Es läuft leise Popmusik, man hört das Zischen einer Espressomaschine, Menschen sitzen an lose gruppierten Tischen und unterhalten sich. Vor ihnen liegen Smartphones, es duftet nach Kaffee: Bei Roche in Grenzach-Wyhlen wähnt man sich im „Multifunktionsgebäude Fritz“ eher in einem hippen Großstadtcafé als in einem Weltkonzern.

Zusammenarbeit neu denken

Mit dem Bau hat das Pharma- und Diagnostikunternehmen ganz bewusst eine außergewöhnliche Arbeitsumgebung geschaffen – dazu gehört auch die Fritz Bar, die an eine Lounge erinnert. „Hier füllen wir unsere Idee von ‚New Work‘, also zeitgemäßem Arbeiten, mit Leben“, erklärt Verena Fahning. Die Digitalisierung habe das Arbeiten schneller und dynamischer gemacht. „Wir müssen die Art, wie wir zusammenarbeiten, neu denken und brauchen flexible Arbeitsplätze“, davon ist Fahning überzeugt. „Heute arbeitet man abteilungsübergreifend, in dynamischen Teams, on- und offline!“

Als Campusleiterin kümmert sie sich darum, dass im Fritz und den anderen Gebäuden alles rundläuft. Zudem ist sie für den Einkauf am Standort zuständig. 1.279 Mitarbeiter arbeiten hier an der Zulassung, Überwachung, dem Marketing und dem Vertrieb von Medikamenten. „In unseren Räumen soll sich jeder auf seine eigentliche Arbeit konzentrieren können“, sagt die 32-Jährige. Mobility, Reinigung, Post, Arbeitssicherheit, Raumbelegung, Veranstaltungsmanagement, aber auch Stromversorgung, technische Infrastruktur, Essensangebot, Abfallwirtschaft – all das gehört zu ihrer Verantwortung. „Wir machen Arbeit möglich“, so fasst sie ihre Rolle zusammen.

60 Millionen Euro für den Neubau

Der Name Fritz ist eine Reminiszenz an den Roche-Gründer Fritz Hoffmann: „Er ging unkonventionelle Wege, das wollen wir auch tun“, sagt Fahning. Rund 60 Millionen Euro investierte das Familienunternehmen in den Neubau. „Das Fritz ist offen und großzügig. Gleichzeitig gibt es Orte zum Zurückziehen – das schafft eine kreative Atmosphäre“, erklärt Fahning. Statt einheitlicher Büros bietet das Fritz flexible und technisch voll ausgestattete Arbeitsumgebungen an – für Einzel- und Gruppenarbeit, Veranstaltungen oder zur Erholung.

Der Concierge-Service am Empfang kümmert sich wie im Hotel um Gäste und Mitarbeiter. Auf fünf Stockwerken verteilen sich gut 100 Büroarbeitsplätze und 300 flexible Arbeitsmöglichkeiten, die unterschiedlich gestaltet sind. Das Forum im ersten Obergeschoss bietet Platz für Veranstaltungen mit bis zu 550 Personen – je nach Bedarf kann es in drei Bereiche geteilt werden.

Fahnings Lieblingsort ist die Fritz Bar: „Hier kann man kreativ arbeiten, die Atmosphäre lädt zum zwanglosen, produktiven Austausch ein, Hierarchien oder Abteilungsgrenzen spielen keine Rolle“, sagt sie. Lachend ergänzt sie: „Und es gibt hier den besten Kaffee!“

Ohne ihr Smartphone ist die Managerin kaum jemals anzutreffen, Kommunikation ist wichtig in ihrem Job. So nutzt sie den Fototermin beim Besuch von aktiv, um mit einer Kollegin die Zimmerbelegung im unternehmenseigenen Boarding-House für neue Mitarbeiter zu planen.

Fahning arbeitet seit 2011 bei Roche, nach dem Abitur absolvierte sie ein duales Studium der Wirtschaftsinformatik am Standort Penzberg. Der oberbayerische Zungenschlag ihrer Heimat ist noch hörbar. Vor gut zwei Jahren kam sie nach Grenzach-Wyhlen und kümmert sich hier nicht nur um das Fritz: „Auch andere Bereiche werden neu geplant, die Gebäudenutzung überdacht und angepasst. Dazu muss man wissen, was sich Mitarbeiter wünschen – danach fragen wir.“

Sie schätzt ihre abwechslungsreiche Arbeit ebenso wie das moderne Umfeld: „Man muss Dinge immer wieder neu denken.“ Im Fritz versperren weder Wände noch Stützpfeiler den Blick. Durch die Glasflächen sieht man entweder den Ort oder die Berge der Schweiz. Die Aussicht kann man wählen: Die Arbeitsplatzmodule mit Rollen lassen sich nach Wunsch ausrichten. Und umgestalten: Für das Gestell aus Aluminiumrohren gibt es Holzpaneele als Sichtschutz oder Platten aus recycelten PET-Flaschen als Schallschutz. Und am Pflanzenkiosk gibt’s neben Schließfächern auch Topfpflanzen für den Schreibtisch.

Pflanzenwelten und Himmelsblick

Noch mehr Grün findet sich in der Mitte des Raumes, wo sich inmitten von dunklen Korkbänken große Pflanzen in Richtung der Oberlichter recken. „Die Bepflanzung schafft ein gutes Raumklima, auch im übertragenen Sinn“, sagt Fahning, die Sport liebt und gern wandert. In den wie bei einem Baukasten verschraubten Creative Labs entsteht auf den ersten Blick eine Werkstattatmosphäre. Für Workshops ist hier alles vorbereitet, auf- und wieder zusammenklappbar: „Für Notizen und zur Visualisierung gibt es Tafeln und Magnetwände“, sagt Fahning. „Wer sich hier trifft, soll sich nicht um Kleinigkeiten wie Stifte kümmern müssen.“

Für Besprechungen stehen Meeting Hubs zur Verfügung, dank höhenverstellbarer Möbel kann man in den runden Glasräumen stehen oder sitzen. „Wer Ruhe braucht, kann mit einem Handgriff einen abgeschlossenen Bereich schaffen“, sagt die Managerin und zieht den schweren Vorhang zu.

An einem Ort ist man schließlich dem Himmel ganz nah: Ein kleiner Raum im vierten Obergeschoss mit einem flauschigen Teppich an Boden und Wänden erlaubt durch ein Glasdach den freien Blick nach oben. Fahring strahlt: „In der Sky Box kommt man schnell zur Ruhe.“

Das Gebäude

  • Grundfläche: 52 mal 37 Meter
  • 10.000 Quadratmeter Fläche insgesamt
  • 100 Büroarbeitsplätze; 300 flexible Arbeitsflächen
  • 550 Plätze im Forum
  • Baukosten: rund 60 Millionen Euro
Andrea Veyhle
Autorin

Nach dem Germanistik- und Anglistik-Studium absolvierte Andrea Veyhle ein Volontariat und arbeitete für eine Agentur. Seit 2007 ist sie freiberuflich für verschiedene Verlage tätig. Für aktiv berichtet sie in Reportagen über die Chemie in Baden-Württemberg und stellt mit Porträts die vielseitigen Berufsbilder der Branche vor. Außerdem erklärt sie, wo uns chemische Produkte im Alltag begegnen. In ihrer Freizeit experimentiert sie gerne in der Küche, Kalorien strampelt sie auf dem Rennrad wieder ab.

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