Fast jeder Computer- oder Smartphonenutzer kennt das: Nach längerem Blick auf den Bildschirm sind die Augen müde und brennen. Machen wir uns die Augen dadurch am Arbeitsplatz und auch noch nach Feierabend kaputt? „Nein, das nicht“, sagt Dr. Ludger Wollring vom Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e. V. (BVA), „aber wir erschöpfen sie.“

Das Problem sind nicht die Computermonitore oder Handydisplays an sich, sondern das ständige Nah-Sehen auf kurze Entfernung. „Heutige Bildschirme sind entsprechend der medizinischen Erkenntnisse genormt. Aber: Wir sehen heute viel seltener in die Ferne und weniger hin und her als früher. Für so eine monotone Belastung ist unser Sehapparat nicht gemacht“, erklärt Wollring. Kinder können dadurch sogar kurzsichtig werden. Erwachsene bekommen oft Kopfschmerzen, wenn sie keine geeignete Brille tragen. Doch man kann gegen die Augenbelastung etwas tun.

Wie sollte ein augenfreundlicher Arbeitsplatz eingerichtet sein?

Ganz wichtig ist zunächst ein augenfreundlicher Arbeitsplatz. Die ideale Entfernung zwischen Augen und Monitor beträgt 50 bis 80 Zentimeter und hängt von der Größe des Bildschirms ab: Je größer der Monitor, desto weiter der Abstand und desto höher sollte die Auflösung sein. Das Kuratorium Gutes Sehen (KGS), eine Brancheninitiative im Gesundheitsbereich, rät außerdem, so zu sitzen, dass man nicht den Kopf in den Nacken legt, sondern eher leicht gesenkt hält. Als Faustregel gilt: Die Bildschirmoberkante sollte auf Augenhöhe oder kurz darunter liegen.

Für die Beleuchtung ist Tageslicht ideal oder alternativ eine gleichmäßige Ausleuchtung mit diffusem Licht ohne Spiegelungen und starke Schatten. Der Bildschirm sollte quer zum Fenster oder zur Lichtquelle stehen.

Was hilft gegen trockene und angespannte Augen vorm Bildschirm?

Beim Starren auf den Monitor oder auf Papier bewegen wir die Augen kaum und blinzeln auch weniger. Die Folge: Unsere Augen werden seltener mit Tränenflüssigkeit benetzt und dadurch trocken. Deshalb hilft alles, was für Feuchtigkeit sorgt: öfter mal blinzeln oder die Augen schließen, viel trinken und darauf achten, dass die Luft im Raum nicht zu trocken ist.

Damit die Augen zwischendurch entspannen können, sind regelmäßig Pausen angesagt. Hier verweisen der BVA und das Kuratorium Gutes Sehen auf die 20-20-20-Regel: Alle 20 Minuten für 20 Sekunden die Augen weg vom Bildschirm und mindestens 20 Meter in die Ferne schauen. Wenn man nicht gerade schreibt oder liest, bietet sich eine Denkpause auch als Sehpause an: Dann tut es gut, die Augen zu schließen, aus dem Fenster zu schauen oder einfach den Blick ziellos schweifen zu lassen.

Welche Brille eignet sich am besten?

Menschen mit Fehlsichtigkeit brauchen unbedingt eine geeignete Korrektur, damit sie ihre Augen nicht überlasten. Für die Arbeit am Monitor sind Bildschirmarbeitsplatzbrillen am besten. Das sind spezielle Gleitsichtbrillen, die an die Entfernung von Bildschirm und Tastatur gleichermaßen angepasst sind. Von Lesebrillen rät das Kuratorium Gutes Sehen ab, denn die sind nur auf den Leseabstand von etwa 40 cm eingestellt.

Welche Ernährung und Bewegung tun den Augen gut?

Grundsätzlich ist für die Augen alles gut, was den Körper allgemein fit hält: frische Luft, Bewegung und gesunde Ernährung. Laut BVA profitieren unsere Augen von einer vitaminreichen Kost mit viel grünem Gemüse wie Spinat oder Grünkohl. Denn das enthält den Farbstoff Lutein, der den Augen zugutekommt.

Und das Kuratorium Gutes Sehen empfiehlt: Beim Sport werden mit dem gesamten Körper mitunter die Augen besser durchblutet. Auch am Arbeitsplatz sollte man also öfter mal aufstehen oder zumindest ein bisschen Bürogymnastik im Sitzen machen: strecken, räkeln, dehnen, gähnen. Und in der Pause oder nach Feierabend ist es besser, rauszugehen und Sport zu machen, anstatt private E-Mails zu checken oder sich mit dem Smartphone zu beschäftigen.

Wie nutzt man elektronische Geräte sinnvoll?

Generell schadet es nicht, den Smartphone-Konsum zu begrenzen. Der strengt die Augen besonders an, da wir das Handy gern näher als 30 Zentimeter vor die Augen halten. Bei so einem geringen Abstand ist der Augenmuskel permanent angespannt, warnt Professor Wolf A. Lagrèze vom Universitätsklinikum Freiburg.

E-Book-Reader sind laut BVA für den Leser oft weniger anstrengend als Printmedien – vorausgesetzt, sie sind richtig eingestellt. Das bedeutet: Der Kontrast ist leicht verringert und die Helligkeit an die Umgebung angepasst. Ein weiteres Plus: Man kann die Schriftart und -größe auswählen, die man als angenehm empfindet. Bei sehr müden Augen sind auch Hörbücher eine gute Alternative.

Welches Training bringt Erholung für die Augen?

Ob Augenübungen das Sehvermögen verbessern können, ist nicht wissenschaftlich belegt. Auf jeden Fall entspannen sie und helfen, müde Augen wieder munter zu machen. Das Kuratorium Gutes Sehen hat dafür einige Tipps parat: Die Arme waagerecht nach vorne ausstrecken und dabei die Daumen nach oben halten. Dann im Wechsel die Daumen fixieren und in die Ferne schauen.

Auch wohltuend: Die Handflächen aneinanderreiben und sanft auf die Augen legen. Das wärmt die Augen. Zur Augen-Wellness gehört auch eine Massage: Man nimmt die Haut der Nasenwurzel zwischen zwei Finger. Den Zeigefinger der anderen Hand legt man auf die Stirn oberhalb der Nasenwurzel und bewegt ihn mit leichtem Druck im Kreis.

Ursula Wirtz
aktiv-Redakteurin

Als Mitglied der Stuttgarter aktiv-Redaktion berichtet Ursula Wirtz aus den Metall- und Elektrounternehmen in Baden-Württemberg sowie über Konjunktur- und Ratgeberthemen. Sie studierte Romanistik und Wirtschaftswissenschaften. Später stieg sie bei einem Fachzeitschriftenverlag für Haustechnik und Metall am Bau in den Journalismus ein. Neben dem Wirtschaftswachstum beobachtet sie am liebsten das Pflanzenwachstum in ihrem Garten.

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