässigt, kaum noch schläft, kaum noch isst, kaum noch unter die Dusche kommt und auch sonst keinerlei Interessen mehr zeigt. Manchmal handelt es sich beim exzessiven Spielen nur um eine kurzfristige Welle der Begeisterung, die sich nach zwei oder drei Wochen von alleine wieder erledigt. Hält der Zustand jedoch länger an, sollten Eltern einschreiten.

Wenn Suchtgefahr droht: Nicht zu lange warten und Hilfe suchen

Eltern sollten deshalb rechtzeitig das Gespräch mit dem Nachwuchs suchen und zu anderen Aktivitäten ermuntern. Bringen solche Gespräche jedoch nichts oder dringt man beim Jugendlichen schon kaum noch durch, sollten sich Eltern möglichst rasch Unterstützung holen. Erste Ansprechpartner sind beispielsweise die örtlichen Suchtberatungsstellen oder entsprechend spezialisierte Psychologen. Adressen findet man auch auf der Seite des Fachverbands Medienabhängigkeit  unter „Hilfe finden“.

Nur Mut! Wer sich Unterstützung sucht, muss sich nicht schämen, denn eine solche ungesunde Fixierung auf Online-Spiele ist weder das Versagen der Eltern noch die Schuld des Kindes! Je früher Eltern aktiv werden, desto leichter gelingt es, das Kind mit vereinten Kräften wieder zurück ins reale Leben zu holen.

Silke Becker
Autorin

Silke Becker studierte Soziologie, BWL, Pädagogik und Philosophie. Seit ihrem Abschluss arbeitet sie als Redakteurin und freie Journalistin. Außerdem hat sie mehrere Bücher veröffentlicht. Am liebsten beschäftigt sie sich mit den Themen Geld, Recht, Immobilien, Rente und Pflege.

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