München. Die Zahl der kleinen Lebensmittelgeschäfte geht deutschlandweit seit Jahrzehnten zurück. Gerade im ländlichen Raum gibt es oft keinen Nahversorger mehr im Ort.

Bayern steht dabei noch relativ gut da, sagen Experten. Diverse Förderprogramme sollen dafür sorgen, dass dies so bleibt. Der Erfolg von Kleingeschäften, liebevoll auch Tante-Emma-Läden genannt, hängt vor allem vom richtigen Konzept ab.

„Zuletzt hat sich der Abwärtstrend bei den kleineren Geschäften etwas abgeschwächt“, sagt Patrick Küpper. Er ist Wissenschaftler am Thünen-Institut in Braunschweig und beschäftigt sich dort vor allem mit der Daseinsvorsorge im ländlichen Raum.

Allerdings: Davor ging es umso rasanter bergab: 2021 gab es laut EHI Retail Institute in Köln deutschlandweit noch 8.250 kleinere Lebensmittelläden mit einer Verkaufsfläche unter 400 Quadratmetern. Vor 30 Jahren waren es noch achtmal so viel. Die Zahl der Supermärkte und Discounter legte dagegen deutlich zu.

Im Freistaat behaupten sich kleine Läden besser

„In Bayern und Baden-Württemberg halten sich die kleineren Läden allerdings deutlich besser“, sagt Küpper. Kulturelle Gründe hält er hier für entscheidend. Soll heißen: Heimatverbundene Bayern hängen an ihrem Ort – und kaufen dort auch gerne ein.

Trotzdem gilt auch im Freistaat: Läden auf dem Land sind schnell unwirtschaftlich. „Kleine Einzugsgebiete und relativ hohe Personalkosten sind große Probleme“, so Küpper. Und preislich könne so ein Laden mit Discountern eben nicht immer mithalten. Die Menschen vor Ort müssten daher ihren Dorfladen unterstützen und bewusst dort einkaufen, damit er sich halten kann.

Die Akzeptanz vor Ort ist auch aus Sicht von Wolfgang Gröll von großer Bedeutung. Er ist im Vorstand des Bundesverbands der Bürger- und Dorfläden in Deutschland und berät unter anderem bei Gründungen. Mit Bistro, Mittagstisch oder Café könne man sich als Treffpunkt im Ort etablieren, sagt er. „Gerade diese soziale Funktion wird oft unterschätzt.“

Persönliche Atmosphäre ist ein Pluspunkt

„Mit regionalen Produkten und gutem Service kann ein Dorfladen zusätzlich punkten“, so Gröll. Persönliche Atmosphäre und wertschätzender Umgang mit den Kunden seien ebenso Pluspunkte. Aus finanzieller Sicht sei es wichtig, die Ladenmiete niedrig zu halten. Kommunen würden den Betreibern hier aber oft entgegenkommen, weil ein Dorfladen das Ortszentrum belebt.

„Leider haben Tante-Emma-Läden immer noch das Image, sehr teuer zu sein“, bedauert Gröll. Dabei gebe es auch dort Produkte in verschiedenen Qualitäts- und Preisstufen. „Im Dorfladen bekommen sie heute Biomilch vom Hof nebenan genauso wie günstige Alternativen.“

Michael Stark
aktiv-Redakteur

Michael Stark schreibt aus der Münchner aktiv-Redaktion vor allem über Betriebe und Themen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Darüber hinaus beschäftigt sich der Volkswirt immer wieder mit wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen. Das journalistische Handwerk lernte der gebürtige Hesse als Volontär bei der Mediengruppe Münchner Merkur/tz. An Wochenenden trifft man den Wahl-Landshuter regelmäßig im Eisstadion.

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