Wuppertal. Malen und zeichnen entspannt, man bekommt den Kopf frei. Und man kann so anderen eine komplizierte Sache anschaulich vermitteln. In Bildern sprechen - das tut auch André Heil gern, der beim Wuppertaler Profizangen-Produzenten Knipex arbeitet.

In seinem Büro hängt ein Bild, das der 46-Jährige gezeichnet hat. Es zeigt ein Segelschiff, das Kurs auf den Leuchtturm am Horizont nimmt. „Knipex“ steht auf der wehenden Flagge: „Das Bild hat mir geholfen, meine Gedanken zu sortieren“, sagt er: „Wenn ich Inhalte visualisiere, bleibt mehr davon hängen.“

Lean Manager André Heil ist dafür zuständig, die Produktion immer effizienter zu gestalten

Der gelernte Industriemechaniker und talentierte Zeichner ist als Lean Manager dafür zuständig, die Produktion immer effizienter zu gestalten. Nach einem Abstecher in die IT-Branche, die ihm aber nicht zusagte, heuerte er 2002 bei Knipex als Zeitarbeiter an.

„Ich wollte mir ein paar Firmen angucken, bin aber direkt bei der ersten geblieben“, erzählt er. Das Familienunternehmen übernahm ihn als Maschineneinrichter für die Schnittfräsen, die nicht weit von seinem Büro die Schneiden der Zangen herstellen.

Das Familienunternehmen Knipex hat 1.250 Mitarbeiter und ist bei Profi-Zangen Weltmarktführer

Zwei Jahre später war er schon Schichtführer. Von da an ging es so schnell, dass Heil mit dem Drucken der Visitenkarten kaum nachkam. Fertigungsoptimierer, Lean Koordinator, Lean Manager.

Anfangs ging es darum, in seiner Abteilung das Umrüsten von Maschinen zu vereinheitlichen. Heil arbeitete sich in das Thema ein und fiel mit seinem Engagement auf. Er lernte mehr über Programmierung von Robotern und Automatisierung. „Ich habe super Unterstützung durch die Führungskräfte bekommen“, sagt er. Bald wurde er damit betraut, die gesamte Fertigung zu verschlanken.

Dabei läuft es bei Knipex eigentlich rund. Die Firma mit 1.250 Beschäftigten ist Weltmarktführer bei den Profi-Zangen. Der Umsatz wächst, die Mitarbeiterzahl ebenso, dafür sinkt der Energie- und Ressourcenverbrauch. Aber man will noch besser werden. „Das ist ein immerwährender Prozess“, erklärt Heil: „Wir haben eine Menge Potenzial und gute Bedingungen dank der flexiblen, offenen Kultur im Unternehmen.“

„Unser Anspruch ist, 80 Prozent der Mitarbeiter-Ideen umzusetzen“

Heil will bei seinen Veränderungen die Kollegen mit ins Boot nehmen: „Es geht ja auch um den konkreten Vorteil für den Mitarbeiter, nicht nur für das Unternehmen als Ganzes.“ Und um immer besser zu werden, sind auch die Ideen der Belegschaft gefragt. „Unser Anspruch ist, 80 Prozent der Anregungen umzusetzen.“

Auch die Weiterbildung ist für Heil ein großes Thema. Weil Knipex viele seiner Maschinen selbst baut, war es naheliegend, das Know-how im Haus zu nutzen sowie gute Trainer auszubilden. Und das Gelernte lässt sich vor Ort auch direkt ausprobieren.

Online-Lernen – das ist genau nach seinem Geschmack

Das früh geweckte Interesse für Computer und fürs Programmieren leistet Heil in seinem Job hervorragende Dienste. „Mit dem Einsatz moderner Videotechnik und Software lassen sich etwa Rüstzeiten verringern“, sagt er. Man müsse eine Maschine nicht lange stilllegen, wenn ein Video die einzelnen Schritte genau erklärt. Dann verstehe man es halt schneller. Auch fürs Online-Lernen und für gut gemachte Videos hat er viel übrig.

Und damit ist er wieder in seinem Element, den Bildern. Wen wundert es, schließlich ist Heils Hobby das Fotografieren.

Nachgefragt

Wie kamen Sie zu Ihrem jetzigen Job?

Unzufriedenheit mit dem Vorhandenen ist mein Antrieb. Ich will mich selbst weiterentwickeln, aber im Kontext des Unternehmens, damit es auch etwas davon hat.

Was reizt Sie am meisten?

Gemeinsam etwas schaffen, was man hinterher sieht. Ich freue mich über gute Ideen der Mitarbeiter, die umgesetzt werden. So habe ich jeden Tag ein Erfolgserlebnis.

Worauf kommt es an?

Mit den Ängsten anderer richtig umgehen. Dagegen helfen Wertschätzung des bereits Geleisteten. Und man muss erklären, wo der Sinn der Sache liegt.

Metall und Elektro – Werkzeuge made in Germany:

  • 31.500 Mitarbeiter haben die Hersteller bundesweit
  • 4,9 Milliarden Euro Umsatz machte der Industriezweig 2018
  • 45.000 Zangen für den Profi fertigt Knipex pro Tag
Matilda Jordanova-Duda
Autorin

Matilda Jordanova-Duda schreibt für aktiv Betriebsreportagen und Mitarbeiterporträts. Ihre Lieblingsthemen sind Innovationen und die Energiewende. Sie hat Journalismus studiert und arbeitet als freie Autorin für mehrere Print- und Online-Medien, war auch schon beim Radio. Privat findet man sie beim Lesen, Stricken oder Heilkräuter-Sammeln.

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