Engelskirchen. Beutel auf, Zucker oder Mehl rein, Beutel zu: Man könnte meinen, das sei eine einfache Sache für eine Verpackungsmaschine. Ist es aber nicht. Wie man an den hoch konzentrierten Blicken von Ken Ochel und Oliver Höller sieht: Stück für Stück zerlegen sie die komplizierte Anlage, machen sie versandfertig. Und Hans-Peter Mertens, Geschäftsführer des Maschinenbauers Fawema, sagt: „Verpacken ist eine Kunst für sich!“
Was für eine Kunst das ist, zeigt sich beim aktiv-Besuch im oberbergischen Engelskirchen. Hier arbeiten 120 Mitarbeiter daran, dass jede Art von rieselfähigem Schüttgut schnell und sicher verpackt werden kann. Wie etwa loser Tee, getrocknete Früchte, Tierfutter und Katzenstreu. Oder sogenanntes Baupulver. Dieses Pulver, zum Beispiel Putzgips, hat es in sich: Es rieselt nicht wie andere Schüttgüter, sondern verhält sich beinahe wie eine Flüssigkeit.
Schüttgut soll möglichst wenig Verpackung brauchen
Bei jedem Schüttgut stellt sich die Frage nach der Befüllung neu. Wie lassen sich Haferflocken so verdichten, dass möglichst wenig Verpackung gebraucht, die Reibung im Material aber auch nicht zu groß wird? Und wie sieht das beim Trendprodukt Quinoa aus? Oder bei Cranberrys? Ob kleine Beutel oder große mit bis zu 30 Liter Volumen, aus Papier oder Kunststoff, ob mit Klebeverschluss oder den bekannten Fäden an der Oberkante von Grillkohletüten: Für sie gibt es eine Anlage, deren letzte Station beinahe aus einer ganz gewöhnlichen Nähmaschine besteht.
Fawema ist Weltmarktführer bei Anlagen für Mehl oder Zucker. Je nach Art und Größe kann eine Maschine pro Minute bis zu 120 Beutel verarbeiten: Beutel aus dem Magazin ziehen, per Sauger von beiden Seiten öfnen, füllen und dabei rütteln, damit größtmögliche Dichte entsteht, und dann natürlich verschließen. Die robusten Maschinen verkraften ständige Vibrationen durch das Rütteln und fertigen bis zu 15 Millionen Beutel pro Jahr ab.
120 Beutel pro Minute sind möglich.
Teebeutel sind in der Regel überdosiert
Entgegen landläufiger Meinung sei im Beutel Tee, Süßigkeiten oder Getreide nicht etwa weniger drin als auf der Packung angegeben, sondern mehr, so Mertens: „In der Regel wird überdosiert. Wenn wir diese Überdosierung nur um ein paar Gramm pro Packung reduzieren können, bedeutet das auf die Menge gerechnet eine gewaltige Einsparung!“
In Engelskirchen werden alle Anlagen montiert, geprüft, wieder abgebaut und versandt. Dabei arbeiten Monteure wie die Industriemechaniker Oliver Höller und Ken Ochel Hand in Hand. Übrigens: Fawema, 1920 als „Fabrik für Werkzeuge und Maschinen“ gegründet, ist heute Teil der „Packaging Group“ und arbeitet eng mit den Partnerfirmen HDG und Wolf zusammen.
Werner Grosch war lange Jahre leitender Redakteur einer Tageszeitung mit den Schwerpunkten Politik und Wirtschaft. Für aktiv schreibt er Reportagen aus Unternehmen der Metall- und Elektrobranche und porträtiert Mitarbeiter aus diesen Branchen mit ihren ungewöhnlichen Fähigkeiten oder Hobbys. Privat und beruflich ist er am liebsten mit dem Rad unterwegs.
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