Kniebundhose und kratzige Socken waren gestern. Bei der Ausrüstung für Outdoor-Touren hat sich viel getan. Eine zweckmäßige Ausrüstung macht den Ausflug ins Gebirge sicherer und sorgt für unbeschwerte Touren – ob auf gut markierten Almwegen oder weiter oben in steilem Gelände. Hier ein paar Tipps für die Packliste:

Tipp 1: Ein griffiges Profil am Wanderstiefel und die richtigen Socken

In Turnschuhen auf den Berg? Keine gute Idee. „Funktionelle Bergschuhe, die gut passen, sind das A und O“, betont der Deutsche Alpenverein in München. Wichtig ist eine rutschfeste Sohle mit griffigem Profil. Je schwieriger das Gelände und je länger die Tour, desto stabiler sollte das Schuhwerk sein, so der Rat der Spezialisten.

Man unterscheidet nach mehreren Kategorien: Für leichte Wanderungen im Flachland und im Mittelgebirge tut es ein Allround-Outdoor-Halbschuh (Kategorie A). Beim knöchelhohen Wanderstiefel (B) dagegen schützt der Schaft das Fußgelenk vor dem Umknicken.

Für längere, anspruchsvolle Bergtouren auf hartem Untergrund sollten es stabile Trekkingstiefel sein, mit einer sogenannten Brandsohle, einer speziellen Innensohle, die dem Schuh mehr Stabilität verleiht (C).

Die klassischen robusten Bergstiefel (D) schließlich sind für den extremen Einsatz im Hochgebirge gedacht und so solide, dass man an ihnen Steigeisen (mit Kippbügel-Schnellverschluss) befestigen kann, wenn man über Schnee und Gletschereis gehen will. (Oder man nimmt dafür zumindest „Grödel“ zu Hilfe. Das sind Steigeisen-ähnliche Gehhilfen, die man auf rutschigem Untergrund unter die Schuhe schnallt und mit denen man kurze Passagen auf glattem Eis bewältigen kann.) Die schweren Bergstiefel fühlen sich allerdings recht steif an, für einen „Spaziergang auf die Alm“ wären sie zu viel des Guten.

Faustregeln fürs Anprobieren von Wanderschuhwerk aller Art: Die Fersen brauchen festen Halt, die Zehen vorne etwa einen Zentimeter Bewegungsfreiheit. Man sollte bedenken, dass die Füße beim Gehen anschwellen – also vor dem Besuch im Schuhgeschäft ein paar Minuten warmlaufen.

Spezielle Outdoor-Strümpfe mit verstärktem Fußbett aus Mischgewebe oder Frottee polstern Ferse und Zehen. Sie verhindern ein Herumrutschen im Schuh, halten die Füße trocken und helfen vor allem auf Mehrtagestouren, Blasen zu verhindern. Geeignetes Schuhwerk zum Wandern gibt es übrigens auch für Kinder, bei kleinen Zappelphilipps ist der sichere Halt im Gelände doppelt wichtig.

Wer es ganz bequem haben will, kauft sich spezielle Einlagen für seine Wanderschuhe. Sie verbessern den Halt des Fußes im Schuh. Man nimmt einfach die beim Kauf in den Schuhen eingelegte dünnere Original-Variante heraus und tauscht sie gegen die Bequem-Schicht aus. Wichtig: Nach einer längeren Tour auslüften, um Schweißansammlung und unangenehmen Gerüchen vorzubeugen. 

Groß im Trend sind aktuell sogenannte Barfußschuhe, die deutlich dünner und flexibler sind als normale Schuhe. Diese sollen das natürliche Abrollverhalten des Fußes fördern und die Muskulatur an Füßen und Beinen langfristig stärken. Der Barfußeffekt ist dabei von Marke zu Marke unterschiedlich.  

Tipp 2: Atmungsaktive Funktionsunterwäsche und Bekleidung im Zwiebelprinzip

Bergwandern ist recht anstrengend, beim Aufstieg schwitzt man ordentlich. Je höher man steigt, desto kälter kann es aber auch werden. Deshalb sollten sich Wanderer nach dem „Zwiebelprinzip“ kleiden. Das bedeutet, mehrere Schichten Kleidung übereinander zu tragen, die man dann je nach Temperatur aus- und wieder anziehen kann. Die Kleidungsstücke sollten wärmen sowie bequem und atmungsaktiv sein, rät der DAV.

Die erste „Zwiebel“-Schicht bildet die Funktionsunterwäsche, etwa aus Merinowolle. Das natürliche Material kühlt und wärmt zugleich – je nachdem, was der Körper gerade braucht. Es liegt direkt auf der Haut und transportiert die Feuchtigkeit vom Körper weg. Zudem trocknet es schnell, es bedarf also keiner Wechselwäsche.

Darüber kommt eine zweite Schicht, sie regelt die Temperatur. Je nach Wetterlage kann das ein dünnes oder flauschiges Fleece, ein Pulli oder eine Softshelljacke sein. An guten Tagen bildet sie die Außenschicht. Bei Wind und Wetter benötigt man eine andere Außenschicht – mehr dazu im folgenden Tipp.

Tipp 3: Wasserabweisende Jacke und Trekkinghose

An die Beine kommen lange Hosen, am besten aus strapazierfähigem und elastischem Kunstfasermaterial, empfiehlt der DAV. Der Vorteil langer Hosen: Sie schützen vor Kälte, Sonnenbrand, Dornen und Zecken am Wegesrand. Wer doch auf kurze Hosen steht, nimmt ein Modell mit Zipp, damit lässt sich die Beinlänge je nach Wetter anpassen.

Die Hose sollte anschmiegsam sein und schnell wieder trocknen, damit man nach einem Regenguss nicht stundenlang in nassen, klebrigen Klamotten weitergehen muss. Und wer sich für alle Wetter wappnen will, steckt eine Regenüberhose ein, mit Reißverschluss an den Außenseiten der Beine – so ist sie schnell an- und ausgezogen, ohne dass man die Schuhe aufschnüren muss.

Ohne atmungsaktive Jacke aus wind- und wasserabweisendem Material, der letzten Schicht, sollte man nie in die Berge aufbrechen. Denn das Wetter ändert sich dort schnell. Kapuze, dazu Mütze oder Stirnband sowie leichte Fingerhandschuhe machen die Bekleidung komplett.

Tipp 4: Wanderrucksack mit gepolstertem Tragesystem

20 bis 30 Liter sollte ein guter Wanderrucksack für Verpflegung und Ausrüstung fassen. Doch wer sich nicht unnötig plagen will, sollte nicht über neun Kilo in den Rucksack hineinfüllen.

Praktisch sind Außentaschen, in denen man schnell unterwegs mal was verstauen kann. Ein Muss ist ein gepolstertes Tragesystem, das die schwere Last gleichmäßig auf den Schultern verteilt und genügend Luft an den Rücken lässt. Der Rucksack sollte gut zur Körperform passen, es gibt auch schmalere Modelle. Zudem sollte man auf eine Verstellmöglichkeit der Rückenlänge achten. Ein Hüftgurt hilft vor allem auf längeren Touren, die Last noch besser zu verteilen.

Leichte Sachen eher nach unten in den Rucksack packen, schwere wie Proviant weiter nach oben, in Schulterhöhe und möglichst nahe an den Rücken. Klingt nicht logisch, aber so liegt der Schwerpunkt des Rucksacks über dem Körperschwerpunkt und zieht beim Gehen nicht nach hinten. Die Regenjacke kann natürlich trotzdem obenauf. Denn sie gehört zwar zu den leichteren Gegenständen, muss aber im Zweifelsfall schnell griffbereit sein.

Kleinere Dinge, an die man schnell mal dran muss – Sonnenbrille, Kamera, Wanderkarte, Taschentücher – gehören ins Deckelfach. Außen möglichst wenig befestigen, sonst besteht die Gefahr, irgendworan hängenzubleiben.

Tipp 5: Leichter Schlafsack zum Übernachten in der Hütte

Wer in einer Berghütte übernachten will, sollte zudem einen Hüttenschlafsack einpacken, denn die Schlafplätze dort oben haben oft kein Bettzeug. Stattdessen schlüpft man im mitgebrachten Hütten- beziehungsweise Seidenschlafsack – ein leichtes, dünnes Laken aus Baumwolle oder Seide, das wie ein Schlafsack zusammengenäht ist und ein leichtes, winziges Packmaß hat – unter die bereitliegenden Wolldecken.  

Tipp 6: Tourenstöcke schonen die Gelenke

Gute Dienste tun höhenverstellbare Tourenstöcke, eventuell mit Dämpfung. Sie erhöhen nicht nur die Trittsicherheit auf rutschigem Untergrund: Die Gehhilfen erleichtern auch den Aufstieg und schonen beim Abstieg die Kniegelenke.

Es gibt zig Modelle, aus Aluminium und Karbon, die ineinandergeschoben oder in drei Teile zerlegbar sind. Dadurch sind sie rasch im Rucksack zu verstauen, wenn man für eine Kletterpassage die Hände freihaben will.

Die Stöcke sollten gut in der Hand liegen, der Griff nicht scheuern, sonst wird man schnell wund. Tipp: Bergauf etwas kürzer einstellen, beim Bergabgehen etwas verlängern, so haben die Arme immer den idealen Winkel.

Das Einstellen der richtigen Länge geht wie folgt: Stock in die Hand nehmen, Arme rechtwinklig am Körper anlegen, im flachen Gelände soll die Spitze des Stocks nun gerade den Boden berühren. Damit der Winkel auch im Gelände stimmt, bergauf die Tourenstöcke etwa fünf Zentimeter kürzer einstellen, beim Bergabgehen um circa zehn Zentimeter verlängern.

Tipp 7: Sonnenschutz nicht vergessen

Wichtig ist in großer Höhe zudem Schutz gegen UV-Strahlung. Das wird gern vergessen. Also Hut und Sonnenbrille tragen und Sonnenschutz auftragen. Praktisch sind Schlauchschals, sogenannte „Buffs“: Man kann sie als Stirnband tragen – und wenn der Wind pfeift, zum Halstuch umfunktionieren.

Tipp 8: Genügend Trinkwasser ins Gepäck

Wer wandert, wird schnell durstig. Deshalb immer genügend Wasser zum Trinken mitnehmen. Bergsteiger empfehlen mindestens einen Liter Flüssigkeit pro Person. Getränke füllt man in eine Trinkflasche, etwa aus leichtem Aluminium.

Eine Alternative sind Trinksysteme mit Schlauch. Der flache Kunststoff-Wasserbeutel wird in ein Innenfach an der Rückenseite des Rucksacks geschoben, der Schlauch mit Mundstück durch eine Öffnung im Rucksackdeckel gefädelt. So kommt man unterwegs rasch an das Wasser ran – ohne erst den Flaschendeckel aufschrauben zu müssen.

Für die Rast am Gipfel oder den Hunger zwischendurch, falls mal keine Hütte an der Strecke liegt: eine Brotzeit, zum Beispiel Müsliriegel, Obst, belegte Semmeln und eine Tüte Studentenfutter.

Tipp 9: Karte, GPS oder Handy zur Orientierung im alpinen Gelände

Wo geht’s eigentlich hin? Zur Orientierung vorab am besten einen Wanderführer besorgen, in dem die Tour beschrieben ist. Dazu eine topografische Karte des Gebiets (Maßstab 1:25.000) einstecken. Darauf kann man genügend Details erkennen. Zur Orientierung sind Gipfel und markante Orte benannt. Höhenlinien zeigen an, ob es im weiteren Verlauf der Tour rauf- oder runtergeht – je enger die Linie, zusammenstehen, desto steiler ist das Gelände. Wer immer ganz genau wissen will, auf welchen Berg er am Horizont blickt, lädt sich vor Beginn der Tour eine Gipfel-App herunter. Diese bestimmt die hohen Bergspitzen rundum automatisch. Easy. 

Für noch genauere Ortsbestimmung im Gebirge eventuell Kompass und Höhenmesser mitnehmen. Digitale Alternative: ein GPS-Gerät oder Smartphone mit App. Allerdings hat man in den Bergen nicht überall Empfang, und bei Kälte macht der Akku schnell mal schlapp. Abhilfe kann hier ein vorab aufgeladener mobiler Zusatzakku (Powerbank) schaffen. In manchen Smartphone-Apps ist auch die Möglichkeit gegeben, die Karten vorab herunterzuladen. 

Tourenbeschreibungen, Bergwetterbericht (auch die Lawinenlage), aktuelle Bedingungen und Hütten findet man zum Beispiel im Online-Tourenportal alpenvereinaktiv.com.

Schöne Bergbilder? Ein Smartphone-Clip für den Rucksack mit ausziehbarer Notfall-Leine verhindert, dass das Handy beim Schnappschuss am Klettersteig in die Tiefe stürzt. Beruhigend.

Tipp 10: Immer dabei – Notfallset für Erste Hilfe

Für Notfälle immer ein Erste-Hilfe-Set mitführen. Darauf weist der Alpenverein hin. Dazu gehört auch eine Rettungsdecke. Sie lässt sich ganz klein zusammenzufalten, isoliert aber gut.

Falls man per Handy keine Hilfe herbeiholen kann (europäische Notrufnummer 112, in Österreich 140 für die Bergrettung): alpines Notsignal absetzen. Das geht so: sechsmal innerhalb einer Minute ein akustisches und/oder optisches Signal abgeben (Rufen, Pfeifen, Hämmern beziehungsweise Blinkzeichen, Winken mit Schlafsack oder bunter Jacke). Nach einer Minute Pause wiederholen. Hat jemand in der Nähe am Berg oder unten im Tal das Signal empfangen, antwortet er mit drei Zeichen pro Minute. Auch diese Antwort wird nach einer Minute Pause wiederholt.

Friederike Storz
aktiv-Redakteurin

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.

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