Die Mehrheit der Deutschen legt zwischen zehn und 15 Kilometer pro Wanderung zurück, wie aus einer Studie der Ostfalia-Hochschule für angewandte Wissenschaften aus 2019 hervorgeht. Rund 300.000 Kilometer befestigte Wege hierzulande bieten ein vielfältiges Angebot – von Familientour über Halbtages- und Tagestouren bis hin zu Fernwanderungen.

Im Folgenden stellt Ihnen aktiv einiger der tollsten Wanderwege vor, die von Experten wie dem Deutschen Wanderverein oder dem Wandermagazin besonders empfohlen werden.

Grüne Oase in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Hessen: Der Westerwaldsteig

Reizvolle Aussichten über weite Wiesen und unberührte Natur bietet der Westerwaldsteig, der sich zwischen Köln und Frankfurt auf 235 Kilometern erstreckt. Im Jahr 2020 bereits zum vierten Mal als „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ vom Deutschen Wanderverein zertifiziert, bietet er insgesamt 16 Etappen – vom hessischen Herborn über Höhen und durch Schluchten bis hin nach Bad Hönningen am Rhein. Nach einem allmählichen Anstieg auf 657 Meter lassen Wanderer die Fuchskaute, den höchsten Berg des Westerwalds, hinter sich. Anschießend wandert man durch die Holzbachschlucht an der Westerburg und an der Westerwälder Seenplatte vorbei. Wanderer werden außerdem mit schönen Aussichten zum Beispiel über das Grenzbachtal belohnt (Bild). Weiteres Highlight ist der 350 Meter hohe Vulkankegel Roßbacher Häubchen, der ein Zeugnis für den regen Vulkanismus in der Region ist. Wer nicht nur hoch hinaus will, kann auch faszinierende Tropfsteinformationen im größten Höhlensystem Hessens, der Schauhöhle Breitscheid, besichtigen.

Übrigens, ganz in der Nähe liegt der im Jahr 2022 neu zertifizierte „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“: Auf etwa 110 Kilometern führt der Wiedweg – benannt nach dem längsten Fluss des Westerwalds – von der Quelle an der Westerwälder Seenplatte bis hin zur Mündung in den Rhein bei Neuwied.

westerwald.info/westerwaldsteig

Ur-Natur pur: Der VulkaMaar-Pfad in der rheinland-pfälzischen Vulkaneifel

„Deutschlands Schönster Wanderweg 2021“ – laut Wandermagazin – ist ein wahrer Shooting-Star: Eine Rekordwählerschaft mit über 39.000 Teilnehmern prämierte den VulkaMaar-Weg zur schönsten Mehrtagestour. Zwei insgesamt 27 Kilometer lange Etappen führen über schmale Pfade durch eine einzigartige Region in Deutschland hinein in die explosive Vergangenheit der Eifel. Startpunkt ist die Stadt Manderscheid (Bild). Dort lohnt sich ein Besuch der beiden mittelalterlichen Burgruinen: Diese können auf eigene Faust oder mit Führungen erkundet werden und laden außerdem zum sommerlichen Burgenfest sowie zur Manderscheider Burgenweihnacht ein. Dann geht es weiter zum Vulkanerlebnispfad Bettenfeld (einer Gruppe aus fünf vulkanischen Schlackenkegeln), am Windsborner Kratersee vorbei zum Eifeldorf Meerfeld. Höhepunkte sind etwa das tiefblaue Meerfelder Maar, das in einem riesigen Vulkantrichter liegt, Lava-Steilwände oder gewaltige Basaltbrocken. Wanderer können sich außerdem auf spektakuläre Aussichten auf die Flusstäler der Lieser und der Kleinen Kyll sowie auf stille Wälder und die verwunschene Wolfsschlucht freuen.

Eifelsteig.de/a-vulkamaar-pfad

Immer eine Reise wert: Der Goldsteig in Bayern

Deutschlands längster zertifizierter Wanderweg: Start der 660 Kilometer langen Strecke ist in Marktredwitz in der Oberpfalz, das Ziel liegt in der Drei-Flüsse-Stadt Passau (Bild), ebenfalls in Bayern. Ein Parallelweg durch Tschechien durchzieht den Kreis Pilsen und Südböhmen. Auf deutscher Seite durchwandert man fünf Naturparks sowie den Nationalpark Bayerischer Wald. In dessen Kernzone kann sich die Natur frei entfalten. Insgesamt weist der Goldsteig 38 Etappen auf. Sie führen an Gipfeln wie dem Lusen oder dem Großer Falkenstein vorbei. Insgesamt bietet das Wegnetz mit 13 Grenzübergängen Wanderspaß auf 2.000 Kilometern. Seinen Namen erhielt der Goldsteig einerseits als Handelsweg von weißem Gold (Salz), andererseits wurde in der Gegend früher tatsächlich Gold geschürft. Der Wanderweg gehört zu den „Top Trails of Germany”, prämierten Fernwanderwegen, die als „Premiumwanderweg“ des Deutschen Wanderinstituts oder als „Qualitätswanderweg“ des Deutschen Wanderverbands ausgezeichnet sind.

goldsteig-wandern.de

Der älteste aller deutschen Wanderwege: Der Rennsteig in Thüringen und Bayern

Vor rund 700 Jahren ist Deutschlands ältester Wanderweg, der Rennsteig, erstmals urkundlich erwähnt worden. Die Strecke auf dem Kamm des Thüringer Waldes ist 169 Kilometer lang und in acht Etappen – mit je 19 bis 26 Kilometern Länge - unterteilt. Gute Ausrüstung und Allwetterkleidung sind auf der Strecke von Hörschel bei Eisenach nach Blankenstein mit Abstechern nach Franken empfohlen. „Bei uns gibt es zwei Jahreszeiten“, witzeln die Einheimischen, „Winter und strenger Winter“. Die Route bietet neben malerischen Natureindrücken jede Menge Sehenswürdigkeiten. Etwa die Wartburg bei Eisenach (Bild), mit Oberhof Thüringens bekanntesten Wintersportort, die Glasbläserstadt Lauscha und das Biosphärenreservat Vessertal. Für Familien und Kinder gibt es außerdem einige Spielplätze, Aussichtstürme und Erlebnispfade. Mitte Mai bietet der Rennsteiglauf jedes Jahr mit 15.000 Läufern aus aller Welt ein beeindruckendes Spektakel. Der Rennsteig ist zudem für seine Wintersportangebote bekannt. Die Route besitzt das Zertifikat „Qualitätswanderweg Wanderbares Deutschland“ vom Deutschen Wanderverband.

rennsteig.de

Vielseitige Natur und Kultur: Der Eifelsteig in Nordrhein-Westfalen, Belgien und Rheinland-Pfalz

Feuer und Wasser haben sie geschaffen, der Wind hat sie geschliffen. So heißt es von der Eifel, dem malerischen und abwechslungsreichen Landstrich zwischen Aachen und Trier. Der Dom und die Porta Nigra sind auch Start- und Zielpunkt des 313 Kilometer langen Fernwanderwegs Eifelsteig. Insgesamt warten 15 Etappen mit 14 bis 28 Kilometer Länge auf naturbegeisterte und kulturell interessierte Wanderfreunde. Die Reise geht durch alle Landschaftsformen der Eifel: Moor- und Heidelandschaft, felsige Täler mit Stauseen und dem Nationalpark Eifel. Hinzu kommen die Kalkeifel sowie die Kegel und Maare der Vulkaneifel (Bild). Kulturelles gibt es etwa in der Tuchmacherstadt Monschau, im Kloster Steinfeld mit seiner Basilika aus dem 12. Jahrhundert oder auf der Burg Kerpen zu erleben. Bekannte Autoren wie Jacques Berndorf (Eifel-Krimis mit dem Protagonisten Siggi Baumeister) oder Ralf Kramp (Herbie-Feldmann-Romane) haben der Region ihren kriminalistischen Stempel aufgedrückt. Krimifreunde sollten daher länger in Hillesheim verweilen, im Cafè Sherlock etwa oder im Krimihotel. 2015 wählten die Leser der Fachzeitschrift Wandermagazin den Eifelsteig zu Deutschlands schönstem Wanderweg. Der Eifelsteig wird ebenfalls zu den „Top Trails of Germany“ gezählt.

eifelsteig.de

Heidekraut und Flussauen: Der Heidschnuckenweg von Hamburg nach Niedersachsen

Von Hamburg nach Celle? Klingt nicht besonders spannend. Weit gefehlt! Auf den 14 Teilstrecken des 223 Kilometer langen Heidschnuckenwegs durch Heide, Flussauen, Wälder und pittoreske Heidedörfer kommt der Wanderer aus dem Staunen nicht mehr heraus. Etwa im August und September, wenn die Erika blüht (Bild). Oder über den hohen Himmel in der weitläufigen, meist flachen Landschaft. Auch wohl deshalb wurde dieser „Top Trail of Germany“ 2021 erneut als „Qualitätswanderweg Wanderbares Deutschland“ ausgezeichnet. Ausnehmend schön zu jeder Jahreszeit ist zum Beispiel der Totengrund einen Kilometer südöstlich von Wilsede, mitten im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide. Der Talkessel gehört zu den meistfotografierten Orten auf der Tour. Ebenfalls malerisch sind der 129 Meter hohe Brunsberg mit dem Rundumblick über die Heide oder die Weseler Heide mit den Pastorenteichen. Seit 2021 gibt es noch mehr zu entdecken: So sind durch ein Förderprojekt der Europäischen Union insgesamt 12 sogenannte Heideschleifen mit einer Streckenlänge zwischen 1,4 (barrierefrei) und 20,9 Kilometern entstanden.

heidschnuckenweg.de

Natur als Motiv für berühmte Maler: Der Malerweg im sächsischen Elbsandsteingebirge

Seinen Namen hat der 116 Kilometer lange und mit seinen 3.600 Höhenmetern recht anspruchsvolle Malerweg ganz zurecht erhalten: Viele deutsche und europäische Maler setzten im 19. Jahrhundert die prächtige, bizarre Natur des Elbsandsteingebirges in Szene. Beispielsweise auch Casper David Friedrich, der hier das berühmte Gemälde „Wanderer über dem Nebelmeer“ schuf. Auf den acht vorgeschlagenen Etappen von „Deutschlands schönstem Wanderweg 2007“ (Wandermagazin) führt die Reise von Liebethal über Stadt Wehlen und Schmilka bis nach Pirna. Die Strecke ist geprägt von romantischen tiefen Felsschluchten, wilden Felsgebilden und atemberaubenden Aussichten. Unterwegs warten zudem mit Bastei und Brücke das Wahrzeichen der Sächsischen Schweiz, die Festung Königstein (Bild) und die Kurstadt Bad Schandau an der Elbe. Hier findet sich auch ein Anleger der Weißen Flotte – Raddampfer, die bei ausreichend Wasser die Elbe entlang schippern. Kein Wunder, dass Leser des Globetrotter Magazins den Malerweg im Jahr 2016 zum weltweit drittbesten „Trip der Welt“ wählten.

saechsische-schweiz.de/malerweg

Durch tiefen dunklen Wald: Der Albsteig im Schwarzwald

Nur 83 Kilometer ist er lang, aber 2.722 Höhenmeter sind auf dem Albsteig Schwarzwald entlang der Alb von Albbruck im Rheintal bis an den Feldberg zu bewältigen. Dort lohnt sich ein Besuch der Aussichtsplattform des Feldbergturms, einem ehemaligen Rundfunkturm. Auf dem Wanderweg geht es weiter durch wildromantische Schluchten, die sich mit Weitblicken über schier unendliche Tannenwälder abwechseln. Obendrein gibt es eine Teufelsküche, zahlreiche verwunschene Orte wie den Menzenschwander Wasserfall (Bild) und Hochtäler zu bestaunen. Wer Glück hat und die Augen offen hält, kann vor allem im Bereich um Schachen einige der hier heimischen Gämsen erspähen. Und jede Menge urige Gasthäuser, bei deren Küche der Wanderer echt aufpassen muss, rechtzeitig weiterzugehen. Auch für Wanderer mit eigenem Zelt ist gesorgt: Camper haben seit 2020 eine Auswahl aus fünf verschiedenen Trekkingcamps. Je nach Fitness werden drei sportliche oder fünf Genießer-Etappen vorgeschlagen. Der 2017 neu eröffnete Wanderweg trägt das Prädikat „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ vom Deutschen Wanderverband. Und: Die Leser des trekking-Magazins haben den Albsteig zur beliebtesten Wanderung 2018 gewählt.

albsteig.de

Über unbewaldete Höhenzüge: Der Hochrhöner durch Bayern, Hessen und Thüringen

„Auf den höchsten Höhn der Rhön tobte einst ein Zyklön. Er kam niemals wieder. Warum auch – war nichts mehr zu sehn.“ So hübsch dieser freche Limerick ist, so falsch ist er auch. Das kann der geneigte Wanderer auf dem „Top Trail of Germany“ Hochrhöner zwischen Bad Salzungen (Thüringen) und Bad Kissingen (Bayern) rasch erkennen. Die rund 180 Kilometer lange Route zeichnet sich vor allem durch weite Blicke über stille Landschaften aus. Wanderer begeistert eine außergewöhnliche Flora aus Hochmooren, Basaltseen, Buchenwäldern und Grünlandflächen. Besonderes Highlight der Tour ist die 950 Meter hohe Wasserkuppe (Bild), der höchste Berg der Rhön im hessischen Landkreis Fulda. In Gersfeld, der „Wiege des Segelflugs“, gibt es nicht nur beste Aussichten, sondern auch eine Sommerrodelbahn und ein Segelflugmuseum. 2010 wurde die Route vom Wandermagazin zu „Deutschlands schönstem Wanderweg“ gekürt.

rhoen.de

Burgruinen und keltische Siedlungen: Der Frankenalb-Panoramaweg in Bayern

Mit 60 Kilometern Länge ist der Frankenalb-Panoramaweg mit seinen fünf Etappen im Nürnberger Land. Los geht es in Engelthal durch einen schönen Mischwald zur Ruine des Oedenschlosses und zur Teufelskeller-Schlucht. Diese erste Etappe fasst auch prima zusammen, was den Frankenalb-Panoramaweg auszeichnet: herrliche Natur und eine Menge steingewordener Geschichte. So etwa folgen noch einige Burgruinen, inklusive der renovierten Burgruine Lichtenegg (Bild), sowie die Reste einer spätkeltischen Siedlung. Neben landschaftlichen Sehenswürdigkeiten der südlichen Frankenalb, wie Hohler Fels und Jungfernsprung bei Happurg sowie Steinerner Rinne bei Engelthal, machen auch kleine Kostbarkeiten, wie etwa die Hinterhaslacher Heide den Wanderweg so charmant. Seit 2010 trägt der Wanderweg das Prädikat „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“.

frankentourismus.de

Mitten durch die Weinberge: Der Moselsteig in Rheinland-Pfalz

Das Gütesiegel „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ und das europäische Wandersiegel „Leading Quality Trail – Best of Europe“ der Europäischen Wandervereinigung (EWV) kann der Moselsteig bereits seit seiner Eröffnung im April 2014 vorweisen. Startpunkt für die 24 Etappen auf der 365 Kilometer langen Route ist der deutsch-französisch-luxemburgische Grenzort Perl an der Obermosel. Entlang der Mosel führen die oftmals fordernden, aber sehr abwechslungsreichen Wege. Vorbei an steilen Weinbergen, bezaubernden Ortschaften, Zeugen der Geschichte wie etwa die Burg Landshut bei Bernkastel-Kues, die Reichsburg Cochem und Burg Eltz (Bild). Ziel der Route ist das Deutsche Eck in Koblenz. Natürlich bietet die Tour ausreichend Gelegenheit, sich mit den Ergebnissen der 2000-jährigen Weinbautradition an der Mosel auseinanderzusetzen.

visitmosel.de

Auf den Spuren der Römer und Kelten: Der Altmühltal-Panoramaweg in Bayern

Wildromantische Felslandschaften, sonnige Wacholderheiden oder sattgrüne Buchenwälder: In Sachen Natur hat der Altmühltal-Panoramaweg südlich von Nürnberg (Bild) sehr viel Abwechslung vorrätig. Die Route ist 200 Kilometer lang und in 15 Tagesetappen zwischen 11 und 32 Kilometer Länge unterteilt. Dazu gibt es viele sogenannte Schlaufenwege, also Rundwege. Am Wegesrand liegen viele kleine, aber dafür sehenswerte Städte, Zeugnisse der römischen und keltischen Geschichte wie Überreste des Limes – des Schutzwalls der Römer gegen die vermeintlich barbarischen Germanen. Wem der Sinn nach Abwechslung zum Wandern steht, kann beispielsweise auch auf das Kajak umsteigen und auf der Altmühl Bootwandern. Von Vorteil: In der Region ist der Öffentliche Nahverkehr gut ausgebaut, Nürnberg und Ingolstadt per Bahn prima erreichbar. Der Fernwanderweg trägt das Prädikat „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“.

naturpark-altmuehltal.de