Stuttgart. Wasser hat keine Balken? Früher schon: Bevor es Güterzüge und Autobahnen gab, schwemmten Flößer riesige Mengen Holz auf Bächen und Flüssen vom Schwarzwald bis an die Nordsee. Der Schwarzwald galt als der wichtigste deutsche Holzlieferant. Die Flößer fuhren selbst auf den zusammengebundenen Baumstämmen mit, um sie weit weg für gutes Geld zu verkaufen. Ihr Handwerk war Knochenarbeit und auch gefährlich. Heute wird das alte Brauchtum liebevoll gepflegt.

Holz aus dem Schwarzwald diente zum Bau von Kirchen, Burgen und Schlössern

Besonders begehrt war das geflößte Holz aus Baden-Württemberg beim europäischen Adel, bei Herrschern und Geistlichen. Sie errichteten damit ihre Kirchen, Burgen und Schlösser. Das Holz aus dem Schwarzwald ging bevorzugt in die Niederlande. Im Volksmund war schnell von „Holländerstämmen“ die Rede. Um die Flößerei überhaupt möglich zu machen, wurden Gewässer wie der Neckar auf langen Strecken begradigt.

Hier einige Tipps für Ausflügler, die eine Floßfahrt machen wollen oder sich für das Thema interessieren:

  • Kinzigtal (Schwarzwald): Auf der Kinzig kann man historische Floßfahrten erleben. Die Strecke ist unterteilt in zwei Abschnitte: von Loßburg bis Alpirsbach (10 Kilometer) und von Alpirsbach bis Wolfach (22 Kilometer). Mit an Bord sind zum Beispiel Knecht Jakob und sein Sohn Michel. Mehr zu diesem Freizeiterlebnis finden Sie auf der Seite der Stadt Schiltach: floesserpfad.de/strecke
  • Sportliche können das Thema auch abseits des Wassers erleben: etwa auf dem Enztal-Radweg. Auf den beiden je gut 50 Kilometer langen Etappen zwischen Enzklösterle und Walheim kommt man heute noch an historischen Holzlagerplätzen vorbei. Mehr über die Strecke erfahren Sie auf der Seite der Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald: enztalradweg.de/radweg
  • Die Flößerzunft Oberes Nagoldtal pflegt die Flößertradition in Altensteig. Entsprechende Führungen gibt es an der nach altem Vorbild wieder aufgebauten Monhardter Wasserstube, wo Besucher alles über die Blütezeit des Gewerbes erfahren. Seit 2012 trägt Altensteig den Titel Internationale Flößerstadt. Auf der Seite der Stadt Altensteig finden Sie weitere Informationen zur Flößerzunft: altensteig.de/flösserei
  • Talhubenfest Unterreichenbach: Früher lebten die meisten Unterreichenbacher von der Flößerei. Sie banden die Holzstämme zusammen und ließen sie abwärtstreiben. Die „Huben“ waren die im Tal liegenden Gehöfte. Extra zum zweitägigen Fest (2. und 3. September), das nur alle drei Jahre stattfindet, gibt es Schaufahrten auf einem mehr als 100 Meter langen Floß. Informationen zum Talhubenfest 2023 finden Sie auf der Seite der Gemeindeverwaltung Unterreichenbach: unterreichenbach.de/talhubenfest
Christian Schreiber
Autor

Unser freier Autor Christian Schreiber ist als Journalist in Baden-Württemberg, Bayern und der Welt unterwegs. Wirtschaftsthemen fesseln ihn seit seiner Jugend. Der Allgäuer, der in Augsburg Medien und Kommunikation studierte, hat die Berge in sein Herz geschlossen und auch sie zum Gegenstand der Berichterstattung gemacht.

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