Hannover. Sie oder du? Wie ist das mit dem Smartphone am Arbeitsplatz? Und wie mit der Berufsschule? Kürzlich starteten in vielen Betrieben der Kautschuk- Industrie die neuen Azubis. Worauf es ankommt, damit das gut klappt: aktiv sprach darüber mit Alexander Walter, Personalleiter der Jäger Holding in Hannover. Dort ist der Sitz der Zentrale des Familienunternehmens.

Wie ist das im Betrieb? Siezt oder duzt man sich?

Das Thema ist bei uns brandaktuell. Innerhalb unserer Holding sind wir die Vorreiter und kürzlich vom Sie auf das Du übergegangen. Der Umgangston ist locker. Dennoch sind wir mit den Auszubildenden beim Sie geblieben. Ich glaube, das ist wichtig, schließlich kann es mal zu disziplinarischen Maßnahmen kommen. Das Duzen ist innerhalb der Holding allerdings gut angekommen. Ich denke, auch in unseren Tochtergesellschaften wird es bald eingeführt, weil wir immer internationaler werden. Unsere ausländischen Partner sprechen wir alle mit Vornamen an.

Welche Regeln gelten bei Ihnen für den Umgang mit dem Smartphone am Arbeitsplatz?

Früher haben wir das locker gesehen, doch es gab immer wieder Probleme, weil einige es übertrieben haben und ständig am Handy gedaddelt oder Nachrichten geschickt haben. Wir mussten einsehen, dass dies dazu geführt hat, dass die Ablenkungen von der Arbeit zu groß wurden. Deshalb haben wir eine klare Linie gezogen. Das Smartphone darf während der Arbeitszeit nicht sichtbar sein. Nur nach Abstimmung mit dem Vorgesetzten sind Ausnahmen erlaubt, wenn zum Beispiel wichtige Nachrichten erwartet werden. In der Fertigung unserer Tochtergesellschaften ist es grundsätzlich verboten.

Wie findet man als neuer Azubi Anschluss in der Belegschaft?

Das ist bei uns kein Problem, weil wir insgesamt ein junges Team sind. Wir stellen jährlich etwa 20 Auszubildende ein, die wir fast alle übernehmen. Das heißt, der Mix aus Alt und Jung ist da, deshalb finden die Neuen gut Anschluss. Es spricht sich schnell rum, dass die Neuen da sind, alle haben ein offenes Ohr. Das ist übrigens im Büro genauso wie an den Maschinen.

Wie wichtig ist das Berichtsheft heutzutage noch? Wie oft findet Werkunterricht statt?

Auch wenn es sich wie eine Formalie anhört, das Berichtsheft ist sehr wichtig. Für die Auszubildenden ist es eine sehr gute Möglichkeit, zu beweisen, dass sie ein Projekt innerhalb einer Abteilung verstanden haben. Das Berichtsheft hilft außerdem, zu dokumentieren, dass die Lehrpläne umgesetzt wurden. Wir investieren deutlich mehr Zeit als früher darin, die gewerblichen Auszubildenden zu schulen. Früher waren die Auszubildenden häufiger unmotiviert, heute ist das anders. Da müssen wir helfen, vor allem sprachliche Defizite auszugleichen. Aber auch an Mathekenntnissen fehlt es oft.

Und die Berufsschule?

Als Mitglied des Prüfungsausschusses weiß ich, es gibt gute und schlechte Lehrer. Hauptschüler haben es oftmals schwerer als Abiturienten. Besonders groß ist der Unterschied in Mathe, Deutsch, Englisch und Politik. Da müssen wir oftmals nachhelfen.

Und wenn es in der Lehre mal nicht klappt, wie geht es dann weiter?

Das ist in den kaufmännischen Berufen sehr selten. Bei den gewerblichen Berufen kommt es schon mal vor, weil es manchmal an der Leistungsbereitschaft mangelt. Dann führen wir ernste Gespräche und haben oftmals Erfolg. Und sollte es trotzdem keine andere Lösung geben, dann muss man sich halt trennen. Doch das sind wenige Einzelfälle. In meiner 20-jährigen Laufzeit ist das vielleicht nur fünf- oder sechsmal vorgekommen.

Das Unternehmen

  • Die Jäger-Gruppe mit Stammsitz in Hannover liefert seit mehr als 75 Jahren Komponenten und Subsysteme aus Gummi, Kunststoff und Metall.
  • Die in der dritten Generation geführte Unternehmensgruppe ist als Partner im Maschinen- und Anlagenbau, in der Umwelt- und Agrartechnik sowie in der Erdöl-Exploration anerkannt.
  • Weltweit arbeiten mehr als 1.200 Mitarbeiter an mehr als 20 Standorten in Deutschland, Polen, den Niederlanden, Nordamerika und auch in China für das traditionsreiche Unternehmen.
Werner Fricke
Autor

Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.

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