Kronach/Wemding. Sensoren, Radar, Kameras: Neuwagen werden zunehmend vollgestopft mit innovativer Technik. Und dieser Trend ist noch lange nicht zu Ende. Fahrerassistenzsysteme werden weiter an Bedeutung gewinnen. Das autonome Fahren rückt immer näher.
Auch am Automobilstandort Bayern forscht man an den Autos von morgen, etwa beim französischen Zulieferer Valeo. Im oberfränkischen Kronach betreibt die Firma ein wichtiges Zentrum für die Entwicklung und Erprobung des autonomen Fahrens. Am Standort im Stadtteil Neuses arbeiten Ingenieure etwa an der Weiterentwicklung von Laser-Scannern, Ultraschallsystemen oder Frontkamerafunktionen.
Stadt und Umland sind schon länger 5G-Modellregion, in der der neue und leistungsfähige Mobilfunkstandard 5G ein optimales Testumfeld ermöglichen soll (mehr dazu auf Seite 12/13). So kurven in Kronach bereits fahrerlose Shuttlebusse umher, für die Valeo die Technik geliefert hat. Und am Kronacher Standort der Hochschule Coburg wird mittlerweile ein Studiengang „Autonomes Fahren“ angeboten.
Zusammenspiel von Kamera, Radar, Ultraschall und Lidar
Valeo gehört zu den weltweit führenden Anbietern fortschrittlicher Fahrerassistenzsysteme. Das Unternehmen rüstet nach eigenen Angaben weltweit jedes vierte Neufahrzeug mit einer seiner vielen sogenannten ADAS-Lösungen (Advanced Driver Assistance Systems) aus. Dazu gehören neben Sensoren auch zentrale elektronische Steuergeräte, die die gesammelten Daten zusammenführen.
Auf der Münchner Messe IAA Mobility zeigte Valeo zuletzt den autonom fahrenden Pkw-Prototyp „Drive4U“. In ihm sind neben Kamera-, Radar- und Ultraschalltechnik auch Lidar-Sensoren (Light detection and ranging) verbaut, die mit Laser die Umgebung scannen.
Lidar gilt als Schlüsseltechnik für das autonome Fahren. Auf der Elektronik-Messe CES in Las Vegas hat Valeo Anfang des Jahres einen neuen Lidar-Scanner vorgestellt, der 2024 auf den Markt kommen soll. Er kann Objekte erkennen, die für das menschliche Auge, Kameras und Radargeräte unsichtbar sind und sich in einer Entfernung von mehr als 200 Metern befinden. Das System kann Informationen so gut wahrnehmen und analysieren, dass etwa das Fahren auf der Autobahn komplett an das Auto delegiert werden kann.
Produktion am schwäbischen Standort Wemding
Die Lidar-Systeme werden im schwäbischen Wemding produziert. Rund 300 Mitarbeiter beschäftigen sich bei Valeo ausschließlich mit dieser Technologie, für die die Firma bereits über 500 Patente angemeldet hat. 150.000 Lidar-Systeme wurden schon produziert. Der Zulieferer gibt an, bis heute das einzige Unternehmen zu sein, das einen scannenden Lidar in industriellem Maßstab herstellt.
Michael Stark schreibt aus der Münchner aktiv-Redaktion vor allem über Betriebe und Themen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Darüber hinaus beschäftigt sich der Volkswirt immer wieder mit wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen. Das journalistische Handwerk lernte der gebürtige Hesse als Volontär bei der Mediengruppe Münchner Merkur/tz. An Wochenenden trifft man den Wahl-Landshuter regelmäßig im Eisstadion.
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