Ludwigshafen. Manchmal muss man sich einfach die Nacht um die Ohren schlagen. Zum Beispiel, wenn man 20 Jahre alt ist und fasziniert von – Technik! Wie Julian Killet, angehender Industriemechaniker beim Maschinenbauer Vögele in Ludwigshafen: Bis um drei Uhr in der Früh werkelte er kürzlich zusammen mit anderen Azubis an einem Roboter. Ihr ehrgeiziges Ziel: ein guter Platz bei der Eurobot-Weltmeisterschaft!
Dafür gilt es, einen autonomen Roboter zu konstruieren, der bestimmte Aufgaben erfüllt: etwa Teile einsammeln, wiegen und befördern. So einen Apparat mit diversen Sensoren zu bauen, ist schon schwer genug. Ihn zu programmieren aber noch eine ganz andere Herausforderung: „Da braucht man schon ein Grundverständnis – und viel Zeit“, sagt Killet.
Der junge Mann befasst sich damit gerne in seiner Freizeit, wie auch die anderen Teilnehmer der Roboter-AG. Als aktiv zuguckt, kann Roboter „Nr. 5“ schon Lichtsignale senden, bestimmte Strecken fahren und erkennen, wenn ein Hindernis kommt – dann bleibt er sofort stehen. „Die Jungs knien sich da unheimlich rein“, sagt Christian Schütz (32), Ausbilder für Konstruktionsmechaniker bei Vögele. Auch er selbst investiert viel private Zeit in die AG, die es seit gut zehn Jahren im Werk gibt. Hier fertigen normalerweise rund 1.000 Mitarbeiter Maschinen für den Straßenbau. Diese 20 Tonnen schweren Kolosse haben auf den ersten Blick wenig mit dem filigranen „Nr. 5“ gemeinsam.
Samstags gibt’s kostenlose Technik-Kurse für Schulkinder
Aber Ausbilder Schütz geht es auch mehr um den Überblick: „Wenn man auf einen Knopf drückt und weiß, welche Vorgänge deshalb ablaufen – dann versteht man unsere Maschinen viel besser! Und findet Fehler schneller.“ Über den Tellerrand blicken, die Welt verstehen, Technik vorantreiben, darum geht es ihm. „Wir sind eine motivierte Truppe“, sagt Schütz, „wir befassen uns mit Elektrotechnik, weil es so viel Spaß macht.“ Das Unternehmen stellt großzügig das Material und zahlt die Kosten für diverse Wettkämpfe.
Am Ende des Tages haben alle was davon. „Vögele steht im Wettbewerb mit anderen Betrieben“, sagt der Ausbilder. „Wir ringen um die besten Köpfe. Da ist so eine Roboter-AG schon ein attraktiver Pluspunkt für Bewerber.“
Die Freude an Technik – die bringt Schütz, der ebenfalls mit selbst gebauten Robotern zu Wettbewerben fährt und zu Hause an einem 3-D-Drucker schraubt, inzwischen schon Schulkindern nahe. Im Ludwigshafener Entdecker-Café „Schrödingers Katze“ gibt er samstags kostenlose Robotik-Kurse für Kinder von sechs bis zwölf Jahren. „Da arbeiten wir mit Lego-Mindstorm und Dash-Robotern, man ist erstaunt, was Kinder alleine schaffen.“ Schütz nimmt Berührungsängste, erklärt, dass Roboter nichts „Schlechtes“ sind. Sondern uns im Alltag helfen – und nur das tun, was man zuvor programmiert hat.
Dr. Sabine Latorre war bei aktiv 22 Jahre lang die Spezialistin für Themen aus der Chemie- und Pharma-Industrie – bis zu ihrem Rentenbeginn im April 2024. Sie liebt es, komplizierte Zusammenhänge einfach darzustellen – so schon vor ihrer Zeit bei aktiv als Lehrerin sowie als Redakteurin für die Uniklinik Heidelberg und bei „BILD“. Außerdem schreibt sie naturwissenschaftliche Sachbücher für Kitas und Schulen. Privat reizen sie Reisen sowie handwerkliche und sportliche Herausforderungen.
Alle Beiträge der Autorin