Graz. Bei der WM in Katar rollt bald der Ball – und mit ihm erstmals eine sogenannte inertiale Messeinheit, kurz: IMU. Sie besteht aus winzigen Sensoren, die im neuen Ball namens „Al Rihla“ verbaut sind. Die Messfühler registrieren die Drehraten und die Beschleunigungen des Balls und senden Daten dazu an ein Rechenzentrum. Dort werden auch Bilder aus Kameras ausgewertet, die das ganze Spielfeld im Blick haben. Der Clou: Steht ein Spieler im Abseits, erkennt das System das anhand der Mess- und Bilddaten nun automatisch! Und funkt sofort einen Hinweis an den Videoschiedsrichter.
IMUs stecken in Handys, Fitnesstrackern und Drohnen
500 Mal pro Sekunde melden die Sensoren im Ball Messwerte.
„Über eine IMU, die im Zentrum des Balls befestigt ist, kann der Zeitpunkt, an dem der Fuß erstmals den Ball berührt, viel exakter bestimmt werden als mit Kameras“, erklärt Roman Lesjak, Experte für Weltraumtechnik im Forschungszentrum Joanneum Research in Graz. „Die Sensoren messen 500 Mal pro Sekunde, die eingesetzten Kameras nur 50 Mal.“
Inertiale Messeinheiten stecken bereits in vielen Alltagsgegenständen. Im Smartphones etwa registrieren sie die Bildschirmdrehung, im Fitnesstracker die gelaufenen Schritte. Auch der Autopilot in einer Drohne nutzt eine IMU.
Dass die bezahlbaren Sensoren bald auch in Bundesliga-Bällen genutzt werden, kann sich Forscher Lesjak gut vorstellen: „Fußballstatistiker sammeln ja gerne Daten, und durch IMUs im Ball bekommt man einige neue hinzu.“ Zum Beispiel über die Schusskraft von Spielern oder den Spin eines Freistoßes.
Michael Aust berichtet bei aktiv als Reporter aus Betrieben und schreibt über Wirtschafts- und Verbraucherthemen. Nach seinem Germanistikstudium absolvierte er die Deutsche Journalistenschule, bevor er als Redakteur für den „Kölner Stadt-Anzeiger“ und Mitarbeiter-Magazine diverser Unternehmen arbeitete. Privat spielt er Piano in einer Jazz-Band.
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