Offenburg. Wenn das mal keine Männerdomäne ist: Maschinenbau. Bei Hobart in Offenburg etwa, wo innovative Profi-Spülmaschinen hergestellt werden, sind 15 Prozent der Mitarbeiter im gewerblichen Bereich Frauen. Darunter ist zum Beispiel Manpreet Rath. Und diese 26-Jährige ist hier unverzichtbar. Sie kennt jede Schraube, jede Maschine - und organisiert jetzt den Umzug der Produktion in ein neues Gebäude mit.

Dabei hat sie die Liebe zur Technik erst auf den zweiten Blick entdeckt. „Früher wollte ich Simultan-Übersetzerin werden“, verrät Rath beim aktiv-Besuch. Hintergrund: Die junge Frau ist dreisprachig aufgewachsen, ihre Eltern sind Inder, ihr Vater sprach mit ihr Englisch und Punjabi. „Physik habe ich am Gymnasium abgewählt, mit Wirtschaft hatte ich auch wenig zu tun …“

Trotzdem ist sie jetzt Manufacturing Engineer bei Hobart. Eine Schlüsselpositition mit Verantwortung.

In diesem Job braucht man Wissen und Einfühlungsvermögen

Wie kam’s? „Erst nach dem Abi fand ich Ingenieurberufe reizvoll“, erzählt Rath. Sie begann ein Studium des Wirtschaftsingenieurwesens und sammelte mit Ferienjobs erste Erfahrungen in der Industrie. Hier gefiel es ihr:

„Wenn Mensch und Maschine aufeinandertreffen – das ist faszinierend.“

Manpreet Rath

Ihre Masterarbeit hat die junge Frau dann bei Hobart gemacht, wurde dabei vom Unternehmen mit einem Master-Stipendium gefördert: Sie entwickelte ein Logistik-Konzept für die Materialversorgung in der Werkerweiterung, die derzeit entsteht. Seit Frühjahr 2018 ist Rath fest bei Hobart, als Manufacturing Engineer beschäftigt sie sich mit sämtlichen Produktionsabläufen. Wenn etwa ein neues Maschinenmodell eingeführt wird, bringt sie die Anlage zum Laufen und weist die Monteure ein.

Hobart produzierte allein im vergangenen Jahr 37.000 Spülmaschinen zum Beispiel für Cafés, Restaurants und Kantinen. Das Unternehmen hat weltweit rund 6.900 Mitarbeiter, davon etwa 850 am Hauptsitz. Die Hightech-Geräte verbrauchen pro Spülgang zum Teil nur 1,5 Liter Wasser und sind schon nach 60 bis 90 Sekunden fertig! Ein spannendes Produkt, findet Rath.

Karriere: Von Anfang an bekam sie verantwortungsvolle Aufgaben

Spannend ist auch der bevorstehende Einzug in die neue Produktionshalle mit rund 12.000 Quadratmeter Fläche. Ab Frühjahr 2020 sollen viele Anlagen umziehen – bei laufender Produktion. Rath ist dafür verantwortlich, plant und berechnet alles, optimiert die Abläufe. „Ich bin schon stolz darauf, dass mir gleich so ein riesiges Projekt übertragen wurde“, sagt sie.

Gerade bei der Umzugsplanung ist viel Feingefühl gefragt. „Denn alles, was neu ist, ruft ja auch Skepsis hervor“, weiß Rath, die im Betrieb oft Manny genannt wird. „Deshalb ist es wichtig, die Kollegen früh zu informieren und einzubinden.“ Ihr Ausgleich am Feierabend ist „Kangoo Jumps“, das ist ein Fitness-Sport, bei dem man auf gefederten Spezial-Schuhen gelenkschonend trainieren kann.

Bundesweit sind nur 15 Prozent der Beschäftigten in MINT-Berufen Frauen

Bundesweit sind übrigens nur rund 15 Prozent aller Beschäftigten in den zahlreichen MINT-Berufen (Mathe, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) weiblich. „Vielleicht erscheint vielen die Welt der Technik abstrakt und kühl“, meint Rath. Doch es gehe auch oft um Emotionales, betont die Ingenieurin: „In meinem Job brauche ich viel Einfühlungsvermögen für die Mitarbeiter in der Produktion. Denn man kann nicht gut entscheiden, ohne vorher mit den Menschen zu sprechen.

Nachgefragt

Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?

Die Liebe zur Technik habe ich erst nach der Schule entdeckt. Ich studierte Wirtschaftsingenieurwesen in Offenburg und ging zu Hobart.

Worauf kommt es an?

Man muss Abwechslung mögen! Die Aufgaben können sich von Tag zu Tag ändern, Produktion ist sehr vielseitig.

Was reizt Sie am meisten?

Wenn man an den Abläufen etwas ändert, sieht man sehr schnell die Ergebnisse.

Barbara Auer
aktiv-Redakteurin

Barbara Auer berichtet aus der aktiv-Redaktion Stuttgart vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie Baden-Württembergs – auch gerne mal mit der Videokamera. Nach dem Studium der Sozialwissenschaft mit Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre volontierte sie beim „Münchner Merkur“. Wenn Barbara nicht für aktiv im Einsatz ist, streift sie am liebsten durch Wiesen und Wälder – und fotografiert und filmt dabei, von der Blume bis zur Landschaft.

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