Hannover. Die Mischung macht’s. Sie verleiht Gummi die gewünschten Eigenschaften. Deshalb hüten Unternehmen die Rezepturen wie einen Schatz. Oft haben nur langjährige Mitarbeiter das Wissen im Kopf. Gehen sie in den Ruhestand oder verlassen sie die Firma, droht ein enormer Know-how-Verlust. Was dann?

Schutz davor bieten die Experten des Deutschen Instituts für Kautschuktechnologie (DIK) in Kooperation mit dem Spin-off „material prediction GmbH“ in Hannover.

Sie gehen in die Betriebe, fragen die Mitarbeiter, sichten und sichern die Infos von Zulieferern und Verarbeitern, um diese digital nutzbar zu machen. Die Spezialisten des Instituts prüfen Gummi, entwickeln Materialien und Verfahren. Aktuell etwa treiben sie den 3-D-Druck von Gummi voran.

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900 Aufträge pro Jahr erhält das Institut von der Industrie

Die Leistungsfähigkeit des Instituts beeindruckte jüngst Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann. „Hier werden wichtige Innovationen für die Branche entwickelt“, so der Minister.

900 Aufträge und zahlreiche Forschungsprojekte erhält das Institut jährlich von der Industrie, womit es sich insgesamt zu 85 Prozent finanziert. Ganz ohne öffentliche Unterstützung lässt sich die Forschung auf diesem Niveau aber nicht stemmen. Der Minister machte Hoffnung auf mehr Hilfe: „Ich bin zuversichtlich, dass wir die Gelder erhöhen werden.“

Eine gute Nachricht für das Institut, das als Verein und Prüfgesellschaft organisiert ist. 79 Mitgliedsfirmen hat das DIK, darunter namhafte Rohstoffzulieferer, Reifen- und Maschinenhersteller oder Produzenten technischer Gummiwaren.

48 Techniker und Wissenschaftler arbeiten in den Laboren, sind stolz auf bedeutende, auch internationale wissenschaftliche Auszeichnungen. Hinzu kommen 32 Doktoranden. Sie alle gehen täglich der Frage nach: Was braucht die Branche?

Kautschuk-Firmen warten schon auf den 3-D-Druck

Aktuell tüfteln Forscher in einem zweijährigen Forschungsprojekt am 3-D-Druck von Gummi. „Bisher gibt es nur ein Patent für Silikon“, berichtet Abteilungsleiter Benjamin Klie.

Nun haben die Spezialisten im Labor herausgefunden: Auch Gummiteile lassen sich mit 3-D-Druck herstellen. Noch läuft das Projekt, aber die Firmen warten bereits. Klie: „3-D-Druck ist schnell, flexibel und kostengünstig, von der Kleinserie bis zur Einzelfertigung.“

Wichtig ist auch das Sichern der Wissensschätze, mitunter eine Sisyphusarbeit. Aber sind die Infos in einer gut strukturierten Datenbank, kann man sie jederzeit abrufen, sagt Experte Nils Hendrik Kröger: „Was es schon gibt, muss man nicht noch mal entwickeln.“

Werner Fricke
Autor

Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.

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